Musikverein Lüxem (Foto: hellajosh).
Der Musikverein Lüxem präsentierte am 20. und 21. Mai in der jeweils vollbesetzten Pfarrkirche zwei Konzerte der Superlative. Weltweit renommierte Instrumentalisten gaben sich in dem 1000-Seelen-Dorf und gleichzeitig „Wittlichs schönster Tochter“ ein Stelldichein, musizierten miteinander ein mitreißendes Kammerkonzert und fungierten als Gastsolisten mit dem Orchester des Vereins in einem zweiten Konzertabend.
Über die Verbindung des Dirigenten und früheren Soloklarinettisten der Berliner Philharmoniker Karl-Heinz Steffens zum Musikverein Lüxem ist in den Vorankündigungen des Events bereits viel geschrieben worden. Seine Idee, dem Ort und dem Verein etwas von dem zurückzugeben, was ihm den Start in seine lebenslange professionelle Musikertätigkeit ermöglicht hat, ist bereits ein paar Jahre vorher im Verein positiv aufgenommen worden.
Bereits zu Beginn des Jahres 2020 waren die Planungen schon weit fortgeschritten. Das Programm stand, die Gäste waren eingeladen, der Ticket-Vorverkauf hatte begonnen – und dann kam „Corona“.
Mit viel Engagement ist es dem Musikverein Lüxem gelungen, diese schwere Zeit nicht nur zu überstehen, sondern wie es scheint gestärkt aus der Krise hervorgegangen zu sein. Während die ersten Konzerte wieder die Leistungsfähigkeit des Orchesters allen in Erinnerung gebracht haben, wurde auch die Idee „Klassik im Dorf“ wieder aufgegriffen. Die bereits vorher verkauften Tickets waren dem Vorstand ein Ansporn, die Erwartungen des Publikums zu erfüllen und an die Planungen anzuknüpfen. Auch Karl-Heinz Steffens war gleich wieder mit im Boot.
Seine Kontakte zu ehemaligen Weggefährten seiner Karriere hat auch für 2023 schnell zu einem vielversprechenden Ergebnis geführt. Die Stückauswahl für ein gemeinsames Konzert mit dem Verein wurde angepasst, während für das geplante Kammerkonzert das entsprechende Repertoire von Karl-Heinz Steffens gemäß der Instrumentalbesetzung der Gäste koordiniert wurde.
Dirigent Stefan Barth leitete die Probenarbeit des Orchesters sehr einfühlsam und gleichzeitig zielgerichtet auf den Termin hin. Die musikalischen Erwartungen und die Ansprüche der Solisten vorzubereiten, erforderten seine ganze Erfahrung und eine engagierte Mitarbeit des Orchesters. Dazu sollten angemessene reine Orchesterwerke das Programm ergänzen und ohne einen Einbruch in die künstlerische Qualität das Programm abrunden.
Der Musikverein Lüxem erwies sich in der Folge wieder einmal als verlässlicher Partner in organisatorischen Belangen, obwohl man sich in ein musikalisch unbekanntes Umfeld begab.
Ein klassisches Musikfestivals mit Möglichkeiten eines dörflichen Vereins realisieren, ist dabei in hervorragender Weise gelungen. Zudem hatte der Wettergott offensichtlich ein großes Einsehen und bescherte einen sonnigen Rahmen, der den Kirchenvorplatz in ein entsprechend angenehmes Licht tauchte.
Erst zwei Tage vor dem Event trafen die Solisten und das Orchester zum ersten Mal zusammen. Dabei erwies sich der Verein als bestens vorbereitet, die Solisten als musikalisch souverän sowie menschlich sehr angenehm in einer inspirierenden Arbeitsatmosphäre. Die sehr ermutigende Probe und die kollegiale Begegnung ließ dann alle entspannt und gewappnet der Generalprobe und dem Konzert entgegensehen.
