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Remagener Nachrichten
Ausgabe 36/2023
Aktuelles
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Neue Ausstellung im Arp Museum Bahnhof Rolandseck

"Madonna mit Kind", Antonio Solario, 1. Viertel 16. Jh., Arp Museum Bahnhof Rolandseck, Sammlung Rau für UNICEF.

„Heilige Körper“ bis Frühjahr 2024 zu sehen

ROLANDSECK. sm. Das Arp Museum Bahnhof Rolandseck lädt zur neuen Ausstellung „Heilige Körper“. Sie versammelt 50 religiöse Gemälde und Skulpturen, die christliche Glaubenswelten vom Mittelalter bis in die Anfänge der Moderne darstellen. Im Zentrum des Christentums steht ein Mensch gewordener Gott. In Messe und Gottesdienst wird sein „heiliger Körper“ lebendig, wird sein freiwilliges Opfer für die Erlösung aller körperlich erfahrbar in Brot und Wein.

Die Ausstellung wurde am 3. September 2023 eröffnet und ist bis zum 1. 4.2024 zu sehen. Kunstwerke aus sechs Jahrhunderten illustrieren den Lebens- und Leidensweg Jesu. Ihn und die ihm nachfolgenden Märtyrer und Heiligen eint ihre Friedfertigkeit, ihr passives Heldentum. Ihre innere Stärke trotzt den ihnen zugefügten seelischen und körperlichen Foltern. Bis heute sind ihre heiligen Körper Kraftquellen, nahbare haptisch fühlbare Vermittler des Glaubens, so das Arp Museum.

In der Ausstellung sind Werke von Fra Angelico, Antonio Solario, Nicola Posano, Jusepe de Ribera, Maurice Denis und zahlreichen anderen Künstlern zu sehen. Deutlich zeigt sich in der Auswahl die ausgesprochen hohe Qualität der religiösen Kunst in der Sammlung Rau für UNICEF.

Die Ausstellung gliedert sich in vier Bereiche. Das Kapitel „Die Heilige Familie“ erzählt von ‚den‘ zentralen Gestalten des Christentums: Maria, Joseph und Jesus. Wesentliche Ereignisse ihrer Familiengeschichte, wie die Geburt des Messias, sein Tod, sowie seine Auferstehung und anschließende Himmelfahrt, werden in Kunstwerken vom Mittelalter bis in die Anfänge der Moderne verbildlicht. Seit ca. 1300 steht das innige familiäre Miteinander zwischen Mutter und Sohn im Mittelpunkt. Die Himmelskönigin und der Weltenherrscher vergangener Kunstepochen werden nun in Malerei und Bildhauerei uminterpretiert und als empfindsame menschliche Individuen wiedergegeben.

Der zweite Ausstellungsbereich „Opfer“ illustriert die Bedeutung des rituellen Opfers, das weltweit im Mittelpunkt vieler Religionen steht. Das dritte Kapitel rückt die Bedeutung der „Propheten“ in den Vordergrund. Jüdische, christliche und islamische Propheten wie Johannes, Jesus oder Mohammed sind Verkünder göttlicher Botschaften, die sie in enger Zwiesprache mit Gott empfangen. Im abschließenden Kapitel „Heilige Körper“ stehen die skulpturalen Stellvertreter der Heiligen im Vordergrund, die hautnah abstrakte Glaubensinhalte vermitteln.

„Wir alle – im Einzelnen und als Gesellschaft – brauchen heilige Körper: um zu verstehen, wer wir sind, wer wir sein könnten und wer wir sein wollen in der Zukunft. Zu diesen zählen z.B. auch unsere architektonischen Denkmäler wie die Remagener St. Apollinaris Kirche.“, bemerkt Dr. Heike Otto, Generaldirektorin Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz.

Peter-Matthias Gaede, Deutsches Komitee für UNICEF, ergänzt zum Selbstverständnis des Sammlers Gustav Rau: „Für Rau, der lange Zeit unter den Ärmsten im Kongo lebte, war jeder Mensch heilig, der zu ihm kam. Er bot ihnen Halt und Fürsorge. Dies verbindet ihn mit den Persönlichkeiten, die in den Skulpturen und Gemälden dieser Ausstellung gezeigt werden. Sie waren seine Vorbilder. Und das verbindet uns, UNICEF, mit Gustav Rau“.

Susanne Blöcker, Kuratorin der Kunstkammer Rau betont: „Glaubt man an die innere Stärke der ‚heiligen Körper‘ werden sie zu einem Kraftquell der besonderen Art.“. Sie hofft, dass sich die Besucher vom Geist der friedfertigen Heldinnen und Helden inspirieren lassen.

Dr. Julia Wallner, Direktorin des Arp Museum Bahnhof Rolandseck, resümiert: „Die Ausstellung thematisiert eine universelle Frage des Menschseins und der Menschlichkeit. Sie vermittelt sich über alle Zeiten und Kulturräume und trägt eine deutliche Botschaft des friedfertigen Umgangs in die Welt.“

Innerhalb der Ausstellungsräume warten auf Karten gedruckte Fragen zu den vier Themenkomplexen darauf, von den Besuchern beantwortet zu werden. Die Karten leiten weiter ins Arp Labor, wo eine Mitmach-Station eingerichtet ist. Dort geht es um die Themen der Ausstellung in der heutigen Zeit, wie etwa um Fragen wie „An wen wendest du dich, wenn du Sorgen hast?“ Zur Ausstellung gibt es einen Kurzführer mit Texten von Susanne Blöcker in Zusammenarbeit mit Annette Krapp, der kostenfrei ausliegt. Das Museum bietet ein vielseitiges Begleitprogramm.