Sechs Mal die Woche bietet Kurt Gilles (83) in der Bad Breisiger Römer Wassergymnastik an
Kurt Gilles ganz in seinem Element, hier im Dezember 2019 mit blau-weißer Badekappe (rechter Bildbereich).
BAD BREISIG. FD. „So Menschen wie Kurt Gilles, den gibt es wirklich nur einmal!“ Lobende Worte hört man in der Römer-Therme Bad Breisig über den 83-jährigen Kurt Gilles häufig - ganz besonders deutlich von Geschäftsführer Bernd Schmitz. Seit sechzehn Jahren bietet der Ehrenamtler aus Leidenschaft im Thermalbad ein Wassergymnastikprogramm an – inzwischen an sechs Tagen die Woche. Anfang August hat Gilles einen neuen Rekord aufgestellt und erstmals mehr als 35 Teilnehmer gleichzeitig zu einer Gruppe begrüßt.
Die Vorzüge des Thermalbads kennt Kurt Gilles aus erster Hand. Nach seiner Pensionierung aus einem stressigen Beruf mit langen Reisen durch die halbe Welt sucht er Entspannung und möchte zugleich den gesundheitlichen „Alters-Wehwehchen“ vorbeugen. Den perfekten Ort für Ruhe und sportlichen Ausgleich findet er im Thermalbad. Die Bad Breisiger Thermen besucht Gilles 2006 eher zufällig, weil ihm im Nostalgiebad im damaligen Heimatort Bad Bodendorf nach dem Pächterwechsel das Wasser für die Gymnastik zu kalt geworden ist. Lange dauert es nicht, bis er sich in die Römer-Therme verliebt und die Gäste auf ihn aufmerksam werden. Immer mehr schließen sich ihm an – die Geburtsstunde der Wasser-Gymnastik-Gruppe. Thermen-Chef Bernd Schmitz vergleicht Gilles‘ Wirkung mit der bekannten Szene aus ‚Forrest Gump‘: Einer läuft vor, alle anderen kommen mit.
Weil der fitte Senior Spaß daran hat, andere Menschen für den Sport im Wasser zu begeistern, hat er sein Wissen stetig ausgebaut und mithilfe von Physiotherapeuten und anderen Experten weitere Übungen entwickelt. Was als private Gesundheitsvorsorge begann, ist inzwischen ein professionell aufgebautes Programm von über 45 Minuten, das den gesamten Körper vom Nacken über die Schultern bis in die Fußspitzen kräftigt und bei vielen Leiden, darunter auch Arthrose, Linderung verschaffen kann. „Der Erfolg liegt nicht alleine an mir“, betont Gilles. „Das Geheimnis ist das heilsame Thermalwasser, das aus 600 Metern Tiefe kommt und zusammen mit meinen Übungen vielen Menschen hilft.“
Auf 40 bis 50 Stunden im Monat schätzt Kurt Gilles das zeitliche Ausmaß seines Ehrenamts. Neben dem freien Eintritt, den ihm die Therme aus Dankbarkeit für seinen Einsatz gewährt, nimmt er auch nach vielen Jahren immer noch viel für sich persönlich mit. Gesundheitliche Fitness, aber auch den freundlichen Umgang mit den Gästen. Viele kennt er schon länger und weiß genau, wie oft und an welchen Tagen sie kommen. Gilles‘ Einsatz spiegelt sich so gleich doppelt im Selbstverständnis der Römer-Thermen wieder, die neben dem gesundheitlichen Aspekt auch Raum für soziale Integration bieten und Teilhabe ermöglichen möchten. Und der gute Ruf des motivierten Ehrenamtlers scheint sich weit über die Grenzen des Kreises Ahrweiler hinaus herumzusprechen. Viele Besucher nehmen weite Wege auf sich, um aus Bonn, Lahnstein oder Hatzenport an der Gymnastik teilzunehmen.
Bernd Schmitz beschreibt Kurt Gilles und sein Engagement als authentisch, bescheiden und von unschätzbarem Wert, gerade auch in diesen herausfordernden Zeiten. Schon vor Corona und steigenden Energiepreisen wurde der Weiterbestand der Römer-Therme heiß diskutiert, ihre Schließung diskutiert, um den Bad Breisiger Haushalt zu entlasten. „Es müsste allen ein wichtiges Ziel sein, die Römer-Thermen zu erhalten, aber die Stadt steht alleine da mit den Kosten“, bewertet Schmitz die Situation. Die bisherige mangelnde Unterstützung durch Kreis, Land und Bund findet er unverständlich, zumal seit der Flut durch den Wegfall der Ahr-Thermen und des TWIN die Situation auch für den Vereinssport und den Schwimmunterricht im Kreis noch prekärer geworden ist. „Vom Babyschwimmen bis hin zur Senioren-Gesundheitsvorsorge sind bei uns alle Generationen vertreten. Ehrenamtler mit Herzblut wie Kurt Gilles machen das erst möglich.“