Durch Bomben beschädigte Stadt Wittlich mit Blick auf St. Markus, 1944. Quelle: Bildarchiv des Kreisarchivs Bernkastel-Wittlich, Aufnahme: Foto Becker.
2024 jährt sich ein schreckliches historisches Ereignis der Stadt Wittlich: am 24. Dezember 1944 warfen 62 viermotorige US-Bomber über Wittlich circa 1300 Sprengbomben ab und zerstörten Teile des Stadtgebiets. Am Weihnachtstag folgte darauf die Bombardierung von Wittlich Wengerohr, weitere Angriffe auf die Stadt Wittlich passierten am 29. Dezember und Anfang Januar.[1] Dieser Angriff am 24. Dezember 1944 erfolgte gegen drei Uhr nachmittags und überzog das damalige Weihnachtsfest mit dunklen Schatten. Im Protokollbuch der Freiwilligen Feuerwehr ist über diesen Tag nachzulesen, dass die Stadt von drei Wellen feindlicher Flugzeuge bombardiert wurde, die große Teile des mittleren Stadtgebiets zerstörten. Sehr viele Einwohner waren von dem Unglück betroffen, entbrannte Großfeuer waren schwer zu bekämpfen, da die Wasserleitungen ausfielen. Der Mühlenteich der Stadt enthielt zu dieser Zeit kein Wasser, sodass die Motorspritzen über verschüttete Straßen und Trümmer hinweg zur Lieser gezogen werden mussten, um an Wasser zu kommen. In einem Brief des damaligen Bürgermeisters Matthias Joseph Mehs (1893–1976) an einen interessierten Bürger listete er die im zweiten Weltkrieg stattgefundenen Fliegerangriffe auf Wittlich auf: „Am 24.12.1944 Grossangriff auf die gesamte Stadt. Beginn 14,30 Uhr in 3 Wellen, Ende gegen 15,30 Uhr. Die Zahl der abgeworfenen Bomben wurde auf über 600 geschätzt. Es handelte sich um Luftminen und Bomben aller Kaliber. […] Der Gebäudeschaden war sehr gross. Zur Bekämpfung der entstandenen Brände mussten die Feuerwehren vieler Orte des Kreises Wittlich herangezogen werden. Die obdachlos gewordenen Familien wurden evakuiert.“[2] Durch den Bombenangriff blieben in der Stadt um 14:30 Uhr die Uhren an Volksschule und Bahnhof stehen, erinnert sich ein Zeitzeuge.[3] Über 1200 Sprengbomben und 18 Brandbomben warfen die Kampfflugzeuge über Wittlich ab: „Das Innere der Stadt ist ein unbeschreiblicher Schutthaufen. In den Kellern spielen sich schauerliche Szenen ab. Der Tod raste durch die Stadt […].“[4] Stadt und Bevölkerung erlitten schwere Schäden und verloren sowohl Menschenleben als auch Infrastruktur: Die Dienstwohnung des Küsters mitsamt des Pfarrsaals und der Pfarrbücherei wurden zerstört, das Kreiskrankenhaus wurde schwer getroffen sowie Kirchendach und Fenster von St. Markus beschädigt. Das Stadtinnere glich einem Trümmerhaufen: „Die Toten mußten, da kein anderer Raum zur Verfügung stand, in der Kirche geborgen werden. Vom Altar bis zum Hauptportal lagen die Toten.“[5] Gedenken an diese Kriegsereignisse dienen nicht nur dem Wissen um die Stadtgeschichte Wittlichs, sie rufen auch den Schrecken in Erinnerung und machen die Folgen bewaffneter Konflikte deutlich. Einmal mehr dient die Bombardierung Wittlichs an Weihnachten 1944 dazu, sich den Preis des Krieges und den Wert des Friedens in Erinnerung zu rufen.
[1] Schaaf 2000, S.199.
[2] Brief von Matthias Joseph Mehs vom 7. Juli 1948 aus dem Bestand des Kreisarchivs Bernkastel-Wittlich, Nachlass Klaus Petry, Signatur 5.N5-01.
[3] Vgl. Elsen 2005, S. 142.
[4] Schaaf 1996, zitiert nach: Neu/Orth 1982, S. 231-235.
[5] Neu/Orth 1982, S. 234.
Literatur
Christina Bents: Ein schwarzer Tag in Wittlichs Geschichte: An Heiligabend 1944 sterben 70 Menschen bei einem Bombenangriff, in: Trierischer Volksfreund, 22. Dezember 2014.
Erwin Schaaf (Hrsg.): Zeitenwende. Das 20. Jahrhundert im Landkreis Bernkastel-Wittlich, Wittlich 2000.
Erwin Schaaf: Das Kriegsende im heutigen Landkreis Bernkastel-Wittlich, in: Kreisjahrbuch Bernkastel-Wittlich 1996, S. 63-69.
Franz Schmitt: Bomben auf Wittlich und Bernkastel-Kues am Ende des Zweiten Weltkrieges, in: Zeitenwende. Das 20. Jahrhundert im Landkreis Bernkastel-Wittlich, hrsg. v. Erwin Schaaf, Wittlich 2000.
Walter Elsen: Heiligabend 1944 in Wittlich. Christbäume am Himmel brachten den Tod, in: Kreisjahrbuch Bernkastel-Wittlich 2005, S. 142-143.
Peter Neu/Hubert Orth: Am Ende das Chaos. Die letzten Tage des 2. Weltkriegs im Raum Bernkastel-Wittlich, Wittlich 1982.