Titel Logo
Bad Breisiger-Sinziger Nachrichten
Ausgabe 20/2023
Aktuelles
Zurück zur vorigen Seite
Zurück zur ersten Seite der aktuellen Ausgabe

Mit jeder Stunde wuchs die Spannung auf das U-Boot

Auch heute noch dreht sich bei Bernd Briel vieles um die Zeit als U-Boot-Kapitän.

Bernd Briel war Kapitän der U 17 und freute sich auf das Wiedersehen, als das Boot am Sonntag den Ahrkreis passierte

LANTERSHOFEN. TW. Als am Sonntag ein Schubverband das U-Boot U 17 auf seiner Reise ins Technik-Museum nach Sinsheim von Köln nach Lahnstein brachte, stand einer am Ufer, der eine ganz enge Bindung zur U 17 hat, um aus gesicherter Entfernung zusehen und das Boot mit seinem Fahrrad auch ein ganzes Stück begleiten. „Vielleicht ziehe ich meine Kapitänsmütze dabei auf“, sagte Bernd Briel im Vorfeld. Der in Lantershofen lebende Fregattenkapitän ist ein Mann der ersten Stunde für die U17 – allerdings in deren zweitem Leben.

Denn die Technik des im Jahr 1973 in Dienst gestellten U-Boots war Ende der 1980er Jahre veraltet und die Marine wollte eine neue U-Boot-Klasse einführen. Das aber hätte gedauert, als Übergang entschied man sich Mitte der 1980er Jahre aus der aktuellen „U-Boot-Klasse 206“ eine „Klasse 206 ALPHA“ zu machen. Im Prinzip wurde zu dieser Zeit bereits die Digitalisierung im Boot eingebaut. Mit der U17 begann die Umrüstung von einem Dutzend Unterseebooten im Jahr 1988. Vom alten Boot blieb nur die Antriebstechnik, der Personalbereich und die Hülle. Nach dem Umbau im Oktober 1989 wurde dann Bernd Briel für zwei Jahre Kapitän der U17. Damit war Briel erster Kapitän der neuen Alpha-Klasse. Die U 17 gehörte damals zwar noch der Industrie, die den Umbau vornahm, es folgten aber zahlreiche Fahrten zu Erprobungszwecken und Funktionsnachweisen, durchgeführt von einer Marine-Besetzung um eben diesen Bernd Briel. „Wir wollten dabei natürlich auch sehen, ob das Boot den Ansprüchen der Marine gerecht wurde“, so der Kapitän.

Als der gebürtige Ahrweiler dann vor sechs Jahren von den ersten Plänen erfuhr, das Boot nicht zu verschrotten, sondern dem Technik-Museum Sinsheim zur Verfügung zu stellen, überkam ihn große Freunde. „Im Technik Museum Speyer steht die U 9, die mein Schülerboot war, und nun bald die U 17 in Sinsheim, damit bleiben die beiden U-Boot-Klammern meines Berufslebens der Nachwelt erhalten,“ jubelt Briel in diesen Tagen, in denen mit jeder Stunde hin zum Sonntag die Nervosität stieg. Briel konnte es kaum erwarten, „sein Boot“ wiederzusehen, und sei es nur für eine Streicheleinheit. Daher fuhr er auch am Sonntagabend zum Liegeplatz nach Lahnstein, wo er am Infostand des Technikmuseums über seine Zeit auf U 17 berichtete.

Auf alle Fälle waren die zwölf Marinejahre in der U-Boot-Flotille nicht nur für ihn prägende Jahre. Auch Sohn Daniel hat Dienst auf der U 17 geleistet. Selbst die Familien wurden eingebunden ins Marineleben. Und noch etwas: jedes Schiff der Marine hat eine Patenstadt, in der sich Gruppierungen regelmäßig mit ihren Patenbooten beschäftigen, wo diese zusammenkommen und auch gerne miteinander feiern. Kressbronn am Bodensee war Patenstadt der U17 bis zu ihrer Außerdienststellung im Jahr 2010. Während der aktiven Zeit von U 17 pflegte man die Patenschaft vor allem durch gegenseitige Besuche in Kressbronn sowie im Heimathafen der U 17 in Eckernförde. Zwischen der Gemeinde und den Besatzungen entstand eine langjährige Freundschaft und Verbundenheit. Noch heute besteht eine enge Verbindung. „Als unsere Tochter Carina Weinkönigin von Walporzheim war, war ein mehrtägiger Besuch im Weinort Kressbronn Pflicht“, berichtete Briel. Und auch eine „Kameradschaft U 17“ gibt es in der Bundeswehr.

Spätestens am Sonntag, als der Schubverband mit der U 17 in Sichtweite der Briels kam, dürften die Emotionen bei Bernd und Sohn Daniel übergeschwappt sein. Schon im Vorfeld kamen viele der alten Geschichten aus den zwölf Jahren auf den verschiedensten U-Booten der Marine wieder hoch. Mal ging es lustig zu, mal ernst. Mal hatte die Besatzung einen begeisterten Angler an Bord und einen Schwarm Makrelen ausgemacht. „Binnen Minuten hatten wir bestimmt 50 Makrelen gefangen, die gab es dann tagelang in allen Variationen. Ich kann heute noch keine sehen, riechen und schon gar nicht essen“, verriet Briel schmunzelnd. Aber es gab auch ernste Geschichten, von Begegnungen mit Booten der Ostmächte im Kalten Krieg oder einem Wassereinbruch, der ein Boot zwei Tage auf Tauchstation hielt. Nach der Wende 1989 machte U 17 Schlagzeilen, als sie im Jahr 1997 als erstes deutsches U-Boot nach dem Zweiten Weltkrieg den Atlantik überquerte und die nach der letzten Anlandung eines deutschen U-Boots in den USA 81 Jahre zuvor dort sogar einen Hafen anlief. Da war Bernd Briel schon nicht mehr an Bord. Genug Geschichten aus der Zeit unter See hatte der Fregattenkapitän am Sonntagabend in Lahnstein dennoch zu erzählen.