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Bad Breisiger-Sinziger Nachrichten
Ausgabe 47/2023
Aktuelles
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Jahrestag des Separatistenüberfalls von Brohl

Das neu gestaltete Denkmal mit dem Grabstein von Vater und Sohn Hommen in den Rheinanlagen Brohl.

Brohler Bürgerinnen und Bürger gedachten des Separatistenüberfalls in Brohl vor 100 Jahren, unter ihnen Helmut Rosenbaum, Vorsitzender des Kulturvereins Brohl (2.v.l) und Ortsbürgermeister Frank Gondert (1.v.r.).

Feierliches Gedenken an Ereignisse vor 100 Jahren an neu gestaltetem Denkmal

BROHL-LÜTZING.mmi. Die Ereignisse des Herbstes 1923 jähren sich zum 100. Mal. Am 9. November 1923 zog ein 40-Mann starker Trupp rheinischer Separatisten von Andernach nach Brohl, um dort die führenden Männer des örtlichen Selbstschutzes zu verhaften. Ziel der Separatisten war eine vollständige Loslösung des damals französisch besetzten Rheinlandes aus dem Verbund des Deutschen Reiches. Schnell hatten sich in vielen Orten Selbstschutzgruppen gebildet, um sich die Aufständischen, die nicht selten mit roher Gewalt zu Werke gingen, vom Hals zu halten. So auch in Brohl, wo Hans Felinger und Anton Bröhl den Widerstand organisierten. Auf der Suche nach den Verteidigern des Ortes stürmte der wütende Mob ein falsches Lokal und tötete die drei Brohler Bürger Gabriel Hommen senior, seinen Sohn Gabriel Hommen junior und Joseph Patron. Sie handelten im Irrglauben, es handele sich um die gesuchten Anführer. Drei unschuldige Bürger starben durch einen aufgebrachten und aufgestachelten Mob.

Nicht nur in Brohl, sondern im ganzen Rheinland war der spalterische Spuk schnell vorüber, aber vergessen haben die Brohler ihre drei Opfer nie. Zehn Jahre später errichteten sie Ihnen ein Denkmal, dass noch heute gepflegt wird, und zum 100. Gedenktag mit einer Besonderheit aufwartet. Helmut Rosenbaum, Vorstandsvorsitzender des Kulturvereins Brohl zeigt auf den Fuß des Denkmals. Dort ruht seit einigen Wochen der Grabstein von Vater und Sohn Hommen. „Wir sind froh, dass wir den Stein in einem Lager wiedergefunden haben. Johannes Netz hat ihn professionell aufgearbeitet, sodass der Grabstein am Fuße des Separatistendenkmals wieder einen würdigen Platz finden konnte“, berichtet Rosenbaum.

Würdig sind auch die Worte, die Rosenbaum im Rahmen der feierlichen Kranzniederlegung am 9. November diesen Jahres, genau einhundert Jahre nach den Morden durch einen aufgebrachten Mob findet: „Die Ereignisse in Brohl im Jahr 1923 mahnen uns, dass wir Demokratie verteidigen und miteinander für sie arbeiten müssen, heute vielleicht mehr denn je in den letzten Jahren. Die drei Brohler Opfer mahnen uns, dass wir gesellschaftliche Unterschiede und Gegensätzlichkeiten aushalten und friedlich lösen müssen, statt sie mit Gewalt zu bekämpfen.“

Ortsbürgemeister Frank Gondert zieht in seiner Ansprache die Parallele zu heutigen Konflikten und Kriegen: „Die rheinischen Separatisten versuchten die Nachwirren des Ersten Weltkriegs für sich zu nutzen und ermordeten durch einen tragischen Fehler drei unschuldige Bürger. Wir dürfen nie vergessen, dass auch in heutigen Kriegen immer wieder unschuldige Opfer zu beklagen sind. Lassen Sie uns deshalb alles dafür tun, nicht das Trennende, sondern das Gemeinsame unserer Gesellschaft in den Vordergrund zu stellen.“

Den Verlauf und die Folgen des Separatistenüberfalls von Brohl hat der Brohler Lokalhistoriker Werner Fußhöller der Schrift „100 Jahre Separatistenüberfall in Brohl“ umfassend dargestellt. Das 43 Seiten starke und bebilderte DIN A5-Heft ist beim Autor zu beziehen: Werner Fußhöller, Braunsbergweg 24, 56656 Brohl-Lützing, Telefon 02633-1705