Gipfelglück auf 169,2 Metern Höhe
Mit den Heidschnucken auf Tuchfühlung
SINZIG. Jedes Jahr verzaubert die Lüneburger Heide mit einem lila Farbenmeer Besucher und Naturliebhaber, doch ihre Geschichte ist den meisten unbekannt. Wie entstanden die charakteristischen, hügeligen Heideflächen? Was braucht Heidekraut zum Gedeihen? Wie wird die einzigartige Landschaft erhalten und gepflegt?
Die zertifizierten Wanderführer der Wanderfreunde Nordheide wussten alle Fragen zu beantworten. Eine Woche lang begleiteten sie 30 interessierte Sinziger Eifelwanderer durch ihre Heimat. Gewandert wurde in zwei Gruppen. Die Genusswanderer wählten kürzere, die sportlich ambitionierten längere Strecken. Immer wartete ein Treffpunkt zur gemeinsamen Einkehr.
Gleich am ersten Tag war die höchste Erhebung, der Wilseder Berg, das Ziel. Stolz verkündet auf dem „Gipfel“ ein Findling seine Höhe von 169,2 Metern. Weit schweift das Auge über die von der Eiszeit geprägte Heidelandschaft. Unerwartet ändert sich die Szenerie, man blickt hinab in den „Totengrund“. Ein Talkessel durchzogen von Besenheide und Wacholder.
So viel Natur lässt fast vergessen, dass diese Landschaft weitgehend vom Menschen geschaffen wurde. Ohne permanente Pflege wären die offenen Flächen längst dicht bewaldet. Die Heidepflanze braucht Sonne und nährstoffarmen Boden. Mit dem Entkusseln und Plaggen schafft der Mensch die Voraussetzungen, doch die eifrigsten Landschaftspfleger sind die Heidschnucken. Schnucke kommt von „schnökern“, das bedeutet naschen und verdeutlicht, dass die Schnucke Heidekraut, Gras und frische Baumtriebe liebt, die die Heide bedrängen.
Abwechslungsreich führte eine „Heideschleife“ auf den 102 Meter hohen Wietzer Berg. Hier soll Heidedichter Hermann Löns die Ruhe und Schönheit der Heide genossen haben. Ein Denkmal erinnert an ihn. Das Schauspiel des Schnuckeneintriebs konnten die Wanderer auf einem Hof erleben und bei Kaffee und Kuchen im Freiluftseminar alles Wissenswerte über Heidschnuckenhaltung erfahren.
Bei einem Stopp auf der Fahrt nach Hodenhagen stimmten sich die Teilnehmer in der ehemaligen Residenzstadt Celle, geführt von der „Frau des Nachtwächters“, auf die Wanderwoche ein. Auch Lüneburg war einen Ausflug wert. Salz bestimmte über 1000 Jahre die Geschicke der Stadt. Vom einstigen Reichtum zeugen die Backstein-Giebelhäuser und das prunkvolle Rathaus.
Vogelpark oder Ginsengfarm? – die Qual der Wahl hatten die Wanderer am folgenden Tag. Der Sommerhitze geschuldet, gaben die meisten dem kürzeren Weg zur Vogelwelt Walsrode den Vorzug. Aber auch die einzige Ginsengfarm Europas fand begeisterte Anhänger.
Auf sicheren Holzstegen mit einem kompetenten Wanderführer genossen die Eifelwanderer die mystische Atmosphäre im Pietzmoor bei Schneverdingen, während im „Heidepark“ 130 Sorten Heide warteten.
Wie aus dem Bilderbuch präsentierte sich die Heidelandschaft auf dem 129 Meter hohen Brunsberg am letzten Tag.
„Das war spitze“, dieses Lob vor der Abreise hatte sich Karin Heßeler, die die Woche mit viel Herzblut organisiert hatte, mehr als verdient.