„Geschichte ist überall“ – History-Influencer Mirco Becker besuchte die Stadt- und Schulbibliothek

In der vergangenen Woche war der durch seinen Instagram-Kanal „Damals in Frankfurt“ bekannte Mirco Becker zu Gast in der Stadt- und Schulbibliothek, um den rund 40 Besucherinnen und Besuchern eine ganz besondere Geschichtsstunde zu präsentieren. Für ihn sei es hier so eine Art Heimspiel, so der gebürtige Groß-Gerauer. Denn von 2008 bis 2018 hat er in Kelsterbach für die Deutsche Bahn gearbeitet – zunächst bei Schenker und anschließend bei DB Cargo. Seit 2022 begeistert der 36-jährige Wahl-Frankfurter seine mittlerweile über 100.000 Follower täglich mit spannenden, überraschenden und interessanten Einblicken in die Frankfurter Stadtgeschichte.

Bei der Veranstaltung „101 historische Orte in Frankfurt – Damals in Frankfurt LIVE“ verriet Becker seinem Publikum zunächst, was sein Interesse an der Geschichte Frankfurts überhaupt geweckt hat. Immer wieder sei er in Bornheim an einem Haus in der Arnsburger Straße vorbeigelaufen. Das Gebäude in bester Lage stand schon lange leer und er fragte sich, warum das so sei und warum niemand etwas gegen den sich stetig verschlechternden Zustand des Hauses mache. Er habe dann angefangen zu recherchieren und sei dabei auf die Geschichte von Joseph Wertheim, der das Haus im 19. Jahrhundert erbaute, gestoßen. Wertheim war Besitzer einer großen Nähmaschinenfabrik in Bornheim, an deren Existenz heute nichts mehr erinnert. Becker erkannte, wie wenig er eigentlich über die Stadt, in der er lebt, weiß und wollte das ändern. Er begann in Büchern und Archiven zu recherchieren und stellte schnell fest: „Geschichte ist überall.“ Diese Erkenntnis wollte er mit anderen Frankfurt-Interessierten teilen und so war die Idee für „Damals in Frankfurt“ geboren. Seitdem ist der History-Influencer auf Instagram, Youtube und Tiktok erfolgreich, hat Bücher, einen Kalender sowie ein Memory-Spiel veröffentlicht und tourt mit seinem regelmäßig ausverkauften Live-Programm durch die Region. Sein Ziel: Frankfurts Geschichte erlebbar machen.

Dies gelang ihm bei seinem Gastspiel in Kelsterbach sehr gut. Gebannt lauschten die Gäste in der Bibliothek seinen von zahlreichen Bildern begleiteten Ausführungen. Gemeinsam ging es ins ehemalige Volksbildungsheim, in dem heute das Kino CineStar Metropolis untergebracht ist, in das erste Stadion der Eintracht, dessen für heutige Verhältnisse kleine Zuschauertribüne 1920 noch als gigantisch angesehen wurde, in das alte Stadtbad Mitte, in dem Generationen von Kindern schwimmen gelernt haben, auf die Alte Brücke, die im Verlauf ihrer Geschichte schon 18 Mal zerstört und wieder aufgebaut wurde, in die Kleinmarkthalle, auf den in den 1960ern noch als Parkplatz genutzten Römerberg und auf die Zeil. Auch kuriose Orte wie das Café Wipra, in dem die Gäste von lebenden Tieren wie Papageien, Affen und Fischen umgeben waren, wurden in der knapp zweistündigen Veranstaltung thematisiert.

Becker präsentierte seinen Ausflug in die Frankfurter Stadtgeschichte mit einer Mischung aus hohem Fachwissen, augenzwinkerndem Humor und eindringlichen Momenten. Dabei gelang es ihm sehr gut, immer wieder den Bezug zur Gegenwart herzustellen. Beim Kelsterbacher Publikum kam das sehr gut an, weshalb es am Ende der Veranstaltung nicht nur kräftigen Applaus, sondern im Anschluss auch noch viele angeregte Gespräche gab. (sb)