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Bad Breisiger-Sinziger Nachrichten
Ausgabe 13/2023
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Erste Vorschläge zur Gewässerentwicklung der Ahr

Der Maßnahmenkatalog stieß auf viel Interesse.

In Sinzig gibt für das 6,2 Kilometer lange Teilstück des Flusses 49 Maßnahmenvorschläge

SINZIG. TW. Von der Quelle bis zur Mündung der Ahr verläuft der Fluss über 85,1 Kilometer, die letzten 6,2 Kilometer davon durch das Gebiet der Stadt Sinzig. Bei der Flutkatastrophe vom 14./15. Juli 2021 hatte sich der Fluss verändert, wurde breiter, an manchen Stellen tiefer, andernorts stieg die Sohle. Wie die Ahr künftig aussehen soll und was sie darf, das soll ein Gewässerentwicklungskonzept klären. Erstellt wird dies von vier verschiedenen Büros, ein fünftes Ingenieurbüro führt die Ergebnisse zu einem Werk zusammen. Da es sich um ein sogenanntes Gewässer zweiter Ordnung handelt, ist die Kreisverwaltung zuständig. Und die konnte nun zu einer ersten Vorstellung der Entwicklungsempfehlungen in den Sinziger Helenensaal einladen. Dort ging es um die letzten 6,2 Kilometer bis zur Mündung. Die hatte das vor Ort sitzende Büro Porz & Partner genauer unter die Lupe genommen. Stephan Porz trug die Resultate aus Analyse, Maßnahmenkatalog und Perspektive rund 100 interessierten Bürgern vor.

Zunächst aber berichtete Geschäftsbereichs- und Fachbereichsleiterin Anja Toenneßen über die Bemühungen der Kreisverwaltung zur überörtlichen Hochwasservorsorge mit den Bausteinen der Gewässerwiederherstellung und Entwicklung zum Auftakt, dem Wasserrückhalt in Verbindung mit technischem Hochwasserschutz im Anschluss und weiteren Bausteinen, die in der Obhut der Hochwasserpartnerschaft Ahr liegen. Beim Gewässerwiederherstellungskonzept ist das Ziel neben der Gefahrenbeseitigung die Verbesserung der Gewässerstruktur und des Abflusses sowie die Schaffung von Rückhaltefunktionen, was vor allen Dingen innerörtlich nur schwer zu bewerkstelligen ist. Letztlich sind die überörtlichen Maßnahmen eine Ergänzung zu den örtlichen Vorsorgemaßnahmen der Kommunen für Gewässer dritter Ordnung, die insbesondere für die Unterlieger die Risiken minimieren sollen. Die Kooperation von Kreis und Kommunen wird vom Umweltministerium mit hohen Zuschüssen gefördert.

Im Gewässerentwicklungskonzept werden Maßnahmen zur hochwasserresilienten Wiederherstellung von Sohle, Böschungen oder Uferbereich beschrieben, aber auch Maßnahmen zur Wiederherstellung der Gewässerökologie und der Gewinnung von mehr Raum für die Gewässer. Die Vermeidung künftiger Schäden steht ebenso im Fokus, wie die Schaffung von Rückhaltefunktionen und Abflussbereichen.

Die Zusammenführung der Ergebnisse zu einem Gesamtkonzept beinhaltet dann eine Prioritätenliste zur Umsetzung in den kommenden Jahren, erste meist kleinere Maßnahmen werden bereits in diesem Jahr umgesetzt, wobei es eine Fülle von Dingen zu beachten gibt, unter anderem die Flächenverfügbarkeit. Und so haben Stephan Porz und seine Mitarbeiter erst einmal die Ahr Meter um Meter von der Stadtgrenze zu Bad Neuenahr-Ahrweiler bis zur Mündung in den Rhein unter die Lupe genommen. Dabei wurden die letzten 200 Meter eher am Rande betrachtet, im Mündungsgebiet, dass ein Naturschutzgebiet ist, ist sich die Ahr selbst überlassen. Ansonsten galt es, eine Fülle von Daten zu sammeln: neben allgemeinen Gewässerdaten ging es um Erosionen, Erhöhungen der Sohle, den Verlust von Gewässerstrukturen oder Bewuchs bis hin zu Querschnittseinengungen oder Einleitungen. So wurden im Bereich der Stadt Sinzig insgesamt 145 solcher Bestandsargumente größtenteils mit Defiziten katalogisiert. Letztendlich definierte das Büro daraus 49 Einzel- und Flächenmaßnahmen, von denen Porz den Besuchern im Helenensaal einige vorstellte. So hat sich die Ahr etwa im Bereich des Ehlinger Köpfchens derart breit gemacht, dass sie im vergangenen Sommer so geringe Wassertiefen erreichte, dass für viele Lebewesen des Wassers kein Durchkommen mehr war. Bei solchen Entwicklungen bedarf es der Herstellung eines gegliederten Gerinnes mit einer Niedrigwasserrinne. Ein Stück weiter flussabwärts gab es hin zur Bebauung im Bad Bodendorfer Kurviertel große Seitenerosionen, dort wurde auch der Radweg fortgespült. Damit die Ahr sich nicht weiter in Richtung der angrenzenden Häuser bewegt, muss das Ufer befestigt werden, Strömungslenker sorgen zusätzlich für festen Halt, ein Damm am Sportplatz soll wiederhergestellt werden. Auch unterhalb der Burggrafenstraße gefährden Erosionen die Bebauung, hier sollen Steine aufgeschüttet werden. Genau das tat man nach der Flut zur Sicherung der Ahrbrücke in der Kölner Straße, weil zwei Pfeiler unterspült waren. Nun ist der Abflussquerschnitt eingeengt, die Maßnahmen müssen teilweise zurückgenommen werden. Perspektivisch brachte Porz unter anderem einen Polder in den Ahrwiesen, Gewässerentwicklungsflächen nahe des Sinziger Brunnens oder eine Absenkung der Sinziger Sportplätze zu Retentionszwecken ins Gespräch. Positiv bewertet der Ingenieur die Zusammenarbeit mit dem Landesbetrieb Mobilität (LBM) und der Deutschen Bahn (DB). Während das Bad Bodendorfer Büro für den LBM eine Optimierung des Gerinnes unter den B9-Brücken plant, wies der Ingenieur Aussagen Betroffener, die Bahnbrücke gleich neben der B9 sei für hohe Wasserstände verantwortlich gewesen, zurück.