Am Mittwoch vergangenener Woche lud die Stadtverwaltung zur ersten Bürgerversammlung des Jahres. Mit über 120 Bürgerinnen und Bürgern war das Interesse an der Informationsveranstaltung ungebrochen groß, worüber sich Bürgermeister Manfred Ockel und Stadtverordnetenvorsteher Frank Wiegand sehr erfreut zeigten. In einer kurzen Begrüßung kündigten sie an, dass an diesem Abend nicht nur neue Themen behandelt würden, sondern auch über den aktuellen Sachstand zu Themen vergangener Bürgerversammlungen informiert werde.
Den Anfang machte der neue Kelsterbacher Mängelmelder, der von der bei der Stadtverwaltung dafür zuständigen Mitarbeiterin Stefanie Hartleib vorgestellt wurde. Der Online-Dienst biete die Möglichkeit, konkrete Beschwerden und Anregungen direkt an die Stadtverwaltung zu übermitteln. Besonders häufig gebe es Meldungen über illegale Müllablagerungen, aber auch defekte Wege, Vandalismus, illegales Parken und Lärmbelästigungen seien Gründe für gemeldete Mängel. Nach einer kurzen Einführung in die einfache Handhabung des neuen Mängelmelders kam die Frage auf, wie Menschen, die über keine Mailadresse verfügten, ihre Meldungen der Stadt übermitteln könnten. Darauf antwortete Hartleib, dass es selbstverständlich jederzeit möglich sei, die Mängel auch telefonisch oder persönlich im Rathaus zu melden.
Das nächste Thema betraf die Erfüllung einer kommunalen Pflichtaufgabe. „Wir haben die Aufgabe als Stadt, eine leistungsfähige Feuerwehr aufzustellen“, konstatierte Ockel. Dies sei in der Theorie leichter, als es in der Praxis umsetzbar sei. Derzeit gebe es in Kelsterbach zu wenig Einsatzkräfte, daher sei die Belastung für die aktuell aktiven Freiwilligen extrem hoch. Zudem bestehe die Gefahr, dass die Mannschaft nicht komplett und somit die Einsatzbereitschaft nicht sichergestellt sei. „Wir brauchen dringend weitere Einsatzkräfte, um die Aufgaben der Feuerwehr bewältigen zu können“, so Ockel weiter. Wiegand, selbst seit zweieinhalb Jahren Mitglied bei der Freiwilligen Feuerwehr, fügte hinzu: „Auch als Quereinsteiger kommt man da sehr gut rein. Wir haben eine tolle Kameradschaft und tun etwas für unsere Stadt.“ Es gebe viele Möglichkeiten, sich da einzubringen und er könne jedem nur raten, einmal in einen Übungsabend, der immer mittwochs um 19 Uhr im Feuerwehrhaus im Langen Kornweg 15 stattfindet, reinzuschnuppern.
Auf die Frage nach einer Kinderfeuerwehr für Kinder ab dem Grundschulalter konnte Ockel verkünden, dass diese derzeit aufgebaut werde und noch im Laufe des Jahres an den Start gehen solle. Es sei dafür eigens eine pädagogische Leitung eingestellt worden, die die Kinder betreuen werde.
Punkt Drei auf der Tagesordnung war die kommunale Wärmeplanung, zu der es viele Detailfragen gebe, so Ockel. Daher sei geplant, im zweiten Halbjahr eine Bürgerversammlung speziell zu diesem Thema abzuhalten, bei der dann der aktuelle Sachstand vorgestellt werde und Fachfragen beantwortet werden könnten. Eine kommunale Wärmeplanung sei nötig, da künftig versucht werden müsse, den Wegfall fossiler Brennstoffe aufzufangen, erklärte der Bürgermeister. Das Land Hessen bezuschusse die Erarbeitung der kommunalen Wärmeplanung und ein Fachbüro sei beauftragt, bis zum Ende des Jahres eine Bedarfsermittlung zu erstellen. Auf die Frage, welche Kosten dann auf die Bürger zukämen, antwortete Ockel, dass dies beim derzeitigen Stand der Planung noch nicht beantwortet werden könne. Es sei aber klar, dass sich der Preis bei einer flächendeckenden Umsetzung an den Kosten für fossile Brennstoffe orientieren müsse und es keine exorbitanten Preissteigerungen geben dürfe.
