Silke Aichhorn mit ihrer Konzertharfe
BAD BREISIG.AK. Mit langanhaltendem Applaus und erst nach einer Zugabe verabschiedeten die ZuhörerInnen des ausverkauften Kulturbahnhofs Bad Breisig am Mittwochabend Weltklasseharfenistin Silke Aichhorn. Die Künstlerin hatte an diesem Abend dreierlei kombiniert: ein virtuoses Konzert auf ihrer Konzertharfe, eine kabarettistische Lesung aus ihrem Buch „Lebenslänglich Frohlocken“, und einen amüsanten Vortrag über das Musikinstrument Harfe.
In Traunstein lebend, in Lausanne und Köln studiert, gehört Silke Aichhorn zu den bekanntesten Harfenistinnen Europas und ist Preisträgerin internationaler Auszeichnungen und mehrerer Kulturpreise. Darüber hinaus hat sie mittlerweile 30 CDs veröffentlicht und beherrscht ein großes Repertoire von Barock und Klassik über europäische Volksmusik bis zum Jazz. Daraus bot die Künstlerin zehn musikalische Preziosen meisterhaft dar, die in andere Sphären entführten und vom Publikum zunächst atemlos und dann begeistert aufgenommen wurden. Der musikalische Reigen umfasste unter anderem den bekannten Canon des Barockkomponisten Johann Pachelbel, ein Virtuosenstück von Gabriel Pierne’ mit vielen kunstfertigen Glissandoläufen, das bluesig-jazzige „Take a Break“ von Monika Stadler mit passenden „Dirty Notes“ bis hin zu „Die Moldau“ des Komponisten Bedrich Smetana in einem Arrangement von Hanus Tmecek und der Künstlerin selbst, bei dem man die Wellen der Moldau förmlich spüren konnte.
Zwischen den Stücken entzauberte Silke Aichhorn den Mythos der blondgelockten engelsgleichen Harfenistin und betonte, dass vor allem Frauen dieses Instrument spielen würden, weil sie (im Gegensatz zu Männern?) multitaskingfähig seien – eine unbedingte Voraussetzung beim Spielen mit zwei Händen auf 47 Saiten und gleichzeitig mit den Füßen auf sieben Fußpedalen.
Sehr unterhaltsam waren die teils skurrilen Geschichten aus ihrem Leben als freiberufliche Harfenistin, die Aichhorn in ihrem Buch gesammelt hat und von denen sie einige vortrug. So die Vorbereitung zu einer Hochzeit, bei denen die Brautschwiegermutter über Monate immer wieder Repertoireänderungen bis kurz vor der Trauung verlangte – von der Künstlerin nun trocken kommentiert: „Moderne Leibeigenschaft ist doch was Schönes!“ Mit dieser Geschichte war auch zu verstehen, dass die Harfenistin Auftritte bei Beerdigungen denen bei Hochzeiten vorzieht, um dort nach eigenen Worten „Gruft-Mucke“ zu spielen.
In der Pause zog sich die Künstlerin nicht zurück, sondern stand für Fragen zur Verfügung und erklärte Details zu ihrer Harfe, die als reines Holzinstrument aus rund 2000 Einzelteilen besteht und 40.000 Euro kostete. Zuhörer durften die Harfe sogar anfassen und versuchen, den Saiten Töne zu entlocken.
Nach der Pause moderierte Silke Aichhorn weiterhin natürlich und unprätentiös und brachte mit ihrem trockenen Humor das Auditorium zum Lachen. Und sie brillierte weiter musikalisch: Mit einem Stück aus „Schwanensee“ von Tschaikowski, der ukrainischen Volksweise „Dumka“, um gute Energie in die Ukraine zu schicken, mit Robert Schumanns „Der Nussbaum“, und zuletzt mit Mozarts „Rondo alla turca“ in einer jazzigen Version. Nach der Zugabe aus ihrer bayrischen Heimat mit dem Titel „Stark werden, leise werden, ruhig werden“ entließ die Künstlerin die begeisterten Zuhörer hoffentlich stark und ruhig in die Nacht. Und die emsigen Mitarbeiterinnen der Tourist-Information Bad Breisig bewiesen bei der letzten Veranstaltung des Jahres erneut ihr gutes Händchen bei der Auswahl der KünstlerInnen für die Kulturbühne Bad Breisig.