Die fünf Autoren und ihr Werk: (v.l.) Winfried Sander, Thomas Roggenkamp, Jürgen Haffke, Wolfgang Büchs und Andreas Schmickler.
AHRWEILER. TW. Nach der Flutkatastrophe vom Juli 2021 im Ahrtal sind viele Bücher erschienen, die sich mit dem Ereignis befassen. Da werden Geschichten erzählt, einzelne Orte unter die Lupe genommen, klimatische Verhältnisse erforscht oder es wird über wissenschaftliche Erkenntnisse berichtet. Nun ist ein neues, sehr umfassendes Werk mit dem Titel „Spuren der Flut im Ahrtal 2021“ erschienen. Auf 352 Seiten im Großformat 25 mal 29 Zentimeter berichten gleich fünf Autoren über die Schwerpunkte „Dokumentation“, „Analyse“ sowie „Perspektiven.“ 755 teilweise erschreckende Fotos und Karten begleiten den Leser auf seinem Weg durch das Buch von Ahütte bis Sinzig.
Im Ahrweiler Ahrwein-Forum stellten die fünf Autoren sich und ihre Themenbereiche vor rund 100 Gästen der offenen Buchpräsentation vor. Dabei berichtete Andreas Schmickler, alle Autoren hätten ohne Honorar an dem Werk gearbeitet. Es sei aber auch gar nicht so einfach gewesen, alle fünf unter einen Hut zu bringen. Schmickler ist ein Freund der Fotographie aus dem Luftraum. Da war es ihm so gar nicht recht, dass der Luftraum über dem Ahrtal am 15. Juli mittags gesperrt wurde und das auch rund sechs Wochen so blieb. Immerhin hatte Wolfgang Bauer vom Luftsportverein Bad Neuenahr noch am Morgen des 15. Juli einen Flug über das Krisengebiet unternehmen und dabei zahlreichen Bilder machen können. Aber auch Schmicklers Foto-Dokumentation ist aussagekräftig. Als Beispiel nannte er das Bild einer der Stützen der hölzernen Fahrradbrücke von Laach, der am dem Ahrweiler Ahrtorfriedhof lag. Ein großes Stück der Brücke strandete in Marienthal, wie ein Luftbild Bauers zeigt. Auf dem Weg dahin musste es einige Brückenhindernisse, wie die Nepomukbrücke in Rech überwinden.
Dr. Thomas Roggenkamp hatte die Flut auch metereologischer Sicht betrachtet und berichtete von der größten je im Ahrtal gemessenen Regenmenge. Der Fluss, der normalerweise sechs Kubikmeter Wasser pro Sekunde transportiert, musste nun die 200-fache Menge durchs Tal bringen. Obwohl die Wassermenge wohl der Flut von 1804 ähnelte, stand die Brühe an den Häusern um mehrere Meter höher – weil es heute eine viel stärkere Bebauung gibt.
Geologe und Studiendirektor Winfried Sander hatte das Einzugsgebiet der Ahr im Blick, die immer das Wasser von 300 Bächen aufnehmen muss, von denen 70 direkt in den Fluss und der Rest über Nebengewässer kommt. Diese Bäche sind in Summe rund 1.000 Kilometer lang. Den größten Wasserzulauf erlebte der Fluss 2021 aus dem Sahrbach, bei der Flut 1910 war es der Trierbach gewesen. Sander setzt sich für ein Konzert der Gewässerpatenschaften der Bürgerschaft ein.
Der historische Part in dem umfassenden Werk gehört Dr. Jürgen Haffke. Er berichtete über viele Eingriffe in den Ahrverlauf, wie eine geplante Begradigung im 18. Jahrhundert. Im Bereich Neuenahr war der Fluss ab dem Jahr 1880 auf Betreiben Georg Kreuzbergs in sein heutiges Bett gezwungen worden, es folgte Bebauung bis ans Ufer. Viele der Bauten stehen in einem Bereich, der vor 250 Jahren noch Flusslauf war. „Teile von Neuenahr stehen sozusagen in der Ahr“, so Haffke. Professor Wolfgang Büchs berichtete derweil über frühere Bestreben zur Wasserrückhaltung, wie den geplanten Bau von Staudämmen, unter anderem im Langfigtal oder die im Jahr 1905 geplante Kreuzbergtalsperre. Büchs zeigte wenig Verständnis für den nun erfolgten noch breiteren Aufbau der Sahrbachtalstraße und kündigte bereits einen zweiten Band der fünf Autoren an.
Spuren der Flut im Ahrtal 2021
Verlag Landschaft und Geschichte e.V.
Autoren: Wolfgang Büchs, Jürgen Haffke, Thomas Roggenkamp, Winfried Sander, Andreas Schmickler
ISBN: 978-3-00-073039-9
Preis: 34,50 Euro