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Kelsterbach aktuell
Ausgabe 11/2025
Seite 3
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Ausstellung über Hebammen in Hessen eröffnet

Professorin Marita Metz-Becker referierte über die Geschichte des Berufs der Hebamme.

Die Kelsterbacherin Louise Pröller gewährte einen spannenden Einblick in ihren Alltag als Hebammen-Studentin.

Am Dienstag wurde in der Stadt- und Schulbibliothek eine neue Ausstellung eröffnet, die sich dem Beruf der Hebamme widmet. „Hebammen in Hessen - Gestern und Heute“, ein Projekt der Hessischen Landeszentrale für politische Bildung, gibt anhand von 21 Roll-Ups einen interessanten Einblick in die lange Geschichte dieses wichtigen Berufs, den Wandel, den er im Laufe der Zeit durchlaufen hat sowie die Schwierigkeiten und Herausforderungen von einst und heute. Seit nunmehr drei Jahren tourt die Ausstellung durch Hessen und stößt dabei auf so große Resonanz, dass es die mobilen Info-Tafeln mittlerweile in zweifacher Ausführung gibt, um den Bedarf zu decken.

Interessierte können sich in der Ausstellung über die Arbeit von Land- und Dorfhebammen in der frühen Neuzeit informieren, lernen berühmte Hebammen der Geschichte kennen, erfahren Wissenswertes über den Beruf der Hebamme im Nationalsozialismus, bekommen den Unterschied zwischen einer Hebamme und einer Doula erklärt oder können ein Interview mit einer männlichen Hebamme lesen. Um all die mit Textbeiträgen und zahlreichen Abbildungen gespickten Info-Tafeln zu lesen, sollten etwa 30 Minuten eingeplant werden.

Zur Eröffnung begrüßte Bürgermeister Manfred Ockel die anwesenden Gäste. Es sei bei der Politik längst angekommen, dass es in den Kommunen zu wenige Hebammen gebe. Umso unverständlicher sei es, dass ausgebildete Hebammen aus Nicht-EU-Ländern nur schwer anerkannt würden und unnötig Steine in den Weg gelegt bekämen. Es müssten dringend Mittel und Wege gefunden werden, um fachkundiges, dringend benötigtes Personal in die Pflege und Kinderbetreuung zu bringen und gelernte Hebammen anzuerkennen.

Dem stimmte auch Professorin Marita Metz-Becker von der Universität Marburg, eine der Kuratorinnen der Ausstellung, zu. Sie hob in ihrem Eröffnungsvortrag die Bedeutung des Berufs hervor und nahm das Publikum mit auf eine rund 45-minütige Reise durch die Geschichte des Berufs, wobei ein thematischer Schwerpunkt auf das fast vollständige Verschwinden von Hausgeburten, nachdem die Krankenkassen ab den 1960ern die Kosten für Klinikgeburten übernahmen. Hier zitierte Metz-Becker ehemalige Landhebammen und schilderte unter anderem den Gebäralltag in einem hessischen Dorf in den Sechzigern. Die Referentin verdeutlichte auch, dass sich der Beruf nicht nur durch eine Verwissenschaftlichung geändert habe. Auch die Ansicht von Geburten an sich habe sich bei jungen Menschen stark geändert. Sie werden oft als etwas Schlimmes angesehen, das mit Narkose oder unnötigen Kaiserschnitt-OPs behandelt wird. Hier nehmen Hebammen ebenfalls eine wichtige Rolle ein, denn sie nehmen Frauen die Angst vor der Geburt und schüren diese nicht.

Nach dem mit vielen aufschlussreichen Informationen gespickten Vortrag wurde der offizielle Teil der Eröffnung von einem Erfahrungsbericht der Hebammen-Studentin Louise Pröller abgeschlossen. Die Kelsterbacherin erzählte von ihrem Studienalltag, erklärte unter anderem, wie die Geburt an Puppen geübt oder wie eine Plazenta untersucht wird. Es sei ein sehr herausforderndes Studium, doch neben zahlreichen schwierigen Aspekten gebe es eben auch sehr viele schöne Momente, die diesen Beruf so erstrebenswert machten. Bei allem medizinischen Fortschritt sei es wichtig, das Handwerk nicht zu verlernen, so Pröller. Abschließend fügte sie hinzu, dass es viel zu oft untergehe, welch wichtige Aufgaben Hebammen erfüllten. Daher sei sie sehr glücklich über diese Ausstellung und die Möglichkeit, im Rahmen der Eröffnung ein wenig über ihre Erfahrungen berichten zu dürfen.

Bei Snacks und Getränken klang der Abend dann noch mit einem regen Austausch unter den anwesenden Gästen und viele Fragen an Metz-Becker und Pröller aus, die beide gerne und ausführlich beantwortet haben.

Wer sich für das Thema interessiert, hat bis zum 22. April die Gelegenheit, der Ausstellung in der Bibliothek einen Besuch abzustatten. (sb)