Titel Logo
Bad Breisiger-Sinziger Nachrichten
Ausgabe 38/2023
Hauptthemen
Zurück zur vorigen Seite
Zurück zur ersten Seite der aktuellen Ausgabe

Sinzig: Stadtwald glänzt mit alten Bäumen

Sinzigs Revierförster Stephan Braun gab interessante Erläuterungen zum Wald

Rundgang mit Revierförster Stephan Braun

SINZIG. DG. Im Rahmen der Deutschen Waldtage hatte Sinzigs Revierförster Stephan Braun in den Harterscheid eingeladen. Eine kleine Schar von Interessierten begab sich auf eine rund zweistündige Wanderung, zum Teil auch querfeldein. Einleitend erklärte Braun den Namen Harterscheid, der sich aus dem Keltischen „Scheid“ für Wald/Holz und Hart, was ebenfalls Wald bedeutet, ableitet. Mit rund 550 ha zusammenhängender Waldfläche mit mehr als 90% Laubbäumen ist es der älteste Forst in der Umgebung. Bei einem kleinen Ausflug in die Geschichte erfuhren die Teilnehmenden, dass der Sinziger Wald teilweise bis nach Heckenbach reichte. Eigentlich handelt es sich um einen Buchenwald. Diese Bäume wurden vermehrt für Brennholz geschlagen, während die Eichen, die ohnehin langsamer wachsen, mehr geschont wurden. Das hatte aber noch einen weiteren Grund: Schweine wurden früher zur Futtersuche in die Wälder getrieben, wo sie viele Früchte der Bäume fanden. Dadurch wuchs auf Harterscheid auch der Bestand an Eichen. Der Klimawandel macht den Wäldern generell zu schaffen, da hier aber überwiegend Laubwald vorherrscht, steht Sinzig etwas besser da. Wenngleich auch hier erste Anzeichen durch eine Ausdünnung der Kronen vereinzelt zu beobachten sind. Hinzu kommt, dass der Eichenprachtkäfer, ein Schädling, inzwischen auch bei uns gesichtet wurde und sich im warmen Klima wohlfühlt. Auf eine Besonderheit, die mit dem Wald gar nichts zu tun hat, wies Braun hin: Die vereinzelt dort liegenden Tonscherben und Steine dürfen nicht aufgesammelt werden. Hierbei handelt es sich oft um Relikte aus der Römerzeit, die zu einer „Villa Rustica“ gehörten. Dann plötzlich eine Lichtung, die nur von niedrigen Pflanzen und Gestrüpp bewachsen war. Die früher hier stehenden Fichten waren ein Opfer mehrerer Stürme, und der Borkenkäfer hat ihnen dann den Rest gegeben. Solche baumfreien Flächen bieten aber Insekten und anderen Kleintieren einen idealen Lebensraum und sind daher besonders wertvoll. Außerdem werden im Laufe der Zeit ganz von selbst hier wieder Bäume wachsen. Das dauert zwar länger als bei einer gezielten Aufforstung, diese Bäume sind dafür aber meistens widerstandsfähiger durch den Schutz der unten wachsenden Pflanzen. Waldwirtschaft ist natürlich auch heute noch ein Thema, allerdings haben sich die Gewohnheiten geändert. Früher wurden Bäume geschlagen und dann neue gepflanzt (Kahlschlag). Bis die dann alle gut angewachsen und später wieder verwertet werden konnten, verging viel Zeit. Beim „Großschirmschlag“ wurden in so genannten Mastjahren die Kronen ausgedünnt, so dass neue Bäumchen wachsen konnten. Die alten wurden erst dann gefällt, wenn die jungen eine gewisse Größe erreicht hatten. Heute gilt als Maxime, dass nur so viel Holz aus dem Wald geholt wird, was auch nachwächst. Der Weg führte dann zu einem Waldstück, in dem einige bis zu 280 Jahre alte Eichen auftauchten. Überhaupt: Rund 28% des Sinziger Waldes sind älter als 120 Jahre. Ein Problem ist die durch schwere Fahrzeuge verursachte Bodenverdichtung. Die Schaffung von einzelnen Fahrgassen und das Herausziehen z.B. mit Seilwinden kann hier helfen. Braun wusste noch zu berichten, dass im Hinblick auf den Klimawandel die Eiche mit höheren Temperaturen besser zurechtkommt, was in erster Linie an den tiefer reichenden Wurzeln liegt, die eine Wasserversorgung auch in Dürrezeiten besser ermöglichen. Erfasst und kartiert werden zurzeit auch so genannte Biotopbäume, in denen Spechte oder andere Waldbewohner ein zuhause finden. Feststeht, dass unser Wald als CO2 -Speicher eine ganz wichtige Rolle in unserem Ökosystem darstellt. Holzeinschlag ist aber auch aus wirtschaftlicher Sicht nötig. Und nicht zu vergessen: Der Wald hat einen kaum zu bemessenden Erholungswert für uns Menschen.