Wenn auch nicht unerwartet, letztlich aber doch erschrocken waren die Pidinger, als am letzten Januarwochenende die Nachricht die Runde machte, Max Holzapfel ist tot.
Ein Fußballer der ersten Stunde – „Professor“ ob seines fundierte Wissens wurde er gerne genannt – hat für immer die Augen geschlossen.
Aber wer war dieser Max Holzapfel?
Maximilian – wie sein offizieller Name lautete – wurde am 10. Juli 1940, also mitten im Krieg, als einziges Kind des Eisenbahners Maximilian Holzapfel und dessen Gattin Maria in Piding geboren.
Bereits in jungen Jahren fühlte er sich dem Fußballspiel hingezogen. Alles, was als „Ball“ geeignet schien wurde von ihm mit Tritten maltretiert. Gerne hörte er die Fußballreportagen, die vom Reisebüro Schöffel in Piding via Lautsprecher ins Freie übertragen wurden. Und so nahm es auch nicht Wunder, dass er schon als kleiner Stöpsel sich Gleichgesinnte suchte und mit diesen in jeder freien Minute herumtollte. Wenn man auch keinen Ball hatte, so kickte man doch mit Blechdosen, Wollknäuel oder Ähnlichem in der Freizeit. Piding und Mauthausen waren meist die Mannschaften. Aber auch im Durchgangslager nahe dem heutigen Hagebau-Markt regte sich das Interesse an diesem Ballspiel und schnell gab es in Piding drei „Mannschaften“, die sich beim Fußballspielen die Kräfte maßen. Und immer war Max Holzapfel dabei und dirigierte bereits als Knabe seine Mitspieler. Als etwas Beleibter ließ er lieber die anderen laufen, was er auch bis ins hohe Fußballer-Alter beibehielt.
Mit seinem Pendant Herbert Schlögel aus dem „Lager“ organisierte er meist die Ortsteil-Matches, als noch dazu die Schule einen Sportplatz neben dem Schulgelände errichtete.
1954 – dem Jahr, in dem Deutschland zum 1. Male Fußball-Weltmeister wurde – wurde er nach der 8. Volksschul-Klasse ins Berufsleben entlassen und er erlernte bei Rupert Argstatter, dem Potscher Bert das Maurerhandwerk. Aber trotz reduzierter Freizeit fand er immer noch Zeit und Muße für das Fußballspiel, hatte man doch zwischenzeitlich auch einen Ball zum Spielen.
Die Spielgemeinschaft Ainring/Thundorf/Niederstraß oder die Reichenhaller Metzger waren die ersten Gegner.
Und so nahm es auch nicht Wunder, dass Max Holzapfel bei der Gründung des ASV Piding am 1. Juli 1955 in der alten Schule mit dabei war und seinem ASV bis zur letzten Stunde treu geblieben ist. Zuerst als Jugendlicher, später bei den Aktiven und danach noch bei den Alten Herren, und immer mit als Organisator. Doch damit nicht genug. Auch als Trainer stand er seinen Mann und hat Dank seines fundierten Wissens viel zum Aufstieg des Fussballs in Piding mit beigetragen.
Stolz führte er als Spielführer seine Elf 1968 zum ersten Mal aus der C- in die B-Klasse, wo man einige Jahre gut mitspielen konnte. Nach dem Abstieg in die C-Klasse gab es aber bereits 1974 wieder die Chance, mit Max Holzapfel als Trainer in die B-Klasse zurückzukehren. Der Max hatte 1971 die Mannschaft als Trainer übernommen und formte sie wieder zu einem Spitzenteam.So konnten die Pidinger in einem spannendem Spiel Dank der klugen Auf- und Einstellung der Mannschaft durch Max den Wiederaufstieg realisieren und schlugen am 7. Juli 1974 in einem Relegationsspiel auf der Pettinger Sportanlage den anderen Qualifikanten SV Oberteisendorf mit 3:1 und wurden damit wieder B-Klassist.
Auch war Max in der Zeit von 1985 bis 1989 2. Abteilungsleiter bei den Fußballern.
Aber auch ohne Mandat brachte er sich in die Abteilung ein und half, wo Not am Manne war.
Aufgrund seiner hervorragenden und langjährigen Verdienste um „seine“ Fußballer und den Verein wurde er 2004 vom BLSV und seinem Präsidenten Günther Lommer mit einer Ehrenurkunde ausgezeichnet.
