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Bad Breisiger-Sinziger Nachrichten
Ausgabe 4/2025
Seite 3
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„Ein Sinzig für alle“

Eine eindrucksvolle Botschaft

"Ein Sinzig für alle", so sollte es eigentlich auch sein.

Auch für Menschen mit Behinderung

SINZIG. DG. Die Sinziger Innenstadt erlebte am vergangenen Samstag ein recht beeindruckendes Beispiel von Solidarität für Menschen mit Behinderung. Wie bekannt, mussten im Lebenshilfehaus in der Pestalozzistraße bei der großen Ahrflut 12 Menschen ihr Leben lassen. Dieses Gebäude wird zwar wieder hergerichtet, soll aber aus verständlichem Grund nicht mehr für Wohnzwecke genutzt werden. Die bisherigen Bewohner wurden an verschiedenen Orten im Ahrkreis vorübergehend untergebracht. Sie möchten, verständlicherweise, aber gerne wieder nach Sinzig zurück, denn hier kennen sie sich aus. Nun plant die „Lebenshilfe“ den Neubau eines Gebäudes in der Ausdorfer Straße. Vorteil dieses Standortes ist zum einen die Innenstadtnähe, zum anderen die unmittelbare Nachbarschaft zu dem bereits vorhandenen Gebäude am Kaiserplatz. Gegen diese Maßnahme haben Anwohner der Ausdorfer Straße und Eulengasse mit einem Schreiben an die Lebenshilfe, verschiedene Verwaltungsstellen und Politik nun aber massive Bedenken geäußert: Die mögliche Größe des Gebäudes, zu wenige Parkmöglichkeiten, erhöhtes Verkehrsaufkommen sind durchaus Punkte, über die nachgedacht werden muss, um für alle annehmbare Lösungen zu finden. Man gewinnt allerdings (ein wenig) den Eindruck, dass diese objektiv einleuchtend erscheinenden Argumente nur vorgeschoben sind. Denn die geplante Maßnahme wird als „Zumutung“ für die Anwohner bezeichnet, die sich schon jetzt durch das oft unangenehm laute Verhalten der Bewohner des Altenheimes gestört fühlen! Und jetzt kommen auch noch Menschen mit Behinderung dazu! Das hat in der Öffentlichkeit doch einige Wellen geschlagen. Der Wassersportverein Sinzig, der schon seit langem inklusiv arbeitet, zum Beispiel mit gemeinsamen Ferienprojekten, hatte daher zu einer entsprechenden „Demo“ aufgerufen. Und die Resonanz war unerwartet groß, denn gut 300 Teilnehmende, unter ihnen auch einige Bewohner der „Lebenshilfe“, versammelten sich am Marktplatz zu einer kleinen Kundgebung. Frauke Weller, Jugendwartin des WSV, wies in ihrer Begrüßung darauf hin, dass man ein Zeichen setzen wolle für Vielfalt, Diversität und Offenheit. „Aus meiner Erfahrung sind die Bewohner der Lebenshilfe supernette, liebe und wunderbare Menschen“,wie zwei Jugendliche des Vereins, Julius und Kara, einmütig feststellten. Und einer der Bewohner: „Lebenshilfe gehört nach Sinzig, wollen wieder zurück.“ Anschließend setzte sich der Zug durch die betroffenen Straßen in Bewegung, Ende war dann vor dem Lebenshilfehaus am Kaiserplatz. Hier standen die Teilnehmenden bei Kaffee, Tee und Keksen noch eine ganze Weile mit Gesprächen und dem Austausch von Erfahrungen zusammen.

Bedenken gegen Maßnahmen zu äußern, ist unser gutes Recht. Allerdings kommt hier ein etwas schaler Beigeschmack auf. Jeder sollte doch bedenken, dass er, durch was auch immer, selbst auch schnell zum Kreis der so benachteiligten Menschen gehören kann. Irgendwo müssen diese Leute doch hin, aber nicht irgendwo ganz außerhalb städtischen Lebens. Es handelt sich um Menschen, deren persönliches Schicksal oft schon hart genug ist. Seien wir freundlich und nehmen sie in unsere Gemeinschaft auf, anstatt sie auszugrenzen.