20. Mai 2023 – Kammermusikalischer Abend in der Pfarrkirche Lüxem
In wechselnder Besetzung präsentierten Karl-Heinz Steffens (Klarinette), Yuval Herz (Violine), Dávid Adorján (Violoncello), Stefan de Leval-Jerzierski (Horn) und Michal Friedlander (Klavier) ein gleichwohl anspruchsvolles wie vielseitiges Programm mit Stücken von Ludwig van Beethoven, Clara Schumann, Bela Bartok und Robert Kahn.
Zwanglose und informative Einführungen durch Karl-Heinz Steffens bereiteten das Publikum auf die sehr variantenreichen Stücke vor. Die Spannung war fast mit den Händen zu greifen, während die rund 400 Zuhörer den höchst komplexen musikalischen Strukturen sowie den ungewöhnlichen rhythmischen und harmonischen Klangbildern folgten. Dabei erlebten sie Künstler, die höchste technische Anforderungen in souveränem und gleichzeitig atemberaubendem Zusammenspiel präsentierten. Die gespannte Aufmerksamkeit der Zuhörer entlud sich dann auch nach den einzelnen Beiträgen in wahren Begeisterungsstürmen. Allen war offensichtlich bewusst, dass sie an einem einmaligen Konzertabend auf Weltniveau teilhaben konnten.
Der Abend klang harmonisch auf dem Kirchenvorplatz aus, wo der Musikverein für das leibliche Wohl gesorgt und für die Begegnung der Zuhörer untereinander, aber auch mit den Künstlern, einen angenehmen Rahmen geschaffen hat.
21. Mai 2023 – Orchesterkonzert mit Gastsolisten in der Pfarrkirche Lüxem
Das Orchester des Musikvereins Lüxem präsentierte sich hochkonzentriert und motiviert von den Begegnungen mit den Gästen in den Tagen zuvor. Geschmackvoll und ausgereift erklangen die „Ceremonial Dances“ im Stile typischer Renaissancemusik, gefolgt von einem Auszug aus der romantischen Oper „Hänsel und Gretel“. Eine Herausforderung für die zum Teil jungen Musikerinnen und Musiker des 65-köpfigen Ensembles, die hervorragend gemeistert wurde.
Virtuose Klarinetten-Passagen schrieb der italienische Komponist Gioacchino Rossini in sein „Introduction, Thema und Variationen“, die von Karl-Heinz Steffens meisterhaft gespielt und vom Orchester in verkleinerter Besetzung einfühlsam begleitet wurden.
Nach der Pause interpretierte das Orchester den weiten Spannungsbogen der „Overture On An Early American Folk Hymn“ und eröffnete damit einen Reigen amerikanisch inspirierter Stücke.
Die anschließende „Rapsodia Americana“ zeigte Michal Friedlander am Flügel in höchster rhythmischer Präzision, welcher das Orchester unter der Führung von Stefan Barth souverän folgte.
Mit dem spektakulären programmatischen Titel „Cape Horn“, gespielt von Stefan de Leval Jerzierski als Solist, fand der Konzertabend seinen vorläufigen Abschluss unter Standing Ovations der begeisterten Zuhörer.
Durch Landrat Gregor Eibes eingeführt und mit einer kurzweiligen Laudatio von Hermann Lewen, der sich als einer der künstlerischen Weggefährten von Karl-Heinz Steffens mit vielen parallelen Entwicklungen und gemeinsamen Schnittpunkten gezeigt hat, wurde dann Karl-Heinz Steffens der Kulturpreis 2023 des Landkreises Bernkastel-Wittlich überreicht.
Seinen Abschluss fand der konzertante Teil des Abends durch ein mit allen Protagonisten des Abends intonierten „Auld Lang Syne“ (Nehmt Abschied, Brüder) in einer hoch emotionalen Bearbeitung, welche so manchem die Tränen der Rührung in die Augen trieb.
Landrat Eibes, Hermann Lewen und Karl-Heinz Steffens brachten den Wunsch zum Ausdruck, dass diesem ersten Festival „Klassik auf dem Dorf“ unbedingt eine Fortsetzung folgen sollte. Der Vorstand des Musikvereins Lüxem sah sich dadurch einerseits in seinem Engagement bestätigt und gleichzeitig herausgefordert, in seiner Arbeit diesen Weg weiterhin zu verfolgen.