An den Wochenenden fand Max sich immer wieder beim Brettlwirt ein, wo er in der Köchin „Mausi“ ein Mädchen kennenlernte, das er dann am 10. Oktober 1966 im Mauthauser Kircherl zum Traualtar führte. 1968 wurde Ihnen mit Susi ein Töchterchen geschenkt und das Familienglück war vollständig.
Zwischenzeitlich hatte sich Max eine gemütliche Wohnung in den Obergeschossen des Brettlwirts eingerichtet, wo die Drei dann bis zum Tod seiner Mutter im Jahre 1994 wohnten. Nach dem Tod der Mutter bezogen sie deren Wohnung bis zu seinem Tod. Max hatte große Angst vor dem Krankenhaus und mied deshalb auch jeden Besuch dort. Lieber ließ er sich von seiner Mausi verarzten und konnte so bis zum Oktober letzten Jahres sein Rentnerleben daheim genießen. Dazu gehörte auch der Stammtisch bei Loni. Im Oktober 2024 musste er schließlich doch ärztliche Hilfe in Anspruch nehmen und kam ins Krankenhaus in Bad Reichenhall. Nach einer anschließenden Reha in Bad Feilnbach wurde er zum Pflegefall und kam ins Seniorenheim in Bad Reichenhall – Kirchberg, wo er liebevolle Pflege erhielt. Doch die Krankheit war schon so vorangeschritten, dass er in der Nacht zum 25. Januar 2025 im Krankenhaus Bad Reichenhall verstarb.
Erst jetzt erinnerte man sich wieder an all die Verdienste, die er sich um den Pidinger Fußball erwarb.
Mit sein Verdienst war, dass die Fußballer bereits einige Jahre nach der Gründung eine Umkleidekabine mit Waschmöglichkeit erhielten. Anfangs noch primitiv, aber nach und nach konnten sich die Fußballer Dank umfangreicher Eigenleistungen ein eigenes Clubheim schaffen. Und auch hier war Max Holzapfel ein großartiger Helfer. Als gelernter Maurer war er ja gefragt und hat viel mit dazu beigetragen, dass man nach und nach ausgezeichnete Umkleide- und Waschmöglichkeiten bekam.
Bis 2024 haben diese Sportlerheime als Heimat der Fußballer gedient und wurden erst durch den Neubau des jetzigen Clubheimes durch die Gemeinde abgelöst. Soweit es seine Gesundheit zuließ, besuchte er gerne die Heimspiele am Sportplatz an der Jahnstraße und gab am Schluss dann immer seinen fachgerechten Kommentar ab. Nach den Auswärtsspielen ließ er sich gerne vom Abteilungsleiter Anderl Reichenberger vom Spiel berichten. Nicht immer war er glücklich bei Niederlagen und verglich dabei die „gute alte Zeit“, wo solche Gegner doch immer das Nachsehen hatten.
Mit 25 Jahren fand er ein neues Hobby, die Jägerei. Ihr blieb er ebenfalls bis zum Ende treu, wurde er doch noch im Januar für seine 60-jährige Mitgliedschaft im Jagdverband Berchtesgadener Land geehrt. So manche Jagdtrophäe zierte seine Wohnung. Ganz besonders stolz war er auf die Trophäe eines kapitalen Hirsches, den er zusammen mit dem Berger Lois bei einer Jagd in Ungarn geschossen hatte.
Am 11. Februar 2025 fand er unter großer Anteilnahme auf dem Gemeindefriedhof in Piding seine letzte Ruhe. Viele Jagd- und Sportkameraden vergangener Jahre gaben ihm das letzte Geleit und nahmen Abschied von ihrem „Professor“.
Mit Max Holzapfel verliert der ASV Piding, v.a. die Fußballabteilung nicht nur eines seiner Gründungsmitglieder, sondern auch einen Menschen, der sehr viel für den Fortbestand seines ASV in schwierigen Zeiten getan hat, einen Kumpel, der sehr gern in seiner humorigen Art seine Kameraden auf den Arm genommen hat und – wenn Not am Mann bestand, immer mit Rat und Tat zur Stelle war.
Die Pidinger Fußballer werden ihn stets in bester Erinnerung behalten.