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Saarburger Kreisblatt
Ausgabe 15/2023
Forst und Natur
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Gartenakademie Rheinland-Pfalz

Futter für Meise, Amsel & Co.

Vögel dürfen auch in der Brutzeit gefüttert werden, stellt Professor Dr. Peter Berthold einer der führenden Ornithologen Deutschlands, nach über zehnjährigen wissenschaftlichen Untersuchungen fest. Wer die Tiere in den nächsten Wochen und Monaten weiterhin gutes Futter anbietet, leistet einen wichtigen Beitrag zum Vogelschutz. Zu einsichtig erscheint das Argument, dass Vögel nur in harten Winterzeiten Hilfe brauchen. Gerade in der nun anstehenden Brutzeit brauchen die wildlebenden Singvögel noch mehr Hilfe. Warum? Draußen gibt es immer weniger natürliches Futter. Die Nahrungssituation der Vögel hat sich in den letzten Jahrzehnten dramatisch verändert. Bis in die 50er Jahre wuchsen in den Feldfluren so viele Wildkräuter, dass sie allein in Deutschland weit mehr als eine Million Tonnen von Sämereien produzierten. Das bedeutete Futter in Massen für Heerscharen von Wildvögeln. In den heutigen Monokulturen mit ständigem Herbizideinsatz ist davon so gut wie nichts übrig geblieben. In den Gärten haben auch immer mehr hochgezüchtete Sträucher und Blumen Einzug gehalten, die zwar bunt sind und Blüten aufweisen, von Nektar, Pollen oder Samen für die heimischen Tiere aber keine Spur. Insektenpopulationen sind in den letzten 50 Jahren merklich zurückgegangen.Dieser gravierende Nahrungsmangel hat in Verbindung mit Lebensraumverlusten der Vogelwelt inzwischen um mehr als ein Drittel schrumpfen lassen. Doch wenn wir die weiter rückläufigen Vogelbestände auf Dauer erhalten wollen, dann ist Zufüttern in Notzeiten eine wichtige Voraussetzung dafür.Was sind solche Notzeiten?Im Winter ruhen die Vögel fast den ganzen Tag mit aufgeplustertem Gefieder und reduzieren so ihren Energieverbrauch auf ein Minimum. Anders in der Brutzeit: Nun stehen die Vögel früher auf, weil ein langer Arbeitstag auf sie wartet. Das Revier muss eingenommen und mit Gesang gegen Konkurrenten verteidigt und Weibchen angelockt werden. Es folgt der Nestbau, das Legen und Bebrüten der Eier und die Mammutarbeit der Jungenaufzucht. Die Ruhezeit der Vögel schrumpft auf rund sechs Stunden. Während der 18-stündigen Arbeitszeit, sieben Tage die Woche, steigen die energieaufwändigen Flüge auf ein Höchstmaß: Kohlmeiseneltern müssen etwa drei Wochen lang täglich rund 350 Mal den Nistkasten mit Futter anfliegen, um den Nachwuchs satt zu bekommen, das Futter, vor allem kleine Raupen, muss auch noch gefunden und gesammelt werden. Vögel verbrauchen in der Brutzeit mindestens doppelt so viel Energie wie im Winterhalbjahr. Darum leiden sie in dieser Zeit besonders stark unter dem mangelhaften Nahrungsangebot der ausgeräumten Kulturlandschaft. Zufüttern im Sommerhalbjahr bewirkt wahre Wunder im Hinblick auf erfolgreiche Jungenaufzucht, gute Kondition und günstige Überlebenschancen.Das können Sie füttern:- Körner-Mischfutter mit Sämereien, vor allem Sonnenblumenkerne sowie Samen wie Hanf, Mohn und Hirse, etwa aus einer Waldvogel- oder Kanarienmischung- Fettfutter, das vor allem aus mit Fett angereicherten Getreideflocken (Haferflocken) besteht.- Meisenknödel - Fettkugeln, zumeist aus Rindertalg, sind besonders wichtig: Sie liefern die meiste Energie. Da Vögel beim Fliegen Fett direkt im Brustmuskel „verbrennen“, erhalten sie so auf effektive Weise den „Treibstoff“, den sie zum Fliegen benötigen.Auch Apfelstücke, Rosinen, Energiekuchen, Mehlwürmer können gefüttert werden.Berthold empfiehlt, die Winterfütterung gar nicht zu beenden, sondern sie in eine Ganzjahresfütterung überzuleiten. Wenn Vögel ihr „Restaurant“ kennen, finden sie sich dort zum Frühstück ein und können gestärkt auf Nahrungssuche für die Jungen gehen.Ein Vogelfutterbeet im Garten: Heimische Gehölze, Wildblumen und Gräser bieten den Vögeln das ganze Jahr über Futter. Mit jeder heimischen Pflanzenart, die Sie in im Garten pflanzen, geben Sie zehn neuen Tierarten eine Heimat. Legen Sie Vogelfutterbeet an mit Wiesen-Witwenblumen, Skabiosen-Flockenblumen, Herbst-Löwenzahn, Natternkopf, Johanniskraut, Königskerze, Wilde Karde. Heimische Wildsträucher wie Schwarzer Holunder, Weißdorn, Roter Hartriegel, Pfaffenhütchen und Rote Heckenkirsche gedeihen im Hintergrund, Sonnenblumen (Kerne einfach in den Boden stecken) umrahmen das Vogelfutterbeet.