Er war eines der bekannten Gesichter Kelsterbachs und hat die Stadt über Jahrzehnte entscheidend mitgeprägt: Ehrenstadtrat Bernhard Wiegand ist in der vergangenen Woche im Alter von 87 Jahren verstorben. „Mit Bernhard Wiegand verlieren wir eine allseits geschätzte und integre Persönlichkeit, der wir in Kelsterbach viele positive Entwicklungen und Entscheidungen in den letzten Jahrzehnten zu verdanken haben“, sagt Bürgermeister Manfred Ockel.
Seinen Lebensweg hat der im thüringischen Bollstedt geborene Kelsterbacher stets in den Fokus des Allgemeinwohls gestellt. 22 Jahre lang, von 1972 bis 1994, gehörte Wiegand dem Magistrat der Stadt Kelsterbach an, von 1981 bis 1989 bekleidete er das Amt des Ersten Stadtrats und war damit Vertreter von Bürgermeister Friedrich Treutel. Wiegand verlieh während seiner Zeit als Mitglied des Magistrats vor allem der Kelsterbacher Schulpolitik und den Bildungsinstitutionen und Ämtern wichtige Impulse.
Beruflich hatte Bernhard Wiegand eine Professur für Maschinenbau an der Fachhochschule Rüsselsheim inne. Seine Spezialgebiete waren Werkzeugmaschinen und Fertigungstechnik. Vorher hatte er Praxiserfahrungen als Ingenieur bei Mercedes gesammelt.
Wiegand war einer der Initiatoren der Städtepartnerschaft mit Baugé in Frankreich und von 1979 bis 1994 Vorsitzender des Verschwisterungskomitees. Bei den Besuchen zu dieser Zeit war er der Delegationsleiter Kelsterbachs. Viele enge Kontakte und Freundschaften kamen zustande. Sein Sohn Bernd Erik Wiegand, der früh in Frankreich mit dabei gewesen war, gestaltet die Partnerschaft bis heute mit, vor allem von Seiten des Turn- und Sportvereins. Dort war Bernhard Wiegand rund 40 Jahre Mitglied.
Zwischen 1975 bis 1994 fungierte er im Vorstand des SPD-Ortsvereins, als Delegierter der Christuskirche gehörte er zwischen 1998 und 2010 der evangelischen Dekanatssynode Rüsselsheim an.
Zwischen 1999 und 2014 leitete Bernhard Wiegand das damals 400-köpfige Volksbildungswerk Kelsterbach (VBW), übernahm von Manfred Müller den Vorsitz. Bis 2014 gab Wiegand dem VBW eine sichtbare Linie, vor allem die spektakuläre archäologische Ausgrabung der römischen Fundstätte Auf der Steinmauer während seiner Zeit als Vorsitzender bleibt haften.
Wiegand sorgte für die Veröffentlichung zahlreicher heimatkundlicher Beiträge und organisierte im Stadtmuseum zahlreiche Sonderausstellungen und Fachvorträge. Gemeinsam mit Karl Schmiedt ging aus einer dieser sehenswerten Sonderausstellungen das Buch „Leben am Fluss“ hervor, in dem das Leben Kelsterbachs am und mit dem Main dokumentiert wurde. Nicht vergessen werden darf das von Wiegand im Jahr 2011 organisierte Jubiläum „250 Jahre Kelsterbacher Porzellan“, das mit einer Sonderedition und der Anwesenheit des Chefs des Hauses Hessen, Moritz Landgraf von Hessen, gebührend gefeiert wurde.
Daneben organisierte Wiegand auch zahlreiche Studien- und Theaterfahrten des VBW sowie das alljährliche Andreasgelage mit Festvorträgen zur Pflege der historischen Verbindung zur Nachbarstadt Frankfurt.
Für seine Verdienste machte ihn der Verein 2014 zum Ehrenvorsitzenden.
Wiegand wurde 1992 mit der silbernen Ehrenplakette der Stadt Kelsterbach bedacht, seit 1998 war er Ehrenstadtrat, 2008 wurde er mit dem Ehrenbrief des Landes Hessen ausgezeichnet und 2016 mit dem Ehrenbrief der Stadt Kelsterbach. (ka)