Mit diesem Zitat des hessischen Generalstaatsanwaltes Fritz Bauer möchte das Forum Eine Welt e.V. anlässlich des Holocaust-Gedenktages an die Opfer des nationalsozialistischen Regimes erinnern: an die gequälten und ermordeten Juden, Sinti und Roma, Zeugen Jehovas, an die Millionen verschleppter Slawen, Zwangsarbeiter, an die Homosexuellen, die politischen Gefangenen, die Kranken und Behinderten.
Der Gedenktag bezieht sich auf den 27. Januar 1945, den Tag der Befreiung des Vernichtungslagers Auschwitz durch die Rote Armee.
Das Forum Eine Welt e.V. erinnert deshalb an die in Gerolstein geborenen und/oder einige Zeit am Ort lebenden Bürger jüdischen Glaubens, welche in der NS-Zeit ab 1942 umgekommen sind:
Johanna Adler, Sigmund Baum und Theodora Baum geb. Kahn, Jakob Gottschalk, Klara Gottschalk geb. Baum und ihre Tochter Renate Gottschalk, Albert Levy und Ida Levy geb. Rosenberger, Moritz Levy und Elise Levy geb. Ermann, Nathan Levy und Gertrud Levy geb. Adler, Heimann Levy, Josef Levy, Lazarus Levy und Rosa Levy geb. Elias, Fritz Mannsbach, Rosa Mannsbach geb. Levy, ihre Kinder Horst (Siegfried) Mannsbach und Ingeborg Mannsbach, Ella Lieselotte Humberg geb. Levy, Berta Moses geb. Baum, Feile Baum, Siegfried Gottschalk, Rosa Hanau, Hermine Baum geb. Loch (Angaben nach der vom Forum Eine Welt herausgegebenen Broschüre Gegen das Vergessen. Das Schicksal der Gerolsteiner Juden, erhältl. in der Buchhandlung Raabe).
2011/2012 wurden 13 Stolpersteine vor den Wohnhäusern zur Erinnerung an die Ermordeten von dem Künstler G. Demnig verlegt (https://gerolstein.org/de/gerolstein-stadtteile/kernstadt/stolpersteine.html).1933 lebten noch 52 jüdische Personen in Gerolstein. Sie waren angesehene Bürger der Brunnenstadt und trugen Wesentliches zum Handel und Gewerbe der Region bei, wie man an der folgenden Auflistung ablesen kann: "Kölner Kaufhaus" (seit 1912/13 bis zur "Arisierung" 1936), Manufakturwaren- und Lebensmittelgeschäft, Limonadenfabrikation und Bierlager, Herrenkonfektionsgeschäft, vier Viehhandlungen, Felle und Metzgereiartikel, Metzgerei, Süßwarengeschäft, Karamellen-Handlung en gros.
Nach 1933 litten die jüdischen Gemeindemitglieder unter Repressalien und den Folgen des wirtschaftlichen Boykotts der Nationalsozialisten. Einige zogen weg oder wanderten aus und überlebten so. 1937 zählte man noch 19, 1938 noch 11 jüdische Personen. Im Januar 1945 endet die Geschichte der Gerolsteiner Juden mit der Ermordung Sigmund Baums im KZ Buchenwald.
Auch heute noch gibt es in ganz Deutschland immer mehr Angriffe auf Juden. Nach den neuesten Daten des Bundeskriminalamtes ist die Zahl der antisemitischen Straftaten im Jahr 2021 um 29 Prozent gestiegen – auf einen neuen, absoluten Höchststand von 3.027 antisemitisch motivierten Straftaten. „Die Erinnerung darf nicht enden; sie muss auch künftige Generationen zur Wachsamkeit mahnen (…) und jeder Gefahr der Wiederholung entgegenwirken.“ (Bundespräsident Herzog 1996)
Da die Zahl der letzten lebenden Zeitzeugen immer mehr abnimmt, plant das St. Matthias Gymnasium Gerolstein zusammen mit dem Forum Eine Welt Anfang März 2023 eine Gedenkveranstaltung, bei der mit Hilfe eines interaktiven 3-D-Interviews Zeitzeugen der Shoah (nationalsozialistischer Völkermord an den Juden Europas) vom Publikum befragt werden können.
Erarbeitet wurde dieses Projekt von der Deutschen Nationalbibliothek in Zusammenarbeit mit der USC Shoah Foundation. Gerade die jüngere Generation wird durch diese neuartige Präsentation, basierend auf Künstlicher Intelligenz, aus der Vergangenheit für die Gegenwart lernen. Nähere Informationen zu dieser Veranstaltung werden über die Presse zeitnah veröffentlicht.
Porträts des Gerolsteiner Fotografen Fredy Lange, Stolpersteine der Familie Levy (Hauptstr. 59)