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Kelsterbach aktuell
Ausgabe 21/2024
Seite 2
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Einst sorgte der Pfarrer für lange Schlangen vor der Eisdiele

Bei der ersten Seniorenschifffahrt im Jahr 1973 herrschte großer Andrang; in der Bildmitte Organisator Heinrich Hoffmann

Manfred Becker führte die obligatorischen Polonaisen an, hier im Jahr 2003

Der Damenelferrat sorgte für Stimmung, hier 2005

Entspannung auf dem Sonnendeck: Seniorinnen und Heinrich Hoffmann bei der 1989er Fahrt nach Frankfurt

Die jüngste Seniorenschifffahrt nach Rüdesheim war die insgesamt fünfzigste, die von der Kelsterbacher Stadtverwaltung organisiert wurde. Die erste Fahrt fand im Jahr 1973 mit dem Ziel Wiesbaden-Biebrich statt; „erfunden“ hatte die Veranstaltungsreihe der damalige Leiter des Dezernats II der Stadtverwaltung, Heinrich Hoffmann. „Für die Leute war das vor allen Dingen etwas ganz Neues“, erinnert sich Hoffmann, der die „Schifffahrten für betagte Bürger“, wie man früher sagte, bis zu seiner Pensionierung im Jahr 1989 plante und durchführte. „Bürgermeister Treutel war sehr empfänglich für solche Ideen“, ergänzt Hoffmann. Und so war es auch keine Frage, dass eigens ein Anleger am Kelsterbacher Mainufer installiert wurde, damit die Ausflugsschiffe überhaupt dort festmachen konnten.

Zahlreiche Ziele an Rhein und Main, darunter Mainz, Frankfurt, Nierstein, Eltville, Seligenstadt oder Bacharach, standen auf der Liste der in über fünf Jahrzehnten mit der Schifffahrtslinie der Familie Nauheimer, der Primus-Linie, angesteuerten Ausflugsorte. Vereinzelt habe es sogar kombinierte Bus- und Schiffsreisen gegeben, erinnert sich Manfred Becker, der 1990 den Staffelstab als Organisator der Fahrten von Hoffmann übernommen hatte und sich mehr als zwei Jahrzehnte, bis zu seiner Pensionierung im Jahr 2014, als Hauptverantwortlicher um die Schiffsausflüge kümmerte. Weiter entfernte Ziele wie beispielsweise die Stadt Neckarsteinach, einige Kilometer stromaufwärts hinter Heidelberg am Neckar gelegen, wären anders nicht zu erreichen gewesen.

Die Förderung des Gemeinschaftsgeistes habe bei den Seniorenschifffahrten immer im Vordergrund gestanden, die Menschen den Kontakt in der Gemeinschaft gesucht, sagt Hoffmann. So sei etwa auch gemeinsam gesungen und getanzt worden, teils auch spontan, erinnert er sich. „Man freute sich, wenn auf einmal einer aufstand und sang, der gar nicht im Programm war“, ergänzt er. Ein Unterhaltungsprogramm mit viel Gesang, Tanz, Gesellschaftsspielen und Verlosungen sorgte dafür, dass die gute Laune an Bord nicht abebbte.

Und manche Ausflugsorte lockten mit unwiderstehlichen Verheißungen, so etwa in Seligenstadt das Eiscafé Kaiser, für das der damalige Pfarrer Herbert Köhl den Mitreisenden gegenüber so eifrig schwärmte, dass sich beim Landgang rasch lange Schlangen vor der Eisdiele bildeten. Auch die heiße Fleischwurst in der Frankfurter Kleinmarkthalle oder eine schöne Tasse Kaffee auf dem Liebfrauenberg standen bei den Kelsterbacher Ausflüglern hoch im Kurs, genauso wie ein Bummel auf der Einkaufsmeile Zeil. „Wer kann schon mit dem Schiff einkaufen fahren?“, sagt Hoffmann schmunzelnd.

(wö)