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Wittlicher Rundschau
Ausgabe 6/2025
Kindertagesstätten und Schulen
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„Wie machen wir unsere Kinder stark?“

Podiumsdiskussion

Vortrag Frau Ehlert-Oljenik

Start der vierteljährlichen Vortragsreihe von FamOSir

In Zusammenarbeit mit dem Pastoralen Raum in Wittlich, vertreten durch Armin Surkus-Anzenhofer konnte die Veranstaltung des Arbeitskreises Resilienz im Kreis Wittlich-Bernkastel in der Aula der Georg-Meistermann-Grundschule durchgeführt werden. Die Veranstaltung wurde von etwa 65 Zuhörern verfolgt.

Zu Beginn wurde über eine digitale Abfrage ermittelt, worauf die Eltern glauben, dass sich ihre Kinder in naher Zukunft am meisten freuen, und welche Situationen die Kinder aktuell als besonders herausfordernd wahrnehmen. Die „Antwortwolke“ brachte Urlaub, Geburtstag und Karneval als die meistgenannten Höhepunkte hervor. Laut den Eltern stellen der Streit mit Freunden sowie die Schule mit Leistungs- und Notendruck die größten Drucksituationen dar.

Wie kann man mit diesen Drucksituationen umgehen? Ist es überhaupt sinnvoll, sie zu beseitigen? Und wie kann ich als Elternteil Unterstützung bieten, damit mein Kind aus herausfordernden Situationen gestärkt hervorgeht? Wie kann ich Stärken fördern, ohne im Defizit verhaftet zu bleiben? Diese Fragen bildeten die Ansatzpunkte des Fachvortrags von Frau Ehlert-Oljenik, einer Diplom-Psychologin und praktizierenden Pädagogin sowie „Ersatzmutter“ in einer Jugendwohngruppe. Frau Ehlert-Oljenik brachte gekonnt theoretische Ansätze aus der Psychologie und Pädagogik in Zusammenhang mit Beispielen aus der Lebenswelt. Ihr inspirierender Vortrag verhalf einen Ein- und Überblick in das interessante und vielfältige Thema zu erlangen.

Nach dem interessanten und kurzweiligen Input wurde in eine Podiumsdiskussion, die von FamOSKoordinator André Rieder geleitet wurde, übergeleitet. Hier hatten verschiedene Experten die Möglichkeit, ihre Sichtweisen, Haltung und mögliche Perspektiven zum Thema Widerstandsfähigkeit, Selbstwirksamkeit, Abgrenzung und bevorzugte Art der Unterstützung der Kinder zu erläutern. Neben Frau Ehlert-Oljenik nahm auch Frau Anne Kathrin Meeth aus der Schulleitung der Georg-Meistermann-Schule an der Diskussion teil. Sie betonte, dass Lernen nur funktioniert, wenn die belastenden Situationen des Kindes geklärt sind. Raum für Klärung zu schaffen, ist eine Herausforderung in der Schule, die durch individuelle Zuwendung immer öfter gelingt.

Der Schulsozialarbeiter Benjamin Mehrfeld berichtete, wie er einerseits mit Sozialkompetenz-Training die Kinder stärkt und gleichzeitig für die Position und Situation der Klassenkameraden sensibilisiert.

Zudem wurde durch die Einführung der „Stopp-Regeln“ ein unterstützendes Umfeld geschaffen. Besonders eindrucksvoll waren die Beiträge von Thomas Patzelt, dem Gründer des Landesverbandes spielfrei24 e.V. für Selbsthilfegruppen Glücksspiel- und Onlinespielsüchtiger und Kompetenztrainer in vielen Einrichtungen, sowie von Frau Saranda Kastrati, die ihre persönlichen Erfahrungen mit Herausforderungen und Druck in der eigenen Schulzeit schilderte. Thomas Patzelt hob hervor, dass Zuhören und damit Rückhalt geben vielleicht die wichtigste Tugend in der Stärkung der Kinder sei.

Frau Kastrati erzählte von ihrem Lebensweg, als ihr Vater aus beruflichen Gründen nach Deutschland kam. Sie mussten sich ohne Sprachkenntnisse in einem fremden Land zurechtfinden. „Ich lud meine Freundinnen nicht zu mir nach Hause ein, weil mein Zimmer nicht so schön deutsch war“, berichtete Frau Kastrati. „Ich fühlte mich anders und als nicht normal. Das weiß ich heute besser. Ich war damals fast das einzige Kind mit Migrationshintergrund in der Schule, wurde jedoch aufgenommen und auch im Dorf akzeptiert und unterstützt. Das hat mich gestärkt, und so konnte ich letztlich meinen Weg gehen, in dem ich unter anderem ein Studium erfolgreich abschließen konnte.

Ich kämpfe aus eigener Erfahrung dafür, Widerstände und Herausforderungen abzubauen, um Kinder zu stärken. Eine funktionierende Gemeinschaft ist enorm wichtig.“

Da Lernen und Schule jedoch nur in Zusammenarbeit mit den Eltern funktionieren, erklärt Jennifer Bossmann, die Standortleiterin von FamOS an der Georg-Meistermann-Schule, wie wichtig es ist, ein offenes Ohr und im wörtlichen Sinne eine Tür für die Anliegen und Bedürfnisse der Eltern zu haben. „Wir möchten die Schule als Knotenpunkt verstanden wissen. Hier sollen sich alle wohlfühlen. Jeder darf sich willkommen fühlen und zu einer positiven Schulatmosphäre beitragen. Eine gute Gemeinschaft ist die Wurzel von Vertrauen, und durch Vertrauen fühle ich mich bestärkt. Wir bieten viele Angebote für Eltern und für die Eltern mit ihren Kindern an und wünschen uns auch für die Zukunft, den Familien eine Plattform für Beteiligung sowie positive Erlebnisse und Emotionen bieten zu können.“

Mit dieser Veranstaltung ist FamOS ein wunderbarer Auftakt in die Infoveranstaltungen in den Familiengrundschulzentren gelungen. Die Eltern der Grundschulen sind herzlich eingeladen an den weiteren Angeboten aktiv teilzunehmen und ihre Wünsche für Themen in den Infoveranstaltung zu benennen. Die nächste Veranstaltung soll im Mai stattfinden. Hierüber wird rechtzeitig informiert.