Gregor Pallast und sein diabolisches Lächeln
BAD BREISIG.AK. Ein furioser Auftritt des politischen Kabarettisten Gregor Pallast begeisterte am Mittwochabend das Publikum des gut gefüllten Kulturbahnhofs. Mit seinem dritten Kabarettprogramm „Ansichtssache“ kam Pallast zunächst mit leisen Sohlen daher, gab sich harmlos-freundlich und verteilte politische Sarkasmen mit einem (diabolischen) Lächeln in einem Tempo, dass einem selbst das Lachen im Halse stecken blieb. Er definierte Politik neu („Es geht in der Politik nicht nur darum, Lösungen anzubieten, sondern auch darum, Probleme anzubieten“), und legte den Finger in einige politische Wunden.
So konstatierte Pallast: „Wenn wir eine echte Gemeinschaft wären, bräuchten wir keine Steuerfandung“ und thematisierte mit einer gewissen Süffisanz, dass der Millionär und CDU-Chef Friedrich Merz sich selbst zur Mittelschicht zählt. Gerne nahm er die Autolobby aufs Korn und fragte sich, ob der Verkehrsminister durch Streichholzziehen im Kabinett bestimmt wird. Denn Expertise scheint für diesen Job nicht wichtig zu sein, wie Andy Scheuer als Fachmann für Steuerverschwendung bei der gescheiterten Autobahnmaut, oder der jetzige Verkehrsminister Volker Wissing, der angeblich wg. fehlender Schilder kein Tempolimit umsetzen kann, hinreichend belegen würden. Ebenso mokierte sich Gregor Pallast über die Auto-Affinität der Deutschen: „Ich habe manchmal das Gefühl, sie können den Menschen Alles verkaufen, solange es sich in ein Auto einbauen lässt.“
In einem historischen Abriss definierte der Künstler drei wichtige Menschheitsepochen: Nach den Epochen des „Jäger und Sammlers“ sowie des „Ackerbauers und Viehzüchters“ sei die aktuelle Epoche bestimmt durch den „Verbrenner und Verschwender“.
Bei einem Interview vor der Show benannte Pallast den 2013 verstorbenen Kabarettisten Dieter Hildebrandt als ein wichtiges Vorbild. Gefragt nach den Folgen der Pandemie für ihn betonte Gregor Pallast, dass er im Hauptberuf Lehrer in Bad Honnef sei und dadurch im Vergleich zu vielen Künstlerkollegen priviligiert sei. Dennoch habe er durch Covid auch einen Karriereknick erlebt, da er nach dem Gewinn wichtiger Kabarettpreise im Jahr 2019 kaum noch auftreten konnte.
Umso begeisterter zeigten sich die Gäste im Kulturbahnhof über den Auftritt in Bad Breisig, denen Pallast noch mit auf den Weg gab: „Raus aus dem Käfig, übernehmen Sie das Labor!“