Kaltblut-Vierspänner von Ehrenvorstand Martin Reitschuh beim Leonhardiritt in Holzhausen 2023
Pferdezüchter müssen sich in heutiger Zeit häufig kritischen Fragen der Gesellschaft stellen. Deshalb hatte Vorstand Franz Edfelder zur Jahreshauptversammlung der Kaltblutzuchtvereinigung Berchtesgadener Land den Fachberater des Bayerischen Landesverbandes der Pferdezüchter, Karl-Heinz Geiger eingeladen. „Die Akzeptanz der Nutzung eines Pferdes“ lautete der Titel seines Vortrags.
„Social license“ oder „gesellschaftliche Akzeptanz“, das sind Schlagworte, die seit einiger Zeit immer wieder in Bezug auf den Pferdesport fallen. So ergibt sich für den Fachberater der Pferdezüchter, Karl-Heinz Geiger die Frage: „Was muss getan werden, damit unser Kulturgut Pferd auch in Zukunft gesellschaftlich akzeptiert bleibt?“, die er in einem Vortrag mit den Berchtesgadener Kaltblutzüchtern erläuterte. Zunächst erklärte Geiger die Begrifflichkeit „social license“. Die Social license ist in etwa gleichzusetzen mit einem ungeschriebenen Gesellschaftervertrag. Sie wird von der Gesellschaft erteilt oder entzogen. Vertrauen, Transparenz und Glaubwürdigkeit stehen im Mittelpunkt. Geiger zeigte Wandlungen in der gesellschaftlichen Akzeptanz auf, wie den Raucher-Nichtraucher-Konflikt, die heute nicht mehr erlaubten Fuchsjagden in Großbritannien oder das frühere Fohlenbrennen. Pferdehalter hätten in der Gesellschaft teilweise ein negatives Image, es gibt sogar teilweise eine feindselige Haltung in der öffentlichen Meinung. Die Folge seien Sponsorenverluste bei Großveranstaltungen oder gesetzliche Bestimmungen. Das Verbot der Droschkenkutscher in Berlin war ein entsprechendes Exempel, wie der Fachberater informierte. „Heute steht an jeder Ecke einer mit einer Handykamera, um Momentaufnahmen festzuhalten. Und über die sozialen Medien wird meistens nur das Schlechte verbreitet. Fachberater Geiger weiter: „Die Gesellschaft hinterfragt heute die Nutzung der Pferde. Für uns gibt es aber auch eine gute Nachricht, denn wir können die Gesellschaft positiv beeinflussen und uns in der Öffentlichkeit gut präsentieren“. Als Faktoren nannte er unter anderem das grundlegende Fachwissen, Wissen im Umgang mit den Tieren, die artgerechte Haltung, gutes Training sowie die passende Ausrüstung. „Jeder Pferdehalter sollte das Wohl der Tiere optimieren und priorisieren. Jeder sollte sich der Verantwortung der Wirkung seiner Worte, Handlungen und der Verwendung von Bildern bewusst sein und sich aktiv mit den Bedenken im Zusammenhang mit ‚Social license‘ auseinandersetzen“, so Geigers zusammenfassender Hinweis. Im weiteren Verlauf informierte er die Pferdefreunde des Berchtesgadener Landes über Zahlen und Daten aus dem Landesverband zur Entwicklung der Tierbestände und wies auf anstehende Veranstaltungen hin. Unter www.bayerns-pferde.de sind alle Infos dazu eingestellt.
„Unsere Festumzüge die wir haben, sind nur so schön wegen der Mischung aus Musik, Vereinen und Rössern“, stellte der erste Vorsitzende der Kaltblutzuchtvereinigung Berchtesgadener Land, Franz Edfelder im Rahmen der Jahreshauptversammlung fest. Deshalb gelte es, das Kulturgut „Kaltblutpferd“ zu erhalten und weiter zu pflegen. Ein herausragendes Beispiel für einen prachtvollen Auftritt der Rösser war das Gautrachtenfest im vergangenen Jahr in Teisendorf gewesen. Diese Großveranstaltung mit mehr als 8.000 Teilnehmern war zwar eine enorme Herausforderung, hatte aber für eine sehr positive Außenwirkung gesorgt. „Die Rösser haben sich hervorragend präsentiert und ich möchte allen Beteiligten für ihr Mitwirken danken.“ Edfelder nahm kurz Bezug zum zuvor gehörten Vortrag von Karl-Heinz Geiger (Bericht oben) und meinte: „Viele reden von etwas, von dem sie nichts verstehen, sie reden einfach nach dem Mund. Ich bin gerne zur Diskussion bereit, wenn gewünscht.“ Ein besonderes Ereignis im Vereinsjahr war auch die Veranstaltung im Rahmen der Holzhauser Festwoche „25 Jahre Kaltblutfest“ gewesen. Edfelder ging dazu auf die einzelnen Vorführungen ein, freute sich über das hervorragende Engagement der jungen Leute und ließ manchen „Gänsehautmoment“ nochmals lebendig werden. Ein persönliches Erlebnis für den Vorstand selber war es gewesen, dass er nach sechs Jahren und einer gesundheitlichen Beeinträchtigung an der Hand wieder den Zehnerzug des Berchtesgadener Landes lenken konnte. Sein Dank ging nicht nur an alle Mitwirkenden und Helfer vor unter hinter den Kulissen sondern auch an die beiden Moderatoren Werner Zeininger und Schorsch Kamml. Zu den Ereignissen im Vereinsjahr zählten auch das Zehnerzugtreffen in Hundham, die Teilnahme am Fohlenmarkt in Traunstein und der runde Geburtstag von Ehrenvorstand Martin Reitschuh. Im Laufe der Versammlung im Aufhamer Neuwirt wurden die Mitglieder von Schriftführerin Christine Hoferer über die letztjährige Zusammenkunft und von Wolfgang Lamminger über die Entwicklung der Finanzen informiert. Heidemarie Wolfgruber beantragte in ihrer Funktion als Revisorin die Entlastung von Vorstand und Kassier, wobei es keinerlei Einwände vonseiten der Anwesenden zur Führung der Bücher gab. Nach der Rückschau ging der Blick bereits in Richtung Kaltblutfest 2024, das heuer am Sonntag, den 26. Mai im Rahmen der Holzhauser Bierzeltwoche veranstaltet wird. Franz Edfelder animierte hier besonders die jungen Leute zum Mitmachen und lobte das in der Vergangenheit gezeigte Engagement.