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Bad Breisiger-Sinziger Nachrichten
Ausgabe 31/2024
Seite 3
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Die Schweppenburg

Am Eingang des Brohltals liegt kurz hinter Brohl die Schweppenburg.

Burg ist seit Jahrhunderten in Privatbesitz

VG BAD BREISIG. mmi. Wer bei Brohl-Lützing den Rhein verlässt, um das Brohltal zu erkunden, sieht sie nach wenigen Minuten Fahrt unweigerlich auf der rechten Seite liegen: die Schweppenburg. Zuerst ein wenig versteckt hinter Büschen und Bäumen, dann frei auf einer Anhöhe steht das verwunschene, aber wehrhaft wirkende Barockschlösschen, dessen Ursprünge bis ins vierzehnte Jahrhundert und vermutlich noch viel weiter zurückreichen. Urkundlich das erste Mal im Jahr 1365 erwähnt, erhielt die Schweppenburg in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts ihre heutige barocke Gestalt mit den markanten Volutengiebeln. Der Vorgängerbau hatte bereits zuvor nur noch als Wirtschaftsgebäude gedient. Heute besteht die Burg aus dem weithin sichtbaren Wohngebäude zur Straße hin, im rückwärtigen Teil begrenzt ein Wirtschaftsgebäude den umfriedeten Innenhof.

Wer sich von der B412 aus auf den Weg die steile Auffahrt hinauf zur Burg macht, wird unweigerlich von einem Tor aufgehalten. Die Schweppenburg ist nicht öffentlich zugänglich, denn seit dem Jahre 1716 befindet sich die Burg im Besitz der Kölner Familie von Geyr zu Schweppenburg. Die obere Etage der Burg ist vermietet, die beiden unteren Stockwerke dienen der Familie immer noch als gelegentliche Wohnung. Einer, der die Burg und ihre Geschichte bestens kennt, ist Rainer Mosen. Er betreibt in nunmehr dritter Generation die angrenzende Wassermühle, in der er mit seiner Familie lebt, in der er auch geboren wurde. Seine Urgroßmutter hat noch selbst auf der Burg gewohnt. „Meine Vorfahren hatten das Amt des Burgbeschließers inne und später auch das des Müllers“, erinnert sich Mosen. Die bekannteste Geschichte um die Schweppenburg sei sicherlich die des Burggeistes Pankratius, erzählt Mosen. „Es ist noch nicht lange her, da wollte ein Gast der Familie unbedingt einige Tage in der Schweppenburg übernachten. Doch nach drei Tagen reiste er überstürzt und mit Panik in den Augen ab“, erzählt der Müller. Später habe der Gast dann erzählt, dass sich eines Nachts eine Person an sein Bett gesetzt habe – Pankratius der Burggeist. Ihren Ursprung hat die Sage in Kaplan Pankratius Sackmann. Dieser lebte zu Zeiten der napoleonischen Kriege auf der Schweppenburg und hatte sich geschworen, diese gegen die französischen Truppen zu verteidigen, im Notfall auch allein. Den anrückenden Soldaten, die nur wenig Interesse an der Burg zeigten, schleuderte er Steine entgegen und versuchte anschließend mit einem absurden Verkleidungsspiel den Eindruck zu erwecken, dass die Burg von einer großen Menge Verteidiger besetzt sei. Die Franzosen durchschauten den Schwindel, ließen Sackmann seine Steine verfeuern, um ihn anschließend festzunehmen und nach Koblenz zu bringen. Die französische Kommandantur erkannte Sackmanns Harmlosigkeit schnell und begnadigte den geistlichen der daraufhin zur Burg zurückkehrte. Er nahm seine Aufgabe als Burgbewacher so ernst, dass er diesen Dienst noch heute als Geist mit Hingabe versieht.

Doch Mosen weiß auch Geschichten zu erzählen, die weniger lang zurückliegen. Eine davon beginnt in seiner Kindheit, als er aufschnappte, dass es einen Geheimgang zwischen der Schweppenburg und der nur wenige Kilometer entfernten Burg Brohleck gegeben haben soll. „Als Kind bin ich natürlich in jede Höhle hineingeklettert, die die Umgebung hier zu bieten hat“, erinnert sich Mosen. Die Geschichte der Schweppenburg und der Mühle sei fest mit dem Trassabbau im Brohltal verbunden, deshalb seien Stollen keine Seltenheit gewesen, berichtet der Müller, auf dessen Gelände sich noch eine stillgelegte Trassmühle befindet. „Fluchttunnel aus Burgen gab es ja oft. Die begannen dann unter der Burg und kamen zweihundert Meter weiter mitten im Wald wieder aus“, so Mosen. Als im Jahr 2010 neue Kabel verlegt wurden, stießen die Bauarbeiter in Höhe des Burgtores auf Reste eines alten Tunnels mit sauber gearbeiteter Gewölbedecke, erinnert sich Mosen, der den Stollen damals vermessen hat. „Auf der Burg Brohleck gibt es übrigens einen ganz ähnlichen Stollen, aber ob der wirklich durchlaufend war, wage ich zu bezweifeln“, erzählt der geschichtsinteressierte Mann. Überhaupt gäbe es um die Burg herum noch viel zu entdecken; das ganze Gelände sei eine wahre Fundgrube für Historiker und die Geschichte der Schweppenburg noch längst nicht vollumfänglich erforscht.

Die Schweppenburg liegt in der Gemeinde Brohl-Lützing im unteren Brohltal. Sie ist in Privatbesitz und nicht öffentlich zugänglich.

Burginteressierte reisen am gemütlichsten mit dem Vulkanexpress an. Der Haltepunkt Schweppenburg-Heilbrunnen liegt nur wenige Meter entfernt.

Autofahrer folgen in Brohl-Lützing der B412, die Burg taucht nach etwa drei Kilometern auf der rechten Straßenseite auf. Am Haltepunkt der Brohltalbahn befinden sich einige wenige Parkplätze.

Die Schweppenburg lieg am Rande eines Wanderwegs und ist zu Fuß sowohl von Burgbrohl und Tönisstein, als auch von Brohl Lützing aus zu erreichen. In der Nähe der Burg liegen die Tönissteiner Trasshöhlen und der Wanderweg „Himmelsleiter“.