SINZIG. DG. Zur finalen Beschlussfassung stand die Umbenennung der Gudestraße zurück zur ursprünglichen Fassung Judengasse in der jüngsten Ratssitzung an. Das Thema, das seinerzeit von den „Rüstigen Rentnern“ aufgegriffen wurde, traf nicht überall auf einhellige Zustimmung. Insbesondere die Anwohner, die bei einer solchen Aktion befragt werden, hatten Einwände, die insbesondere mit dem mit einer Umbenennung verbundenen Aufwand begründet wurden.
Ein Gutachtachten von Professor Joachim Scholtyseck von der Uni Bonn hellte den geschichtlichen Hintergrund auf. Danach gab es schon im 13. Und 14. Jahrhundert Pogrome, denen viele Jüdinnen und Juden zum Opfer fielen. Lange Jahre hieß die Straße ‘Judengasse’, ehe sie im Zuge des Nationalsozialismus umbenannt wurde. Nach dem Krieg erhielt sie ihren alten Namen zurück, der Stadtrat benannte sie aber aus nicht mehr ganz nachvollziehbaren Gründen bereits 1951 in Gudestraße um. Bei älteren Sinzigern wird der Name „Jüddejass“ aber auch heute noch gebraucht.
Martin Eggert (SPD) erklärte nach einem kurzen geschichtlichen Ablauf die Zustimmung seiner Fraktion. Hardy Rehmann (B90/Grüne) will damit ein Zeichen setzen und sah dies auch als Imagegewinn für Sinzig. Auch Karl-Heinz Arzdorf (CDU) und Friedhelm Münch (FWG) signalisierten einhellige Zustimmung. Ralf Urban (B90/Grüne) wandte sich aber gegen die von der Verwaltung angebotene Erstattung aller mit der Umbenennung verbundenen Kosten für die Anwohner. Der Beschluss wurde einstimmig gefasst. Ab 1. Januar 2023 heißt die Straße wieder Judengasse.
Eine längere zum Teil kontrovers geführte Diskussion gab es beim Punkt Rhein-Ahr-Stadion. Insbesondere Volker Holy (CDU) wies darauf hin, dass bei der geplanten Tieferlegung bei größeren Hochwasserereignissen auch häufiger Schäden an den Sportanlagen auftreten können, für die die Stadt wieder Mittel bereitstellen müsse. Letztlich wurde der Wiederaufbau unter „Beachtung der wasserhydraulichen Berechnungen“ aber einstimmig beschlossen. Das geplante Bauprojekt Kurpark Bad Bodendorf stößt bei den in der Nähe wohnenden Anliegern insbesondere wegen seines Umfangs auf Kritik. Hier hat sich bereits eine Initiative gebildet, die den weiteren Fortgang aufmerksam beobachten wird. Auch im Rat gab es unterschiedliche Auffassungen. Friedhelm Münch sprach sich für die FWG dafür aus, das Verfahren in Gang zu setzen. Man soll nicht schon jetzt konkret Position dafür oder dagegen beziehen, sondern eine Entscheidung vom Ergebnis der nach der Offenlegung einsetzenden Prüfungen der Träger öffentlicher Belange sowie der Bedenken von Bürgern abhängig machen. Hardy Rehmann (B90/Grüne) sah Probleme, da bei einem größeren Hochwasser durch die zusätzlichen Gebäude ein Rückstau entstehen werde. Ähnlich äußerte sich auch Hans-Dietrich Laubmann für die SPD, man müsse an die Leute denken, die dort schon wohnen. Bei acht Gegenstimmen und einer Enthaltung wurde die Offenlegung aber mit Mehrheit beschlossen. Es bleibt abzuwarten, ob im Rahmen der Prüfungen und Einwände gravierende Bedenken festgestellt werden, die das Vorhaben kippen lassen.