Von oben beginnend wurde der Meiler schrittweise abgebaut.
Die befüllte Lore fuhr auf einem Gleis talwärts.
Reiche Kohlenernte 2024
Beim Kohlenmeiler in Neukirchen wurde am letzten Sonntag die Ernte eingefahren. Die Köhler sind mit Menge und Qualität der Kohlen sehr zufrieden. Ein Wermutstropfen war das schlechte Wetter. Den Ablauf der Kohlenernte hat es zwar wenig beeinträchtigt, das große Köhler- und Handwerkerfest zum 25 jährigen Vereinsjubiläum musste aber Abstriche hinnehmen. Nur ein kleiner Teil der angekündigten „lebendigen Reise durch die letzten 25 Jahre des Vereinsgeschehens“ konnte stattfinden. Aktionen wie Heuernte, Pechlerhandwerk, Kalkbrenner, Heilkräfte der Natur oder das Fahren mit dem Pferdefuhrwerk sind Wind und Wetter zum Opfer gefallen. Dennoch war die Stimmung gut, viele Besucher waren gekommen, darunter auch eine Gruppe französischer Gäste, die im Rahmen der Städtepartnerschaft zwischen Teisendorf und Bétête/Frankreich in der Marktgemeinde weilten. Zusammen mit ihren Gastfamilien sahen sie sich das Öffnen und Abernten des Kohlenmeilers an und genossen die bayerische Gastfreundschaft bei gutem Bier und zünftiger Musik. Für diese sorgte den ganzen Tag über die „Hi und Do Musi“ aus Ruhpolding.
Pünktlich um zehn Uhr wurde mit dem Ernten der Kohle begonnen. Dazu entfernten die Helfer die Kohllösche, hier Koilisch genannt, die den Meiler luftdicht gemacht hatte. Die heiße Kohle wurde mit Gabeln und Schaufeln abgetragen und in Blechbottichen gefüllt. Die vollen Bottiche wurden in eine Lore ausgeleert, die die Kohle auf einem Gleis zu Tale beförderte. Dort warteten bereits weitere Helfer, um sie zu leeren und die Kohle auf einem Podest zum Auskühlen auszubreiten. Die leere Lore wurde an einer Kette wieder nach oben gezogen. Der Vorgang wiederholte sich den ganzen Tag über, bis der Meiler um etwa 16 Uhr zur Gänze abgetragen war. Nach getaner Arbeit zogen die Köhler gemeinsam mit dem Köhlerliesel Monika Schmid und der 1.Vorständin Stephanie Enzinger, unter den Klängen der Hi und Di Musi von der Anhöhe zum Festplatz bei der Köhlerhütte. Die diesjährige Verkohlung war damit zwar beendet, gefeiert wurde aber noch weiter, denn die Helfer hatten nach dem anstrengenden Tag eine Stärkung redlich verdient.
Auf dem Festplatz hatten trotz Regen einige Handwerker kleine Stände aufgebaut um ihre Arbeit vorzustellen. So Maurermeister Anton Mühlbauer, der ein Marterl, auch Bild- oder Erinnerungsstock genannt, für einen verstorbenen Köhler vor den Augen der Zuschauer aus Ziegel und Mörtel entstehen ließ.
Die Zimmerei Abstreiter aus Neukirchen hat das Eindecken eines Glockenstuhl mit Lärchenschindeln vorgeführt. Solche Glockenstühle wurden früher aufgestellt, um mit der Glocke die Knechte zum Mittagessen zu rufen, wusste Norbert Abstreiter. Interessenten konnten den Glockenstuhl auch käuflich erwerben.
Martin Enzinger und Sebastian Zollhauser zeigten, wie aus einem Fichtenstamm ein Brunnen entstehen kann. Das heißt eigentlich ein Brunnentrog und eine Brunnensäule, denn das Wasser kommt immer noch aus der Wasserleitung oder aus einer Quelle.
Geöffnet war auch an diesem Tag, wie schon öfter während der Köhlerwochen, der Krameladen von Helga Prechtl. Wie bei einem echten Kramer, war das Angebot bunt, vielfältig und abwechslungsreich. Von Trachtenkleidung über Tischdecken, Küchengeräte, selbstgemachte Marmeladen, heimischer Honig ja sogar Schnaps, fand sich hier für viele Wünsche eine Lösung. In einer weiteren Hütte hatten Kinder einen kleinen Flohmarkt organisiert und freuten sich über jede Einahme.
Nicht vergessen werden soll, dass der Tag auch eine Hommage an das 25 jährige Jubiläum des „Vereins für die bäuerliche und handwerkliche Traditionspflege“ kurz „Köhlerverein Neukirchen“ war. In einem kleinen Zelt neben dem Festplatz wurde das Vereinsgeschehen über 25 Jahre auf bebilderten Tafeln lebendig. Für jedes Jahr war ein Highlight herausgestellt, wie beispielsweise das 10 jährige Jubiläumsfest im Jahr 2000 mit dem Thema „Rund ums Schaf“, der Aufbau der Gleisanlage zum Kohlentransport (2003), das Brotbacken im neuen historischen Backofen (ab 2012), die Aufführung der „Kohlenbrennersage“ als Freilichttheater (2010), die Organisation des 10. Europäischen Köhlertreffens mit Freilichttheater in Neukirchen (2015). Langweilig wirds bei den Köhlern in Neukirchen nie. Es gelingt ihnen, die Gemeinschaft zu pflegen und das Köhlerhandwerk und die bäuerlich-handwerklichen Arbeitsmethoden vor der Vergessenheit zu bewahren. Auch die zu Ende gegangenen Köhlerwochen 2024 haben dies wieder gezeigt