Der Autor und Gästeführer Stefan Kritten (links) erläutert die lieblichen Werke der Barmherzigkeit anhand der Gemälde im illuminierten Kreuzgang - Foto: Stefan Endres
Auch Führungen durch die Cusanus-Bibliothek gehörten an dem Abend zum Programm - Foto: Stefan Endres
Mit allen Sinnen eintauchen in das Leben, Wirken und Vermächtnis von Nikolaus von Kues – dazu hat die vierte „Cusanus-Nacht“ spannende Möglichkeiten geboten.
Um die Kapelle und den farblich illuminierten Kreuzgang herum bot sich den Besucherinnen und Besuchern des St.-Nikolaus-Hospitals am 24. Oktober ein vielfältiges und buntes Programm. Die vierte Cusanus-Nacht lud unter dem Motto „Cusanus verbindet“ dazu ein, Nikolaus von Kues (1401-1463) neu zu entdecken – diesmal als „visionären Brückenbauer, der mit seiner Stiftung den Weg für einen modernen, sozialen Dialog ebnete“. Dazu boten Vorträge, Führungen, Musik und kreative sowie kulinarische Angebote vielfältige Zugänge zu dem großen Theologen, Philosophen und Universalgelehrten. Man wolle mit der Veranstaltung „das Leben und Wirken des Kardinals Nikolaus von Kues neu bewusst machen und sein Erbe als einen einzigartigen kulturellen Schatz unserer Region würdigen und präsentieren“, sagte Rektor Leo Hofmann in seiner Begrüßung. „Für mich ist Cusanus so etwas wie der Mann auf der Brücke“, sagte er über den Denker, der Mittelalter und Neuzeit verbunden habe. Er würdigte seine wegweisenden Gedanken etwa vom „Zusammenfall der Gegensätze“ und zur „Einheit in der Vielheit“ sowie sein Eintreten als päpstlicher Legat für die Einheit der Kirche.
In einem gemeinsamen Impulsvortrag stellten Dr. Viki Ranff, Aline Fries und Alexandra Geissler vom Cusanus-Institut zwei beispielhafte Hospitalstiftungen des 15. Jahrhunderts vor – das St.-Nikolaus-Hospital und das Hôtel-Dieu im burgundischen Beaune. Zu den Stifter-Motiven gehörten laut den Forscherinnen in beiden Fällen neben Dankbarkeit die Barmherzigkeit, die Sorge um das eigene Seelenheil und das Stifter-Gedenken. Im Gegensatz zu Bernkastel komme im Falle der französischen Stiftung durch Nicolas Rolin noch das Motiv der Selbstdarstellung hinzu. Das aus der Cusanus-Stiftung aus dem Jahr 1458 entstandene Armenhospital wird seit seiner Gründung ohne Unterbrechung als Senioren-Einrichtung betrieben.
Der Autor Stefan Kritten erläuterte anhand der barocken Gemälde im Kreuzgang die sieben Werke der Barmherzigkeit, bevor in Anlehnung an die mittelalterliche Armenspeisung Erbsen- und Rieslingsuppe als „Cusanustafel“ gereicht wurden. Im Moselhaus-Wohnbereich boten sich die Möglichkeiten, die neu entwickelten Spiele „Cusanus-Memory“ und „Cusanus-Bingo“ zu entdecken und sich in einer kleinen „Mal- und Schreibwerkstatt“ auszuprobieren. Ein Konzert mit dem Novalis Bläserquintett, eine erweiterte Ausstellung im gotischen Saal, eine Weinprobe sowie thematische Führungen ergänzten das Programm. Während die Bernkastelerin Ulla Kerpen die Cusanus-Nacht das erste Mal besucht und an einer Bibliotheksführung interessiert ist, kommen Anita und Josef Franz aus Zeltingen jede Woche, um an einem Gottesdienst teilzunehmen. „Wir fühlen uns wohl hier und haben eine tiefe Verbundenheit zu dem Ort“, erzählt das Ehepaar, das im vergangenen Jahr in der Kapelle auch seine Goldhochzeit feierte. „Wir schauen uns alles noch mal so an, als wären wir das erste Mal hier“, sagen sie in der Bibliothek, die mit ihren Handschriften die „geistige Schatzkammer“ des Hospitals darstellt.
Vor dem geistlichen Abschluss des Abends in der Kapelle sind die beiden Zeltinger dann auch als Helfende im Einsatz – bei der geführten Weinprobe in der Vinothek. Zu den zahlreichen Mitwirkenden gehörte auch das Bernkasteler Nikolaus-von-Kues-Gymnasium. Die Zwölftklässlerin Andzhelika Zinovieva wurde für ihr Titelbild auf dem diesjährigen Flyer ausgezeichnet.
Info: Informationen gibt es im Internet unter www.cusanus.de.
(Text und Fotos: Stefan Endres)