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Infoblattl Teisendorf
Ausgabe 8/2024
Teisendorf
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Auf Schritt und Tritt Geschichte finden

Getreidekasten auf der Fürmann Alm

Bayerisches Stiegel auf Fuß des Hochstaufen

Panorama von der Fürmann Alm hinaus in den Rupertiwinkel

Von der Fürmann Alm, Gemeinde Anger, hinüber zur Steiner Alm am Fuße des Hochstaufen

Eine angenehme, leichte Wanderung durch den Bergwald führt von der Fürmann Alm (hoch über Anger) hinüber zur Steiner Alm am Fuße des Hochstaufen. Mit dem Eindruck des uralter Getreidekasten an der Fürmann Alm beginnen die Gedanken sich nicht nur mit der Wanderung, sondern auch mit der hier oben erlebbaren Geschichte zu beschäftigen. Die Tür nieder, die Türschwelle durchgetreten – wie viele Menschen gingen über die Jahrhunderte hindurch – zu lesen die Jahreszahl 1607.

Bereits einige hundert Meter weiter auf der Wanderung der nächste geschichtliche Höhepunkt. Wie sagte meine Freundin, die noch nie hier oben war: Das ist aber ganz „großes Kino“! – und sie meinte es ernst. Als „Nordlicht“ hatte sie nicht diesen wunderschönen Blick über den sanfthügeligen Rupertiwinkel erwartet und zu dem allen das monumentale Kreuz; in der Sonne golden glänzend grüßt es hinaus in die Ferne.

Über Jahrhunderte fertigte die unweit von Anger im nahen Achthal arbeitende Eisengießerei „Carolinenhütte Achthal“ (zwischen Oberteisendorf und Neukirchen gelegen) heute noch im Rupertiwinkel anzutreffenden Kunstwerke, aber auch für den täglichen Gebrauch in Haushalt, für Bauernhöfe und die aufkommende Industrie, Pumpen, Schrauben, Gitter … In einem knapp 100-seitigen Katalog (entstanden um die Mitte bis Ende des 19. Jahrhunderts in der Blütezeit der Gießerei) findet sich Vielfältigkeit und Kunstfertigkeit der Gießerei.

Das Gelände der Fürmann Alm verlassend führt der Weg stetig bergwärts hinauf auf den Sonnleitenberg (1043 m). In 1025 m Höhe steht als beredter Zeuge der Vergangenheit der Landesgrenzstein von 1738. Er erzählt von den sich hier treffenden vier Grenzen: Fürsterzbistum Salzburg („P.S“ für Princepa Salzburg; Sonnleitenwald) auf der Westseite; Diözese Chiemsee („D.C“; Graf Törringer Wald) auf der Nordseite; Kloster Höglwörth („C.H“ für Convent Höglwörth; Frauenwald) auf der Ostseite; Kloster St. Zeno (ohne Inschrift; Kloster-St.-Zeno-Wald) auf der Südseite (Rückseite).

Vom Landesgrenzstein hinüber zur Steiner Alm (1026 m): Datiert mit 1820 nutzen Wanderer die Alm als Ziel oder aber als Zwischenziel auf dem Weg hinauf auf den 1771 m hohen Hochstaufen.

An der Rupertuskapelle vorbei – erbaut in den 1950er Jahren – Richtung Hochstaufen geht es dem nächsten geschichtsträchtigen Ziel entgegen: Das Bayerische Stiegel. Von 1257 bis 1816 – also fast 600 Jahre – verlief hier die Landesgrenze zwischen Königreich Bayern und dem Erzstift Salzburg und zugleich zwischen dem Kgl. Bay. Landgericht Traunstein und dem Salzburgischem Fürsterzbischöflichen Pfleg- und Landgericht Staufeneck (zu entnehmen der von Franz Reiter im Jahre 1999 errichteten Gedenktafel).

Der Geschichte nun genug nehmen meine Freundin und ich den Weg entlang des Almgebietes oberhalb der Steiner Alm und treffen dann auf den Weg wieder zurück zum Ausgangspunkt der Wanderung an der Fürmann Alm. Alles in allem je nach Kondition und ohne die wohlverdiente Brotzeit auf der Steiner Alm gerechnet eine Gehzeit von ungefähr 4 Stunden.

Rosi Fürmann