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Bad Breisiger-Sinziger Nachrichten
Ausgabe 14/2023
Aktuelles
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Mehr Trauer- und Traumabegleitung

Hospiz-Verein weitet Angebot für Bürger des Kreises aus

BAD NEUENAHR-AHRWEILER. Erst jetzt kommen bei vielen die seelischen Folgen der Katastrophe vom Juli 2021 hoch. Den Bedarf an psychiatrischer und psychosozialer Unterstützung bei den Menschen im Ahrtal hat der Hospiz-Verein Rhein-Ahr bereits früh erkannt und noch im Herbst 2021 eine Stelle für die Trauer- und Traumakoordination eingerichtet. Diese hat nun ein eigenes Zuhause. Das Team agiert ab sofort vom Integrativen Mehrgenerationenquartier (IMQ) an der Schützenstraße in Bad Neuenahr-Ahrweiler.

„Von hier weiten wir auch unser Angebot noch aus“, erklärte die Vereinsvorsitzende Ulrike Dobrowolny bei einer der ersten Team-Sitzungen. Nicht nur für die Verwaltung, sondern auch für die Beratung stehen am neuen Standort Räume zur Verfügung, aber auch aufsuchend ist das Team weiterhin und verstärkt tätig und somit entlang der Ahr vor Ort bei den Bürgen präsent.

Dobrowolny: „Zunächst ging es uns vornehmlich um die Senioren, weil schnell Angebote für Kinder- und Jugendliche von offizieller Seite installiert wurden, es aber keine Hilfe für die Älteren gab. Menschen, die die Folgen des Kriegs noch erlebt haben und sich nach der Flut wieder in einem ähnlichen Szenario befanden. Gleichzeitig aber nicht die Kraft hatten selbst wieder aufzubauen. Menschen, die aus dem Flutgebiet herausgebracht wurden, Angehörige und Heimat verloren.“

„Mittlerweile hat sich bei uns die psychosoziale Bürgerberatung etabliert“, erklärt das Team mit Christian Falkenstein, Diplom-Psychologe und psychologischer Psychotherapeut, und Christa Kosmala, Traumafachberaterin und Supervisorin, Mediatorin Claudia Hoffmann und Trauerbegleiterin Friederike Kettel: „Wir unterstützen und weisen einen Weg, wenn jemand nicht mehr weiß, wie es ihm geht oder wie es weiter geht, er sich ausgebrannt und verloren fühlt und eine Perspektive fehlt.“ Jeder von ihnen weiß aus bisheriger Erfahrung: Manchmal braucht es nur einen Anstoß, Einordnung oder eine praktische Handreichung. Manchmal braucht es aber auch mehr. „Nicht jeder, der die Flut erlebt hat, ist traumatisiert und braucht eine Therapie. Ebenso ist nicht jeder, der zum Flutzeitpunkt nicht einmal im Tal war, von massiven Folgen verschont geblieben.“

Das Angebot des Hospiz-Vereins umfasst Einzel- und Gruppengespräche, Begleitungen, Schulungen, Trauercafés und Seniorentreffs. Es reicht bis hin zu Ausflugsfahrten für flutbetroffene Senioren, „damit diese dem Schrecken der Flut wieder andere Bilder und Gemeinschaftsgefühle entgegensetzen können“, so Organisatorin Uschi Klapp-Dittmann.

Die Trauer- und Traumakoordination baut nach Bedarf Gruppen- und Einzelangebote sowie Beratungen aus. Im Aufbau ist eine Vortragsreihe, die eine Vielzahl der Themen aufgreift, die die Menschen im Ahrtal aktuell bewegen: Vertrauensverlust und Beziehungsstress, Leben auf engstem Raum und am Fluss, Krisenbewältigung und Selbstfürsorge. Ein Online-Angebot soll unter anderem Berufstätige nach dem Job noch erreichen. Dobrowolny: „Wir begleiten die Menschen als Bürgerbewegung da, wo sie Hilfe brauchen und leisten mit unserer Trauer- und Traumakoordination psychosoziale Akuthilfe.“

Finanziert wird die Trauer- und Traumakoordination aus Spenden, die der Hospiz-Verein Rhein-Ahr eigens dafür erhalten hat. Für die Bürger, die die Angebote wahrnehmen, sind diese kostenlos.

Kontakt: Claudia Hoffmann, Tel. 0151/16237383. Weite Infos und Angebote: https://www.hospiz-rhein-ahr.de/index.php/trauer-und-trauma