Der scheidende Prinz Bernhard I. erwartet den Hieb des Henkers David Garzorz
Die Skylight Majorettes bei ihrer fantastischen Aufführung
BAD BREISIG.AK. Nicht nur ein Doppelwumms wie bei Kanzler Olaf Scholz, vielmehr ein Fünffach-Wumms begleitete die Sitzung der Karnevalsgesellschaft Bad Breisig am 29. Oktober in der ausverkauften Jahnhalle: 130 Jahre KG, 40 Jahre Skylight Majorettes, 30 Jahre Spielmannszug, ein neues Prinzenpaar, und ein neuer Sitzungspräsident!
Pünktlich um 19.11 Uhr zogen die Kadetten und die Kadettenfunken der KG, insgesamt fast 40 Kinder, gemeinsam mit dem neuen Sitzungspräsidenten Michael Mattern auf die Bühne, die dieser die nächsten vier Stunden nicht mehr verlassen sollte, um gemeinsam mit Biggi Geef souverän und humorvoll durch die Sitzung zu führen. Zunächst brachte der KG-Nachwuchs zwei tolle Tänze aufs Parkett und zeigte, dass die Breisiger Karnevalisten trotz Corona keine Nachwuchssorgen zu befürchten haben.
Dann schlug die Abschiedsstunde für das seit vier (!) Jahren amtierende Prinzenpaar, Prinz Bernhard I. und Prinzessin Anne II. (Jäger). Den Majestäten samt Gefolge war die Wehmut ins Gesicht geschrieben. Bevor Prinz Bernhard vor Rührung kaum noch sprechen konnte, verlieh er schnell seine letzten Orden an Bürgermeister Marcel Caspers und dessen Gattin Sabine.
Es erschien der maskierte Ersatzhenker (David Garzorz), um seine grausame Arbeit zu verrichten. Prinz Bernhard hatte sich in sein Schicksal ergeben und seinen Kopf auf den Richtblock gelegt. Ein Schlag mit dem Beil und die Fasanenfedern waren ab.
Bevor sich die Narrenschar vom Schock erholt hatte, folgte schon ein erster Höhepunkt: Der Einzug der neuen Tollitäten Prinz Peter III. und Prinzessin Drea I. (Weiss). Begleitet vom Spielmannszug der KG, den Musikern von Freiweg Sinzig, allen Garden der KG und dem Herrenelferrat, bahnte sich das schwarz-beige gekleidete Prinzenpaar den Weg durch die jubelnde Menge. Nach Vorbild der jüngst verstorbenen Queen stets beschützt durch ihre „Scottish Guards“, ihren Hofstaat in schottischen Gewändern und Kilts, und unter dem neuen Sessionsmotto: „Do bes Karneval“.
Nach drei Jahren Wartezeit durch die Pandemie durfte der Prinz endlich das Zepter schwingen und erhielt von Bürgermeister Caspers die Stadtschlüssel mit der Anregung, „er könne alles in der Stadt tun, aber bitte keine Fußgängerüberführung bauen.“ Für die neue Prinzessin erfüllte sich mit der Proklamation ein echter Kindheitstraum, wie sie im späteren Gespräch erzählte.
Nach der Vereidigung der Blau-Roten Funken, die ihre Loyalität zu den neuen Majestäten gelobten, zeigten sie ihren neuen Sessionstanz, und das Tanzpaar der Funken (Lisa Schäfer und Conny Klee) begeisterte mit seinem akrobatischen Tanz.
Traditionell begleiteten die Rhein-Ahr-Spatzen die Sitzung musikalisch auf hohem Niveau und präsentierten auch neueste kölsche Karnevalhits von Kasalla, Brings und Cat Balou.
Mit dem Auftritt der „Funky Marys“ aus Köln stieg die Temperatur in der Jahnhalle merklich an, und manch gestandener Seniorenkarnevalist fühlte sich 20 Jahre jünger und sang mit.
Lokalmatador Alexander Kurp hatte alte Büttenreden vergangener Karnevalsgrößen ausgegraben und persiflierte mit der „kleinsten Nostalgiesitzung der Welt“ die alte Karnevalistengarde und deren Verständnis von Humor – nicht zum Vergnügen aller Zuhörer, wie der eher verhaltene Applaus zeigte.
Nach den Tänzen des Dragoner Corps der KG zeigte Karnevalsprofi Kai Kramosta alias „Handwerker Peters“, wie eine zeitgemäße Büttenrede geht. Er kommunizierte mit den ersten Zuschauerreihen, provozierte, flirtete und neckte („Du amüsierst dich schon – nur dein Gesicht weiss noch nichts davon...“) und brachte das Publikum zum Lachen und Toben. Die erste Rakete des Abends wurde „gezündet“. Erst nach einer Zugabe wurde der fantastische Büttenredner entlassen.
Ein weiterer Höhepunkt war der Auftritt des Jubiläumkorps der Skylight Majorettes. Die zehn jungen Damen nahmen die Gäste mit auf eine Reise durchs Weltall. Dabei wechselten sie nicht nur die Kostüme, sondern zeigten auch einen Tanz mit leuchtenden Twirlingstäben bei Schwarzlicht. Ihre akrobatische und professionelle Aufführung mit Sprüngen und Würfen begeisterte das närrische Publikum.
Krönender Abschluss des Abends war der Auftritt der „Schäl Pänz“ aus Niederzissen, die kölsche Karnevalhits darboten und die Jecken zur Ausgelassenheit trieben. Die Majorettes und das Prinzenpaar samt Hofstaat tanzten auf der Bühne mit der Band, während es die Zuschauer nicht mehr auf den Stühlen hielt. Der Helenensaal dampfte.
So endete ein fulminanter Abend und der frühe Auftakt der Karnevalssession 2022/23 in Bad Breisig, der für ein paar Stunden Themen wie Corona, steigende Preise und Krieg vergessen ließen.