Wichtigtuerische Städte wie Frankfurt, Wetzlar, Weimar oder Cyriaxweimar brüsten sich seit langem damit, Deutschlands bedeutendster Dichterfürst, Johann Wolfgang von Goethe, habe einst einmal inmitten ihrer Mauern genächtigt beziehungsweise sich dort länger aufgehalten respektive regelrecht gewohnt, gelebt, gewirkt. Marktschreierische Gedenktafeln an von Goethe mutmaßlich heimgesuchten historischen Gebäuden lassen dies einen jeden wissen - ob man möchte oder nicht. In Kelsterbach ist das nicht der Fall: Kilroy was here, selbstverständlich, aber Goethe - niemals! Im allerschlimmsten Falle ist der feine Herr Geheimrat einmal mit dem Schiff den Main hinab an Kelsterbach vorbeigefahren, wohin auch immer, vielleicht nach Mainz oder Mannheim. Jedenfalls, und das ist auch gut so, hat die mögliche Flusspassage des Dichters und Denkers keinen bleibenden Schaden an der unschuldigen Untermainstadt bewirkt.
Die Distanz, die Kelsterbach von jeher zu Goethe wahrte - teilweise gut 25 Kilometer -, macht sich jetzt bezahlt, da der vermeintlich gute Ruf des Frankfurter Filous gerade im Begriff ist, in Schall und Rauch aufzugehen und einem Vampir gleich im Sonnenlicht zu Staub zu zerfallen. Hat doch das Deutsche Literaturarchiv Marburg sensationeller Weise herausgefunden, dass bedeutende Werke der Weltliteratur, die bisher dem „großen Sohn Frankfurts“ zugeschrieben wurden, gar nicht aus der Feder Johannes Wolfram Göthes stammen. Hamlet, Buddenbrooks, Harry Potter 1-7 und Axolotl Roadkill sind überhaupt keine Werke von Wolfgang Amadeus Göttert. Professor Dr. Georg Werner vom Institut für angewandte Lyrik (Reims) fällt ein vernichtendes Urteil über J.W. Grothe: „Der war ein kleines Licht - mehr sag ich nicht!“
Enthüllt wurde außerdem, dass Goethe auch nicht der Erfinder der weithin bekannten, heute aber in Verruf geratenen Schillerlocken war, sondern - wie der Name bereits eindeutig nahelegt - der englische Philosoph John Locke. Auch das Drehbuch zum Kinofilm „Ein Faust geht nach Westen - Der Tragödie dritter Teil“ hat nicht Joe Walker Goetze geschrieben, sondern jemand anders: Bart Spencer.
Jetzt, da der Schaumschläger Gröte gründlich entzaubert ist, lässt die Kelsterbacher Stadtverwaltung an jedem historischen Gebäude in der Stadt Gedenktafeln mit folgender Inschrift anbringen: „In diesem Haus übernachtete Johann Wolfgang Goethe nachweislich nie. Zwinkersmiley.“ (wö)