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Stadt- und Landbote VG Cochem
Ausgabe 11/2023
Veröffentlichungen der Stadt Cochem und der Ortsgemeinden
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Ausstellung Pringnitz

Die leidvolle Geschichte des KZ-Außenlagers Kochem-Bruttig-Treis beschäftigt heute noch viele Gemüter nicht nur an der Mosel, sondern auch in der ganzen Region. Mit seiner eindrucksvollen Bilderausstellung und Filmdokumentation zeigte der engagierte NS-Forscher Guido Pringnitz das ganze schreckliche Ausmaß des nationalsozialistischen Terrors an der Mosel. Das Interesse an dieser sehr informativen Reise in die regionale Vergangenheit war so groß, dass noch weitere Stühle für die zahlreichen Besucher aufgestellt werden mussten. Guido Pringnitz startete seine historische Exkursion mit dem Ersten Weltkrieg am früheren Kriegerdenkmal mitten auf dem Marktplatz in Treis, als 302 junge Männer an die Front ziehen mussten.

Anfangs kämpfte man noch mit einfachen Waffen blutig in den Schützengräben gegeneinander, bis moderne Geschütze blutige Ernte hielten unter den sinnlos heranstürmenden jungen Deutschen und Franzosen. Nach dem Krieg waren amerikanische Besatzungssoldaten auch in Cochem, eindrucksvoll belegt durch Filmaufnahmen der US Army, die einen Überblick gaben über Truppenaufmärsche, Übungen aber auch über ihren Alltag an der Mosel. Bürgermeister Wolfgang Lambertz stellte dabei auch die große Bedeutung von Cochem dabei heraus und erinnerte daran, dass der erste Eisenbahnbau 1870/71 bereits militärstrategischen Charakter hatte, damit die Truppen nebst Ausrüstung möglich schnell in das französische Metz gekarrt werden konnten. Der begonnene Tunnelbau auf der anderen Moselseite, so Guido Pringnitz, hatte den gleichen Charakter. Da lauschte die Landtagsabgeordnete Anke Beilstein besonders hin, als er erklärte, dass die Nationalsozialisten ihren Heimatort Ernst von ihrem Vorsteher und seinem Gemeinderat “befreite”, vielleicht hatten sie gegen die neuen Machthaber moniert, was denen überhaupt nicht gefiel.

Interessant auch die Ausführungen des Treis-Kardener Heimatforschers, bei dem sich Ortsbürgermeister Hans-Josef Bleser besonders für sein Engagement dankte, dass der frühere SS-Führungsstab der Produktionsstätte der Rüstungsindustrie keine richtige Adresse hatte, man konnte seinen genauen Standort nicht eruieren, vermutlich aus Sorge, dass alliierte Bomberverbände dann dem Spuk ein jähes Ende mit einem Bombenteppich gemacht hätten.

In der Hochzeit waren im Lager Kochem-Bruttig-Treis 1643 arme Häftlinge, viele davon auch aus Auschwitz oder anderen Vernichtungslagern. Vermutlich hatte man dieses Schreckenslager an der Mosel errichtet, da die Bombenangriffe im Deutschen Reich flächendeckend durchgeführt wurden und man nach hier ausweichen wollte. Aber der Nazi-Terror ging dann noch bis 1945 weiter, als über die Eifel frische US-Truppen heranrückten und sich in der Senke bei Forst-Molzig nach den Worten des Kaisersescher Bürgermeisters Albert Jung versteckten, den Hunsrück beschossen, bis sie schließlich über die Mosel in Richtung Hunsrück übersetzten, wo sich die Schlinge immer enger zog um die Nazis. Landrat Manfred Schnur brachte es zum Abschluss auf den Punkt: Nie wieder darf sich so etwas in Deutschland und in Europa wiederholen. Guido Pringnitz wird auch weiterhin forschen und Dokumente gegen das Vergessen sichten und auswerten.

Von Heinz Kugel