Titel Logo
Wittlicher Rundschau
Ausgabe 48/2024
Seite 3
Zurück zur vorigen Seite
Zurück zur ersten Seite der aktuellen Ausgabe
-

Projekt „Wittlich Shuttle“ endet am 31. Dezember Vergabeverfahren aus Gründen der Unwirtschaftlichkeit eingestellt

Das erste „Wittlich Shuttle“ wurde auf den Namen „Lieser“ getauft und ist seit dem 26. Mai 2018 unterwegs (Foto: Jan Mußweiler).

Das neue Linienbündel „Wittlicher Land“ ist seit dem 31. Juli aktiv. Die Grafik zeigt die deutlich verbesserte Verbindung zwischen dem ZOB und dem Hauptbahnhof (Grafik: VRT).

Eindeutige Trendline nach oben: Das Projekt „Wittlich Shuttle“ kann durchaus als Erfolgsprojekt angesehen werden.

Der Stadtrat hat in seiner nichtöffentlichen Sitzung am 12. September beschlossen, dass das Vergabeverfahren On-Demand-Verkehr „Wittlich Shuttle“ aus Gründen der Unwirtschaftlichkeit aufgehoben wird. Dies hat zur Folge, dass das freiwillige Mobilitätsangebot der Stadt Wittlich ab dem 1. Januar 2025 nicht mehr weitergeführt wird. Die Öffentlichkeit wurde hierüber in der öffentlichen Sitzung des Stadtrates am 21. November informiert.

Am 1. August 2016 ist in Wittlich der „Rufbus“ gestartet. Hierbei handelte es sich um ein freiwilliges Mobilitätsangebot der Stadt Wittlich, das den bestehenden öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) optimieren sollte. Konkret wurde die ehemalige Stadtbuslinie 306 durch einen linienfreien Pendelverkehr ersetzt, der rund 70 Haltestellen im gesamten Stadtgebiet und den fünf Stadtteilen Bombogen, Dorf, Lüxem, Neuerburg und Wengerohr anfuhr. Der Rufbus konnte zunächst nur telefonisch gebucht werden und zwar von Montag bis Freitag jeweils in der Zeit von 8 bis 12 Uhr und von 14 bis 18 Uhr. Die Stadt Wittlich zahlte an den Betreiber einen jährlichen Zuschuss in Höhe von 67.500 Euro.

Das Pilotprojekt „Rufbus“ wurde kontinuierlich weiterentwickelt und dank der Unterstützung der ioki GmbH zu einem der ersten digitalisierten On-Demand-Verkehre Deutschlands ausgebaut. Das Projekt „Wittlich Shuttle“ startete schließlich nach einer Erprobungsphase am 26. Mai 2018. Seither ist die Buchung nicht nur telefonisch möglich, sondern auch digital über das Smartphone per eigens programmierter Applikation. Neben einem zweiten Fahrzeug wurden auch die Betriebszeiten deutlich erweitert. Der Service ist inzwischen außer an gesetzlichen Feiertagen von Montag bis Donnerstag jeweils zwischen 5 und 19 Uhr, freitags zwischen 5 und 24 Uhr sowie samstags zwischen 8 und 18 Uhr und sonntags von 10 bis 18 Uhr verfügbar. Der kommunale Zuschussbedarf lag für den Betrieb des Wittlich Shuttle zuletzt bei 183.000 Euro.

Die ehemalige Stadtbuslinie 306 und damit das Wittlich Shuttle war jedoch an die Laufzeit des Linienbündels „Wittlich Stadt und Land“ gebunden. Die Laufzeit dieses Linienbündels sollte ursprünglich am 14. Dezember 2025 enden. Wegen der Kündigung des Verkehrsvertrags durch einen Linienbetreiber endete das Linienbündel jedoch bereits am 30. Juli 2024. Um das „Wittlich Shuttle“ auch nach dem Ende des Linienbündels fortführen zu dürfen, hat die Stadt Wittlich mit dem Aufgabenträger, dem Landkreis Bernkastel-Wittlich, eine entsprechende Vereinbarung nach dem Nahverkehrsgesetz geschlossen. Danach können kreisangehörige Gemeinden und Verbandsgemeinden in den Grenzen ihrer finanziellen Leistungsfähigkeit in ihrem Gebiet zusätzliche freiwillige Mobilitätsangebote im öffentlichen Personennahverkehr in eigener finanzieller Verantwortung vorhalten. Zur Vergabe dieser Verkehrsdienstleistung war eine europaweite Ausschreibung vorgeschrieben. Im Rahmen dieser Ausschreibung konnte jedoch kein wirtschaftlich annehmbares Ergebnis erzielt werden. Da diese Vergabeverfahren vertraulich sind, durfte das Ergebnis der Ausschreibung ausschließlich in nichtöffentlicher Sitzung bekannt gegeben werden.

Der Landkreis Bernkastel-Wittlich hat hingegen das ÖPNV-Angebot in Wittlich deutlich verbessert. Mit dem Linienbündel „Eifel-Kondelwald“ und dem am 31. Juli gestartetem neuen Linienbündel „Wittlicher Land“ wurde nicht nur die Taktung erhöht, sondern auch die Linienstruktur verdichtet. Da mit dem freiwilligen Verkehrsangebot „Wittlich Shuttle“ jedoch kein Parallelverkehr zum bestehenden ÖPNV durchgeführt werden darf, müssten künftig noch mehr Fahrtanfragen abgewiesen werden. Dies könnte zur Unzufriedenheit der Kunden führen, ohne dass die Stadt Wittlich hierauf Einfluss nehmen kann. Zudem müsste mit deutlich weniger Fahrgästen kalkuliert werden, was den kommunalen Zuschussbedarf zwangsläufig erhöhen würde.

Besonders tragisch ist dabei, dass die Bilanz des „Wittlich Shuttles“ durchaus positiv zu bewerten ist. Dabei sticht insbesondere die Entwicklung der Fahrgastzahlen hervor. Im ersten Betriebsmonat, also im August 2016, wurden mit dem Rufbus 251 Fahrgäste befördert und im Monat August 2024 mit dem Wittlich Shuttle 1.611 Personen. Der kommunale Zuschuss ist hingegen von ursprünglich 67.500 Euro auf nunmehr 183.000 Euro angestiegen.

Vor dem Hintergrund, dass bei der europaweiten Ausschreibung kein wirtschaftlich annehmbares Ergebnis erzielt werden konnte und gleichzeitig der ÖPNV in Wittlich durch die neuen Linienbündel deutlich verbessert wurde, muss der On-Demand-Verkehr „Wittlich Shuttle“ ab dem 1. Januar 2025 eingestellt werden.