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Zeller Land Nachrichten
Ausgabe 41/2024
Aus den Gemeinden
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Beendigung des Projektes „Dorfwärme Blankenrath“

Liebe Nahwärmeinteressierte,

liebe Bürgerinnen und Bürger,

leider müssen wir heute darüber berichten, dass sich das Projekt „Dorfwärme Blankenrath“ - entgegen den Erwartungen und der zuletzt noch im Sommer erfolgte positiven Berichterstattung über den weiteren Fortschritt - unter den gegenwärtigen Rahmenbedingungen nicht wirtschaftlich umsetzen lässt.

Die Annahmen der im vergangenen Oktober 2023 vorgestellten Machbarkeitsstudie sind nicht eingetroffen; verschiedene in der Studie zugrunde gelegte Parameter haben sich nicht erfüllt. Vielmehr hat sich gezeigt, dass die tatsächlichen Rahmenbedingungen (Investitionsaufwand, Anschlussnehmerzahl, kalkulierte Erträge usw.) eine wirtschaftliche Umsetzung des Projektes weder für die Kreiswerke, noch für die Kunden zulassen.

Würde das Projekt unter den aktuellen Gegebenheiten umgesetzt werden würde dies eine durchschnittliche Gebührenmehrbelastung für die Kunden von ca. 920 €/a bzw. ca. 730 €/a., je nach Wärmeerzeugungsvariante, bedeuten. Dies ist nicht zu verantworten.

Um dies aufzufangen müsste eine Nachverdichtung von 80 - 90 Anschlussnehmern im Abnahmebereich zw. 10 bis 15 KW stattfinden. Dies ist unrealistisch.

Daher sind wir mit den Kreiswerken, wenn auch schweren Herzens und auch „gefrustet“ und über die Maßen enttäuscht, andererseits aber in Verantwortung für unsere Bürgerinnen und Bürger, die wir nicht sehenden Auges in eine "Gebührenfalle" laufen lassen können, darin einstimmig übereingekommen, das Projekt an dieser Stelle zu beenden, und dies auch kurzfristig zu kommunizieren, um die Bürgerinnen und Bürger, die als Interessenten entsprechende Wärmelieferverträge unterzeichnet und dem Nahwärmeprojekt aufgeschlossen gegenübergestanden haben, nicht länger im Ungewissen zu lassen, damit sich jeder nun, ohne weiter noch mehr Zeit zu verlieren, um dezentrale Lösungen für die Beheizung des Eigenheimes kümmern kann.

Hierbei sollen entsprechende Beratungsangebote der Kreiswerke bzw. Verbraucherzentrale unterstützen.

Nähere Informationen zu den Gründen, die das Nahwärmeprojekt Blankenrath haben scheitern lassen, werden die Kreiswerke Cochem-Zell den Vertragskunden noch schriftlich, zusammen mit der Auflösung der Wärmelieferverträge, mitteilen.

Zusätzlich soll auch noch eine Informationsveranstaltung unter Mitwirkung der Verbraucherzentrale stattfinden, in der nicht nur die Projektbeendigung thematisiert sondern schwerpunktmäßig auch über dezentrale Beheizungslösungen und Fördermöglichkeiten unterrichtet werden soll.

Es ist allen Akteuren wichtig, die Bürgerinnen und Bürger nach Beendigung des Dorfwärmeprojektes mit ihrem Problem der zukunftsfähigen Beheizung ihres Eigenheimes und den damit zusammenhängenden Fragen "Was kann ich jetzt tun?", "Welche Möglichkeiten habe ich?", "An wen kann ich mich wenden?", "Wer hilft mir durch den Dschungel der Heizungsalternativen und der Fördermöglichkeiten?" usw. nicht alleine zu lassen.

Auch wenn die Enttäuschung über die Beendigung des Dorfwärmeprojektes nun bei vielen sehr groß sein wird, insbesondere auch bei denen, die sich im Arbeitskreis „Dorfwärme“ ehrenamtlich über die vielen Jahre hinweg für die Bürgerinnen und Bürger engagiert haben, müssen wir doch festhalten, dass das Projekt, nicht zuletzt wegen der vielen Krisen der letzten Jahre, nie ein Selbstläufer gewesen ist und immer klar war, dass hier noch einige Klippen "Step-By-Step" zu überwinden waren.

Dies hat man andernorts, wie etwa in Zell oder Müllenbach, aber auch in unserer unmittelbaren Nachbarschaft in Mastershausen, mit weitaus mehr Anschlussinteressenten, leider auch schon erfahren müssen, Auch dort ist eine Umsetzung von entsprechend geplanten Nahwärmeprojekten letztendlich gescheitert.

Dass wir in Blankenrath, wo die Aussichten auf eine Projektumsetzung sehr gut waren, jetzt so jäh an das Ende des Nahwärmeprojektes angelangt sind, damit hat niemand gerechnet.

Es ist für alle, die ihre Hoffnung in die Nahwärme gesetzt und dem Projekt die Stange gehalten haben, insbesondere aber auch für die, die sich hier herausragend engagiert haben, eine bittere Nachricht.

Aber wir müssen an die Bürgerinnen und Bürger denken, die mit ihrer Unterschrift unter die langfristig angelegten Nahwärmelieferverträge quasi einen „Blankoscheck“ ausgestellt haben, in der Erwartung, dass alle Akteure des Projekts vertrauensvoll damit umgehen und nicht mit der Brechstange ein "Prestigeprojekt" umsetzen, dass ggfls. in wirtschaftliche Schieflage gerät und zu massiven Gebührensteigerung bei den Kunden führt. Aus dieser Verantwortung heraus ist die Beendigung des Projektes „Dorfwärme Blankenrath“ unter den aktuellen Rahmenbedingungen die einzig vertretbare Entscheidung.

Alle Akteure des Projektes hätten sich gewünscht, hier eine gute Nachricht mitzuteilen; aber auch eine schlechte Nachricht wird nicht dadurch besser, dass man sie wissentlich verschweigt; ganz im Gegenteil. Da müssen wir uns „ehrlich“ machen!

Jochen Hansen
Ortsbürgermeister