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Bad Breisiger-Sinziger Nachrichten
Ausgabe 38/2022
Aktuelles
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Hochwasservorsorge geht nur im Schulterschluss

Landrätin Cornelia Weigand (vorne rechts) erhielt im Beisein der Bürgermeister der acht Gebietskörperschaften des Kreises und SGD-Nord Präsident Wolfgang Treis (l.) einen Förderbescheid für die Maßnahmen der Hochwasserpartnerschaft Ahr von Ministerin Katrin Eder. (vorne links).

Ausstellung der Hochwasserpartnerschaft Ahr - Klimaschutzministerin Eder mit Förderbescheid für Maßnahmenplanung

AHRWEILER. TW. Im Jahr 2014 gründete sich die „Hochwasserpartnerschaft Ahr“, ein freiwilliger Zusammenschluss des Kreises Ahrweiler mit den acht Gebietskörperschaften, also allen Städten, Verbandsgemeinden und der verbandsfreien Gemeinde Grafschaft. Dabei betrachtet sie nicht nur die Ahr, sondern auch deren Zu- und Nebenflüsse und die weiteren Gewässer im gesamten Landkreis, wie den Brohlbach. Ein Austausch findet zudem mit den Nachbarkommunen in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen statt. Auch mit dem Klimaschutzministerium, der SGD Nord und weiterer kompetenter Partner in Sachen Hochwasser tauscht man sich in Workshops aus. Ziel ist ein wirksames Hochwasser- und Starkregenvorsorgekonzept, bestehend aus vielen Bausteinen. Nach der Flutkatastrophe im Ahrtal hat die Arbeit der Partnerschaft deutlich an Fahrt aufgenommen. Seither kam man bereits zu fünf Workshops zusammen, Themen waren unter anderem Leitlinien und Bausteine eines überörtlichen Hochwasservorsorgekonzepts, die Bauleitplanung im neu ausgewiesenen Überschwemmungsgebiet oder die Hochwasservorsorge aus Sicht der Wissenschaft.

Jetzt wendet sich die Partnerschaft mit der Wanderausstellung „Hochwasservorsorge: Zukunft gemeinsam gestalten“ an die breite Öffentlichkeit und möchte somit ihre Arbeit und die Ergebnisse transparenter unters Volk bringen. Am vergangenen Freitag wurde die Ausstellung im Foyer der Kreisverwaltung im Beisein der rheinland-pfälzischen Klimaschutzministerin Katrin Eder, des Präsidenten der SGD Nord, Wolfgang Treis, Landrätin Cornelia Weigand sowie den Bürgermeistern aller acht Gebietskörperschaften des Kreises eröffnet. In der Wanderausstellung stellt die Hochwasserpartnerschaft in Zusammenarbeit mit dem Ministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie und Mobilität und der Kreisverwaltung Ahrweiler die verschiedenen Bausteine des überörtlichen Hochwasservorsorgekonzepts der Hochwasserpartnerschaft, das unterstützende BMBF-Projekt „Wissenschaftliche Begleitung der Wiederaufbauprozesse nach der Flutkatastrophe in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen: Impulse für Resilienz und Klimaanpassung (KAHR)“ sowie die Hochwasserpartnerschaft „Ahr“ selbst vor.

Dabei machte Landrätin Weigand noch einmal deutlich, dass das Handeln auch als klare Konsequenz aus der Flut nur im Schulterschluss funktionieren könne und dass es kein „Halt“ an kommunalen Grenzen geben könne. „Die Flut und ihre Schäden haben uns die Augen geöffnet und zu einem Umdenken bewegt“ begründete Weigand, das Maßnahmen aktuell nicht schneller umgesetzt werden könnten. Es müsse nicht nur geplant, es müssten auch Auswirkungen von Maßnahmen genau bedacht werden. Bei den vielen Bausteinen im Hochwasserschutz handele es sich um komplexe Angelegenheiten mit vielen Facetten.

Weil es über den Zusammenschluss in der Hochwasserpartnerschaft zur wirksamen Umsetzung von überörtlichen Maßnahmen, einer verbindlichen Zusammenarbeit bedarf, haben Kreis und die acht Kommunen eine Kooperationsvereinbarung geschlossen, um gemeinsam einen Plan zur Weiterentwicklung und Umsetzung von überörtlichen Maßnahmen zur Hochwasser- und Starkregenvorsorge aufzustellen. Auch diese Vereinbarung wurde im Rahmen der Ausstellungseröffnung von allen neun Parteien unterzeichnet. Wie überörtliche Projekte aussehen, machte der Grafschafter Bürgermeister Achim Juchem deutlich. Er berichtete von drei gemeinsam mit der Kreisstadt Bad Neuenahr-Ahrweiler errichteten Regenrückhaltebecken, die in der Vergangenheit bereits gute Dienste geleistet haben.

Der Plan zur Weiterentwicklung und Umsetzung überörtlicher Maßnahmen wird für den gesamten Landkreis betrachtet, wobei die kommunalen Pläne und Konzepte progressiv weiterentwickelt und zusammengeführt werden sollen. Die Kosten hierfür werden zu 90 Prozent vom rheinland-pfälzischen Klimaschutzministerium gefördert. Ministerin Katrin Eder brachte der Partnerschaft hierzu einen Förderbescheid über 571.000 Euro mit. „Wir arbeiten, um für die Zukunft gerüstet zu sein“, machte Eder klar. Und sie betonte, dass es sich bei der Förderung keineswegs um Geld aus dem Wiederaufbaufonds handele. Dabei verwies sie auf den gerade erst erschienenen Sieben-Punkte-Plan ihres Ministeriums für eine bessere Hochwasservorsorge und berichtete, dass sie sie Ende September mit ihrem nordrhein-westfälischen Amtskollegen Oliver Krischer treffen werde, um die länderübergreifende Zusammenarbeit zu besprechen. Eder forderte ein anderes Bewusstsein für das Thema in Rheinland-Pfalz ein und machte deutlich: „Bei einem neuerlichen Demenzeintritt wird es noch verbindlichere Lösungen geben.“ Der Hochwasser- und Starkregenschutz muss im Fokus bleiben.

Dazu hat die Partnerschaft nun auch ein Büro im Kreishaus und eine Geschäftsführerin, berichtete SGD Nord-Präsident Wolfgang Treis. Martina Ludwig wird sowohl für die Partnerschaft, wie für die SGD tätig sein, das Gros ihrer Arbeit aber von Ahrweiler aus verrichten. Die Altenburgerin hat 20 Jahre für die Stadt Köln gearbeitet und sich dann für ihre neue Tätigkeit diversen Weiterbildungen unterzogen.

Weitere Termine der Ausstellung

Die Wanderausstellung der Hochwasserpartnerschaft „Ahr“ ist bis zum 30. September 2022 im Foyer der Kreisverwaltung (Wilhelmstraße 24-30, 53474 Bad Neuenahr-Ahrweiler; zu den regulären Öffnungszeiten) zu sehen. Danach wird sie an drei weiteren Orten entlang der Ahr gezeigt:

4. bis 11. Oktober 2022: Halle des Arbeiter- und Samariterbundes, Grüner Weg 9, 53489 Sinzig;

12. bis 19. Oktober 2022: Verbandsgemeindeverwaltung Adenau, Kirchstraße 15, 53518 Adenau;

20. bis 28. Oktober 2022: Containeranlage im Ortsteil Altenburg, Schulstraße 5, 53505 Altenahr.