Die ganze Familie Otis mit Personal auf der Bühne.
SINZIG. DG. Da der Ganztagsbereich noch nicht zur Verfügung stand, musste das Gespenst ins schuleigene Theaterzelt ausweichen. Mit Oscar Wildes „Das Gespenst von Canterville“ wusste die Theater-Crew das zahlreiche Publikum im Zeltbau gekonnt komödiantisch zu unterhalten. Rund ein halbes Jahr regelmäßiges Proben, die Herstellung des Bühnenbildes, Ton- und Lichttechnik, Kostüme und Maske, die Beschaffung von Requisiten und viele Kleinigkeiten waren vorher zu bewältigen. Auch die Auswahl der Akteure und die Vergabe der einzelnen Rollen will erledigt werden. Und bei der Überzahl weiblicher Bewerbungen mussten mehrere Mädels in männliche Rollen schlüpfen. Überhaupt: Alle Rollen sind doppelt besetzt, so dass abwechselnd in unterschiedlicher Besetzung gespielt wird. Worum geht es in dem Stück? Eine reiche amerikanische Familie kauft ein Spukschloss in Schottland. Paul Kohzer/Felicia Tölle in der Rolle des Sir Simon verbreiteten, ganz anders als bei den früheren Schlossbewohnern, nunmehr keineswegs Angst und Schrecken, ganz im Gegenteil: Ihn nahm keiner wirklich ernst, und selbst die Ahnengalerie an der Wand, dargestellt von Frida Gilcher/Elena Sobczak, Phi Hung Nguyen/Sanna Rettenmaier und Nora Hintz/Emma Köning, die bei seinem Erscheinen plötzlich lebendig wurden, hatten nur Häme und Schadenfreude übrig. Er möchte endlich seinen Frieden finden, benötigt aber fremde Hilfe, um den damaligen Mord an seiner Ehefrau Eleonor (Leonie Schmickler/Pranvera Gashi) ungeschehen zu machen.
Nach dem Intro mit Blitz und Donner empfing Hausdame Mrs. Umney (Joelle Daoud/Sofie Richter) einige Besucher zu einer Führung, die sie aber schnell beendete. Und dann erschien der Butler der neuen Schlossbesitzer, Mr. Parker (Lara Schmid Rafael Teixera), typisch „britisch distinguiert“, der auf der Anrede „Mister“ bestand und bei jeder passenden und unpassenden Gelegenheit sein „Die ersten Häuser in England haben meine Dienste in Anspruch genommen“ von sich gab. Die umtriebige und recht dominante Mrs. Umney fand keine große Sympathie für den neuen Kollegen -außer, wenn der etwas Neues zu berichten wusste. Und dann wurde es turbulent: Familie Otis hielt Einzug. Mr. Otis (Lina Abdel Fattah/Lisa Zerza), nur manchmal ein wenig bestimmend, meist aber eher zurückhaltend. Dafür Ehefrau (Paula Klapperich/Romy Butowski) mehr extrovertiert und lebhaft. Sohn Washington (Elodie Faust/Celina Domingos Elias), ein cooler Typ, der schon sein eigenes teils geheimes Leben zu führen schien. Die gutmütige Virginia (Elina Figure/ Jule Janßen), mit deren Hilfe Sir Simon endlich erlöst wurde. Frech und quirlig, aber auch noch ängstlich, die Zwillinge Jenny (Leni Hölzer/Carla Butowski) und Johnny (Luisa Jockel/Surya Lerchl). Die stets geschäftige Gärtnerin Mrs. Ransom (Inga Dortschy/Ida Schlagwein) rundeten das Ensemble der im Schloss Wohnenden ab. Und dann wurde Tochter Virginia vermisst. Sofort fiel der Verdacht auf die beiden Landstreicher (Mira Nemesh/Rike Handrack und Lili Stockhausen/Emily Lieder). Der herbeigerufene Polizeiinspektor (Luna Hiß/Alicia Baginski) agierte lautstark und schrill, ganz im Gegensatz zu dem eher etwas trottelig wirkenden Gehilfen (Nils Wilhein/Elias Wegen). Wo war Virginia? Die Gute stieg mit Sir Simon in die Vergangenheit hinab, um den noch einmal nachzuspielenden Mord an der Ehefrau zu verhindern. Hier zeigte sich ein ganz anderer, ja cholerischer Sir Simon: Der Grund für den Gattinnenmord war ein angebrannter Rehbraten. Virginia verstand es aber, ihn vom Mord abzuhalten, so dass er endlich seine Ruhe finden konnte. Und plötzlich erschien sie wieder aus der „Unterwelt.“ Auch der verdorrte Feigenbaum im Garten blühte wieder, und alles war gut.
Eine wirklich professionelle Leistung, die alle Akteure boten. Die Gesamtverantwortung lag wieder in den bewährten Händen von Marc Steuer, der die übrigen Beteiligten noch vorstellte: Regie führten Jona de Hesselle, Paula Franken, Melia Holl und Jonas Massner, für den Bühnenbau war Matthias Pauly verantwortlich. Und eine weitere Schar von helfenden Händen waren für künstlerische Gestaltung, Kostüme, Maske und Requisite mit am Werk. Am 26. Und 28. April sowie am 1. Mai finden weitere Vorführungen statt – ein Besuch lohnt ganz bestimmt.