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Remagener Nachrichten
Ausgabe 41/2023
Aktuelles
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Neue Ausstellung im Arp Museum Bahnhof Rolandseck eröffnet

"Klettenturm", Christiane Löhr, 2001, Foto: David Ertl

Christiane Löhr: Symetrien des Sachten

ROLANDECK. sm. Am 8. Oktober wurde im Arp Museum Bahnhof Rolandseck eine neue faszinierende Ausstellung eröffnet. In einer groß angelegten Überblicksausstellung schafft die international renommierte Künstlerin Christiane Löhr (*1965) einen einzigartigen skulpturalen und installativen Kosmos mit Materialien aus der Natur. Flugsamen, Pflanzenstängel, Kletten, Baumblüten und Tierhaar nutzt sie zur Konstruktion ihrer organisch-abstrakten Werke, die an Architekturen, Landschaften oder Gefäße erinnern. Auf überraschende Weise transformiert sie die vergänglichen Materialien in präzise konstruierte, zarte wie auch raumgreifende Skulpturen. Die Ausstellung versammelt annähernd 80 Werke aus vier Jahrzehnten und kann bis zum 21. Januar 2024 besucht werden.

Christiane Löhrs vegetativ-architektonische Raumskulpturen im lichtdurchfluteten Museumsbau von Richard Meier öffnen aktuelle Perspektiven auf das fragile Bild des Seins und rufen organische Prinzipien von Wachstum und Konstruktion auf, so das Arp Museum. Die Künstlerin, die in Köln und in der Toskana arbeitet, ist eine der wichtigsten Stimmen im aktuellen Diskurs um neue, zeitbezogene Ansätze in der Skulptur. Die Werkschau nimmt die wegweisenden Themen im Kontext der Moderne um das Künstlerpaar Arp für das 21. Jahrhundert auf. Der Titel der Ausstellung entstammt dem Gedicht "Ordnungen der Wildnis - zu Arbeiten von Christiane Löhr" von Marion Poschmann, das 2020 in ihrem Sammelband „Nimbus“ Gedichte, bei Suhrkamp erschien.

Schon während ihres Kunststudiums fand Löhr ihren Werkstoff: Bei Ausritten auf ihrem Pferd berührte die Natur sie; sie nahm Landschaft und Pflanzen wahr. Und fing an, spielerisch Naturmaterialien in ihr künstlerisches Schaffein einzubeziehen.

Während ihres Studiums beim Land-Art-Mitbegründer Jannis Kounellis an der Düsseldorfer Kunstakademie begann sie, die Eigenschaften von Pflanzenteilen und Tierhaaren als Werkstoff zu erforschen.

Ihre Werke halten ohne Hilfsmittel, sondern orientieren sich an den Eigenschaften des verwendeten Materials. Im Arp Museum findet sich etwa „Große Samenwolke“, eine Samenwolke aus Distelsamen. Oder der „Klettenturm“, der an die Zeit erinnert, als sie Kletten aus der Mähne ihres Pferdes entfernte.

Christiane Löhr, die in Köln und in der Toskana lebt, setzt Naturmaterialien für ihre Werke ein, jedoch sind ökologische Bewusstseinsbildung oder die Beziehung Mensch und Natur für ihre Arbeit nicht relevant, geht es ihr doch um eine geistige Dimension, die sich vom Physischen löst.

Der Betrachter ihrer Kunst muss genau hinschauen, gerade die kleinen Skulpturen fordern Sensibilität, wie Kuratorin Jutta Mattern betont. In einer lauten Welt, sei das eher selten. Für die Ausstellung im Arp Museum schuf Löhr drei große Werke, den Teppich aus Löwenzahn-Pusteblumen, eine filigrane Reuse aus Pferdeschweifhaar sowie die beeindruckende Distelsamenwolke.