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Bad Breisiger-Sinziger Nachrichten
Ausgabe 5/2023
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Weitere Stolpersteine gegen das Vergessen

Bereits vormittags polierten Schüler*innen des Rhein-Gymnasiums und der Janusz_korcak Schule die im vergangenen Jahr verlegten Stolpersteine wieder auf

Georg Brinkmann untermalte musikalisch mit Klezmer-Musik

Mitautor Rudolf Menacher erinnerte sich an seine Schulzeit und mahnte an, dieses dunkle Kapitel der deutschen Geschichte nicht zu vergessen

Schüler*innen der beiden Schulen verlasen Texte zu den einzelnen Schicksalen der jüdischen Bürger

Symbolisch wurden die Stolpersteine mit einer weißen Rose auf den Boden verlegt.

Gedenkveranstaltung im Sinziger Rathaus

SINZIG. DG. Bereits 2005 wurde der 27. Januar von der UN zur Erinnerung an die Gräueltaten des Nazi-Regimes als besonderer Gedenktag eingeführt. Hintergrund ist die Befreiung des Vernichtungslagers in Auschwitz am 27. Januar 1945. 1992 hatte der Künstler Gunter Demnig damit begonnen, kleine Messingtafeln vor Häusern zu verlegen, in denen einst Juden wohnten, die den Holocaust nicht überlebt hatten. Mit inzwischen mehr als 75.000 verlegten Steinen in Deutschland und Europa ist das quasi die größte dezentrale Gedenkstätte weltweit. „Ein Mensch ist erst vergessen, wenn sein Name vergessen ist!“ Mit diesem Zitat aus dem Talmud erläutert der Künstler, wofür die Steine stehen: Gegen das Vergessen. Bereits im vergangenen Jahr hatte Demnig höchst persönlich an vier Orten in Sinzig Stolpersteine verlegt. Da die übrigen Verlegeadressen im Stadtgebiet und den Ortsteilen verteilt liegen und bei einer gemeinsamen Aktion fußläufig nicht gut erreichbar sind, hatte die Stadt zu einer zentralen Veranstaltung ins Rathaus eingeladen. Die physische Verlegung übernimmt dann der Bauhof in den nächsten Tagen. Georg Brinkmann untermalte die Gedenkstunde musikalisch auf der Klarinette mit dem Sinn der Veranstaltung angemessener Klezmer-Musik. Bürgermeister Andreas Geron gab einen kurzen historischen Überblick über das Projekt, das zwar „heute vervollständigt, aber noch nicht abgeschlossen wird.“ Rudolf Menacher, zusammen mit Hans-Ulrich Reiffen, der auch der Feierstunde beiwohnte, Autor des Buches „Knoblauch und Weihrauch“, berichtete aus eigener Erfahrung aus seiner Schulzeit. Im Geschichtsunterricht wurde das Thema Judenverfolgung während der NS-Zeit ausgeklammert.

Bei den Recherchen zum Buch musste er feststellen, dass die meisten Zeitzeugen nur wenig Interesse am Schicksal ihrer ehemaligen jüdischen Nachbarn hatten, es war ein regelrechter Verdrängungsprozess. Mehr als 3000 antisemitische Straftaten in 2021 geben jedoch wieder zum Nachdenken Anlass. „Wenn wir uns der Vergangenheit stellen, haben wir die Chance, es besser zu machen“, so seine Folgerung. Begleitet wurde die Aktion auch diesmal von Schüler*innen des Rhein-Gymnasium und der Janusz-Korcak Schule durch das Verlesen von Texten über die Opfer sowie einer symbolischen Verlegung im Ratssaal. Eine Gruppe hatte bereits vormittags die bisher verlegten Stolpersteine angesteuert und diese mit entsprechendem Material wieder aufpoliert. Es ist sicher gut, die Jugend in solche Prozesse einzubinden und ihnen so historisches Wissen hautnah zu vermitteln.