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Kelsterbach aktuell
Ausgabe 12/2025
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Geliebt und gefährlich

Diese kleine Katze wurde mit vereiterten Augen gefunden. Der Tierschutzverein taufte sie auf den Namen Paulinchen.

Kastration hilft gegen stark wachsende Katzenpopulation.

Liah wurde ohne Augen bgebore. Auch sie ist aus einer unkontrollierten Vermehrung entstanden.

Katzen töten immer mehr Vögel und kleine Wirbeltiere

Seit Jahrtausenden begleitet sie den Menschen, war zunächst gern gesehen, um Mäuse und andere Tiere von Getreidevorräten fernzuhalten und wurde später auch wegen ihrer Geselligkeit geschätzt – die Rede ist von der Katze. Doch erst im Mittelalter zeigten sich erste Veränderungen an ihrem äußeren Erscheinungsbild. So ergab eine Studie, die Katzen aus verschiedenen Epochen untersuchte, dass das beliebte Haustier sich genetisch über Jahrtausende hinweg kaum von Wildkatzen unterschied – ein Vorteil, den sich die Katze erhalten hat.

Katzen sind bis heute Top-Prädatoren, also äußerst geschickte und effiziente Jäger. Die meisten Hauskatzen jagen zwar „nur“ aus einem Instinkt oder zum Zeitvertreib, doch innerhalb kurzer Zeit kann die Jagdbegabung wieder abgerufen und effektiv genutzt werden. Zum Beispiel wenn Hauskatzen unkontrolliert Nachwuchs zeugen, der verwildert und für sein Überleben jagen muss. Laut Naturschutzbund werden jährlich bis zu 200 Millionen Vögel Opfer von Hauskatzen oder ihren verwilderten Nachkommen. Und wildernde Katzen sind kein Kavaliersdelikt. So hat das Land Schleswig-Holstein sich dazu durchgerungen, wildernde Katzen von Jägern gezielt abschießen zu lassen.

Weniger Verantwortungsbewusstsein, mehr Streuner

Auch in Kelsterbach gibt es seit dem vergangenen Jahr gehäuft Katzennotfälle. Da immer mehr Menschen ihre Katzen nicht kastrieren lassen, wächst auch das Katzenelend stetig an. Brennpunkte innerhalb Kelsterbachs liegen laut dem Tierschutzverein Kelsterbach in der Waldstraße, in der Rüsselsheirner Straße, an den Kleingärten am Südpark, im Unterdorf, am Anglerheim, am Main, am Mönchwaldsee und auf dem Mönchhofgelände.

Aktuell befinden sich zwischen 40 bis 60 streunende Katzen im Stadtgebiet, sagt Anja Eckert von Tierschutzverein. 50 davon wurden im vergangenen Jahr eingefangen und kastriert, sie waren weder gechipt noch bekannt. Die Kosten für eine Kastration oder Sterilisation variieren je nach Tierarzt stark, im Fall des Tierschutzvereins fallen die Kosten jedoch grundsätzlich zu Lasten des Vereins.

Mit der unkontrollierten Vermehrung von Katzen, entstehen nicht nur heimatlose Kätzchen, es entwickeln sich auch Krankheiten, die – unbehandelt – immer mehr um sich greifen. Dazu gehören Katzenschnupfen, vereiterte Augen oder Zähne, Erkältungen, Parasiten und leider auch unfallbedingte Knochenbrüche. Sind unkastrierte Katzen draußen unterwegs, kann ein Katzenpaar zweimal im Jahr Nachwuchs bekommen. Davon überleben im Schnitt drei Kitten. In zwei Jahren können dadurch 66 neue Katzen entstehen.

Der Tierschutzverein rät: Eine Katze kann bereits ab dem sechsten Lebensmonat geschlechtsreif werden. Eine Kastration sollte bereits vor Eintritt der Geschlechtsreife erfolgen, um zu vermeiden, dass bei der Kätzin bereits die erste Rolligkeit zu einer Trächtigkeit führt, beziehungsweise der Kater schon Nachwuchs zeugt. Wenn die Geschlechtsreife unbemerkt eintritt, zeigt sie sich in der Folge bei der Katze mit dem ersten Auftreten der Rolligkeit: Etwa drei bis vier Tage und Nächte lang schreit die Katze und wälzt sich auf dem Boden. Wird sie nicht gedeckt, ist alle zwei bis drei Wochen mit einer Rolligkeit zu rechnen. Der Kater beginnt mit Eintritt der Geschlechtsreife das Harnmarkieren und fällt durch einen strengeren Geruch auf.

Katzenschutzverordnung

Um sowohl das Katzenelend zu minimieren als auch Vögel und kleine Tiere zu schützen, hat der Magistrat der Stadt Kelsterbach während der Stadtverordnetenversammlung in dieser Woche eine Katzenschutzordnung beschlossen. Bürgermeister Manfred Ockel betonte: „Wir haben leider immer mehr freilaufende Katzen, die Krankheiten weitergeben und sich immens vermehren. Im Einklang mit anderen Kommunen im Kreis haben wir eine Verordnung beschlossen, um freilaufende Katzen kastrieren zu können. Das in Abstimmung mit anderen Kommunen – vor allem den nördlichen – zu machen, macht Sinn, da Katzen keine Gemarkungsgrenzen kennen. Katzenhalter müssen Verantwortung übernehmen, ihre freilaufenden Katzen kastrieren und impfen zu lassen.“

Ziel der Katzenschutzverordnung ist es, die unkontrollierte Vermehrung freilaufender Katzen einzudämmen, die Anzahl der verwilderten Katzen zu reduzieren und katzenhaltende Personen zu verpflichten, freilaufende Katzen kastrieren, kennzeichnen und registrieren zu lassen. Kastrierte Katzen und vor allem Kater streunen zudem deutlich weniger; damit sinkt die Gefahr von Unfällen. Somit steigt auch die Lebenserwartung kastrierter Katzen im Vergleich zu unkastrierten Freigängern. (ana, Bilder Tierschutzverein Kelsterbach und Katzennothilfe)