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Morbacher Rundschau
Ausgabe 50/2025
Seite 4
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Trauerrede

Trauerrede des Bürgermeisters anlässlich des Todes von Hans Jung

(gehalten beim Trauerkaffee)

Liebe Familie Jung, liebe Trauergemeinde,

liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger,

wir haben uns heute hier versammelt, um Abschied zu nehmen von einem Mann, der unsere Gemeinde über Jahrzehnte geprägt hat. Ein Mann, der Verantwortung nicht nur getragen, sondern gelebt hat. Ein Mann, der selten im Mittelpunkt stehen wollte, aber für viele ein Mittelpunkt war. Hans Jung ist im Alter von 87 Jahren verstorben – und wir spüren heute, wie groß der Raum ist, den er hinterlässt. Er hinterlässt seine Ehefrau, drei Kinder, sechs Enkel und vier Urenkel – und er hinterlässt eine Gemeinde, die ihm viel zu verdanken hat.

Ein Leben für Morbach – in Schule, Verein und Politik

Hans Jung war Lehrer – und Lehrer bleiben es ihr Leben lang, auch wenn der Unterricht endet.

Von 1966 bis 1999 hat er an der Realschule Morbach Mathematik, Chemie und Latein unterrichtet. Generationen von Schülerinnen und Schülern sind durch seine Klassen gegangen. Viele erinnern sich noch heute an seine Klarheit, seine Ruhe und an die Fähigkeit, komplexe Dinge verständlich zu machen. Ich habe ihn im Wahlkampf kennengelernt. Neben dem Blumenladen traf ich ihn auf der Straße: nie werde ich sein herzliches Lächeln vergessen, als ich mit ihm sprach. Nie vergesse ich, als nach dem Gespräch eine gute Freundin zu mir sagte: Das war Hans Jung, ein hochrangiger Politiker in Morbach, das ist ein gutes Zeichen, dass er mit dir spricht. Über fünf Jahrzehnte hinweg hat er unsere Gemeinde politisch, kulturell und ehrenamtlich geprägt:

• Fünf Jahre im Gemeinderat.

  • Von 1999 bis 2014 Erster Beigeordneter der Einheitsgemeinde Morbach und sogar kurze Zeit in der Zwischenzeit Eibes – Hackethal, oberster Chef.
  • Von 1994 bis 2009 Ortsvorsteher des Ortsbezirks Morbach, zuvor stellvertretender Ortsvorsteher.
  • 19 Jahre lang Vorsitzender des Musikvereins Morbach.
  • Seit 2005 Vorsitzender des Mühlenvereins.

Wenn man das liest, merkt man: Hier war jemand, der nicht einfach Mitglied einer Gemeinschaft war – er war tragende Säule dieser Gemeinschaft. Für seine Verdienste wurde Hans Jung mehrfach geehrt:

Mit der Ehrennadel des Landes Rheinland-Pfalz, der Großen Ehrung der Gemeinde Morbach und vielen weiteren Auszeichnungen. Doch die größte Auszeichnung ist vielleicht diese hier heute: Dass der Kirchenraum gefüllt ist. Dass Menschen in Dankbarkeit zusammenkommen.

Dass wir nicht nur um ihn trauern, sondern von ihm erzählen wollen. Ich möchte an dieser Stelle etwas sehr Persönliches sagen.

Und zwar diesen Satz, den ich aus tiefster Überzeugung ausspreche:

Wäre ich Morbacher Einwohner gewesen in seiner Zeit, ich hätte mich vertrauensvoll an ihn gewandt. Ich wäre stolz auf ihn gewesen liebe Familie Jung: Für mich war Hans Jung ein wahrer Staatsmann. Ein Staatsmann nicht im Sinne von Macht, sondern im Sinne von Haltung. Ein Staatsmann, der die Gemeinde nicht verwaltet hat, sondern ihr gedient hat. Ein Staatsmann, der wusste: Politik ist Verantwortung – und Verantwortung ist Dienst am Menschen. Loyal, verlässlich, uneigennützig. Das sagen auch Gregor Eibes sowie Andreas Hackethal und wer kann es besser wissen als sie? Diese Worte drücken aus, was viele denken. Hans Jung war jemand, auf den man sich verlassen konnte. Jemand, der bei Abwesenheit des Bürgermeisters nicht „irgendwie“ verwaltete, sondern die Dinge verantwortungsvoll in die Hand nahm. Seine Loyalität war kein Lippenbekenntnis. Seine Verlässlichkeit war keine Pose. Er hat jeden Tag gezeigt, was es heißt, seine Heimat zu lieben.

Liebe Familie Jung,

ein Mensch lebt weiter in dem, was er geschaffen, bewirkt, ermöglicht hat. Wenn wir durch Morbach gehen, sehen wir viele Spuren von Hans Jung. Eine der sichtbarsten ist sicher sein riesiges Engagement für die Sanierung der Morbacher Ölmühle. Ohne seine Hartnäckigkeit und seinen Glauben an dieses Projekt gäbe es sie in dieser Form nicht. Und auch die Waldlehrhütte im Ortelsbruch trägt seine Handschrift – ein Ort, an dem Natur, Bildung und Gemeinschaft zusammenfinden. Genauso, wie es Hans Jung liebte.

Er hat Dinge für Morbach getan, die bleiben. Aber noch wichtiger: Er hat Menschen geprägt, die bleiben. Menschen, die sich durch ihn ermutigt fühlten, selbst Verantwortung zu übernehmen.

Ein Mensch, der uns lehrt – auch jetzt noch In der Kirche fragen wir oft: Was bleibt, wenn ein Mensch geht? Bei Hans Jung ist die Antwort klar: Es bleibt Dankbarkeit. Es bleibt Respekt. Es bleibt Vorbild.

Wir nehmen heute Abschied – aber wir verlieren ihn nicht. Denn in der Art, wie er gedacht und gehandelt hat, steckt ein Vermächtnis: Ein Vermächtnis des Dienens, der Gemeinschaft, der Verantwortung, der Liebe zu Morbach. Vielleicht ist das die wichtigste Botschaft eines Mannes, der so viele Jahre im Dienst der Menschen stand: Eine Gemeinde lebt davon, dass Menschen füreinander da sind. Und Hans Jung war da – immer, wenn man ihn brauchte.

Liebe Familie Jung, jetzt, können Sie sich darauf verlassen, wir sind für Sie da. Niemals sollen Sie alleine sein, niemals sollen Sie diese Last alleine Trauern, die Gemeinde will sie auffangen und Ihnen alles zurückgeben, was er uns gab. Wir teilen Ihre Trauer. Und wir danken Ihnen dafür, dass Sie Hans Jung all die Jahre den Raum gegeben haben, den er für sein Engagement brauchte.

Liebe Trauergemeinde,

lassen wir unseren Dank heute nicht ungesagt. Und lassen wir das, was Hans Jung ausgemacht hat, nicht verloren gehen.

Möge er ruhen in Frieden. Und möge das, was er für uns war, weiter in uns wirken.

Danke