Das vierte Thema des Abends war das Lehrschwimmbecken, dass aktuell noch an die Karl-Treutel-Schule (KTS) angeschlossen ist. Wenn diese umzieht, müsse sich auch das Lehrschwimmbecken von diesem Standort verabschieden. Der Plan sei, es dann an das Sport- und Wellnessbad anzugliedern und damit Synergien bei Wasser und Energie zu nutzen. Es gebe mit SWIMplus ein Förderprogramm des Landes, für das die Stadtverwaltung einen Aufnahmeantrag gestellt habe. Hier stehe die Antwort noch aus, daher könne aktuell auch noch nicht mit der weiteren Planung begonnen werden.
Die Nachnutzung des Altstandortes nach dem Umzug der KTS war ein weiteres Thema der Versammlung. Ockel erklärte, dass auf dem Areal eine Wohnbebauung mit verschiedenen Haustypen geplant sei, die in drei Abschnitten umgesetzt werden soll. Der städtebauliche Rahmenplan dafür liege seit Ende 2024 vor, die Erstellung eines Bebauungsplans, mit dessen Durchführung im Mai oder Juni begonnen werden solle, sei beauftragt. Auch zu diesem Thema werde es noch in diesem Jahr eine eigene Informationsveranstaltung geben, bei der alle Interessierten mit weiteren Informationen versorgt werden könnten. Es wurde gefragt, was nach dem Umzug mit der Mehrzweckhalle Süd geschehe. Ockel antwortete, dass auch diese, wie das alte Schulgebäude und das Lehrschwimmbecken, der Neubebauung weichen müsse. Als Ersatz diene zukünftig die Sporthalle, die derzeit am Neubau der KTS entsteht.
Als nächstes wurde die Entwicklung der Rüsselsheimer Straße vorgestellt. Hier berichtete Ockel, dass der Zuwendungsbescheid von Hessen-Mobil für den Umbau zur verkehrsberuhigten Straße mittlerweile vorliege und nun die Planleistung ausgeschrieben werde. Durch die Verkehrsberuhigung und die Begrünung der Freianlagen solle die Wohnqualität in dem Quartier gesteigert werden.
Mit großem Interesse verfolgten die Anwesenden auch die Neuigkeiten, die Ockel zum geplanten Facharztzentrum zu berichten hatte. Es gebe ausreichend Resonanz von Ärzten und Therapeuten für ein Facharztzentrum auf dem nicht bebauten Areal auf dem Enka-Gelände. „Wir wünschen uns alle dringend ein solches Zentrum, der Bedarf ist sehr hoch“, so der Bürgermeister. Das Ziel sei, die fachärztliche Behandlung in Kelsterbach sicherzustellen, wobei noch nicht ganz klar sei, welche Auswirkungen die jüngst beschlossene Krankenhausreform auf die Pläne habe. Nach Gesprächen mit Staatssekretärin Sonja Optendrenk werde ein interdisziplinäres Facharztzentrum angestrebt. Das bedeutet, dass ein Patient nach einer Eingangsuntersuchung bei Bedarf direkt an den zuständigen Facharzt überstellt wird und nicht erst noch Monate auf einen Termin warten muss. Auf die Frage, wann mit einer Eröffnung des Facharztzentrums gerechnet werden können, prognostizierte Ockel, dass dies frühestens 2028 der Fall sein werde.
Der letzte offizielle Tagesordnungspunkt betraf den Stand der Schulwegeplanung, mit der die Stadt als Schulträger vor zwei Jahren begonnen hat, um mehr Sicherheit für die Schülerinnen und Schüler auf dem Weg zur und von der Schule erreichen zu können. Besonders die vielen Eltern-Taxis an der KTS, die mitunter auf dem Zebrastreifen parken, sowie die sehr schmale Bergstraße seien Gefahrenquellen, die mit verschiedenen Maßnahmen wie Tempo-30-Zonen oder Elternhaltestellen minimiert werden sollen. Es werde nun geprüft, welche Maßnahmen sich konkret umsetzen lassen.
In der abschließenden Fragerunde gab es Wortmeldungen zu Themen wie der zu kurzen Parkzeit, die beim Fachmarktzentrum zur Verfügung steht, sowie zur Grundsteuer B. Nachdem Ockel und Wiegand alle Fragen beantwortet hatten, endete die Veranstaltung mit dem Hinweis darauf, dass die an diesem Abend gezeigte Präsentation auf der städtischen Homepage unter kelsterbach.de/Präsentationen/ heruntergeladen werden kann, sowie auf die nächste Bürgerversammlung, die für den 11. Juni terminiert ist. (sb)