Titel Logo
Bad Breisiger-Sinziger Nachrichten
Ausgabe 14/2025
Seite 3
Zurück zur vorigen Seite
Zurück zur ersten Seite der aktuellen Ausgabe

Gedenken in Stein gemeißelt

Nur für das Foto haben Fritz Vennemann und Jochen E. Diedenhofen ihren Blick vom Computer gewandt. Sie schauen sich den Entwurf der Internetpräsenz von denkahr.de an.

DenkAHR sucht seine Heimat

BAD NEUENAHR-AHRWEILER. (TW/kan) Die Ahrflut im Juli 2021 hat tiefe Wunden hinterlassen – menschlich, emotional und städtebaulich. Mit dem Denkmalprojekt „DenkAHR“ möchte der Künstler Jochen E. Diedenhofen aus Lind diesen Einschnitt in die Geschichte der Region dauerhaft sichtbar machen. Doch wo das Mahnmal seinen Platz finden soll, bleibt umstritten.

Die Idee: Eine 14 Meter breite und 4,50 Meter hohe Mauer aus Sichtbeton, durchzogen von Steinen eines zerstörten Hauses – mutmaßlich des Pfarrhauses in Ahrbrück – soll sinnbildlich das Zerstörte zusammenhalten. Die Maße selbst sind Symbolträger: Die Höhe steht für den durchschnittlichen Wasserstand in der Flutnacht, Breite und Dicke spiegeln das Datum des 14. Juli 2021 wider. 136 aus der Wand herausragende Bronzeplaketten erinnern namentlich an die Todesopfer, versehen mit Ablagemöglichkeiten für Kerzen oder Blumen. Finanziert wird das Projekt über Sponsoren, organisiert durch den eigens gegründeten Verein DenkAHR e.V. mit Sitz in Bad Breisig.

Zunächst hatte der Verein den idyllischen Dahliengarten in Bad Neuenahr favorisiert – ein Ort mit hoher Besucherfrequenz, der dem Anliegen öffentliche Sichtbarkeit verleihen könnte. Doch die Stadtverwaltung verwies auf den geplanten Einsatz des Parks als Retentionsfläche bei künftigen Hochwassern und sprach sich daher gegen eine zentrale Platzierung dort aus. Auch das nahegelegene Dorint-Hotel sowie das bereits vorgesehene Mahnmal an der Maria-Hilf-Brücke sorgten für Diskussionen über den geeigneten Ort.

Im Ortsbeirat Bad Neuenahr wurde eine Bürgerbeteiligung zur Standortsuche vorgeschlagen – der Antrag scheiterte an einem Patt. Weder der Haupt- und Finanzausschuss noch der Stadtrat konnten sich vorerst auf eine Empfehlung einigen – bis zur Sitzung am 10. März.

In dieser Sitzung wurde die Standortfrage endgültig entschieden. Zwar stieß das Projekt an sich parteiübergreifend auf Zustimmung, in der konkreten Platzierung trennten sich jedoch die Wege. Die SPD unterstützte den Verwaltungsvorschlag Dahliengarten, CDU und FWG stimmten differenziert, die Grünen lehnten jede Platzierung in einem kreisstädtischen Park ab. Am Ende votierte der Stadtrat mit 15 zu 11 Stimmen bei drei Enthaltungen für eine Verortung des Denkmals im Kaiser-Wilhelm-Park – und damit gegen den ursprünglich favorisierten Dahliengarten.

Der Entscheidungsprozess zeigt exemplarisch das Spannungsfeld zwischen dem Wunsch nach würdiger Erinnerung und den praktischen Erfordernissen des Hochwasserschutzes. Während das Denkmal ein Ort der Mahnung, des Innehaltens und des kollektiven Gedenkens sein soll, stellen sich städtebauliche und sicherheitstechnische Fragen. Mit dem Kaiser-Wilhelm-Park ist nun ein Alternativstandort gefunden, an dem das Projekt neue Wurzeln schlagen kann – fernab des ursprünglichen Planes, aber weiterhin im Herzen der Stadt.

Wie es hieß, geht in der kommenden Woche die Internetseite www.denkahr.de an den Start. Dort stellt sich der Verein vor und weist auf die unterschiedlichen Unterstützungsmöglichkeiten hin.