Titel Logo
Kelsterbach aktuell
Ausgabe 22/2024
Seite 3
Zurück zur vorigen Seite
Zurück zur ersten Seite der aktuellen Ausgabe

Caritas zieht Bilanz

Corona und Krieg erschweren caritative Arbeit

Der Jahresbericht des Caritasverbandes Offenbach/Main e.V. umfasst gleich zwei Jahre, 2022 und 2023, – entsprechend umfangreich fiel die Zusammenfassung aus. Den ersten Teil lesen Sie in dieser Ausgabe, den Folgebericht in der kommenden.

Zwei bewegte Jahres seien es gewesen heißt es gleich zu Beginn. Gemeint sind die Corona-Pandemie sowie der nunmehr über zwei Jahre andauernde Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine, der viele Menschen auch nach Kelsterbach flüchten ließ. Die Caritas betont, dass ihre Leistungen mit den kommunalen der Stadt Kelsterbach sowie weiterer externer Leistungen eng verzahnt sind. Dies bilde das Fundament des integrativen Gesamtkonzepts mit seinem Fokus auf kinder- und familienbezogenen Dienstleistungen und den Zielen, negative Effekte belastender Lebenslagen zu mildern, Bildungsungleichheiten abzufedern und Familiensysteme zu stabilisieren, damit Kinder eine gute Ausgangslage erhalten und sich positiv entwickeln können. Der städtische Raum wird als Ort der Zusammenkunft verstanden, über Klassen, Schichten und Lebenslagen hinweg, um ein resilientes und demokratisches Gemeinwesen zu schaffen.

Die Beratung der Caritas bezieht sich dabei auf die Bereiche Allgemeine Lebensberatung, Sozialberatung und Ausweiserstellung für die Tafel, Ehe-, Paar- und Erziehungsberatung, Schwangerenberatung sowie Kommunale Soziale Arbeit. 2022 startete die Kommunale Soziale Arbeit als Begleitung für Familien in mehrfach belasteten Lebenslagen. Als Orte der Begegnung dienen hierbei das Mehrgenerationenhaus, das von einem Bundesprogramm gefördert wird, sowie das Familienzentrum, das vom Land Hessen gefördert wird.

Auch in der Kinderbetreuung ist die Caritas in den sechs Einrichtungen aktiv: Kinderhaus Don Bosco, Kindertagesstätte und Familienzentrum St. Markus, Kinderhaus St. Elisabeth, Schulkindbetreuung an der Karl-Treutel-Schule, Schulkindbetreuung an der Bürgermeister-Hardt-Schule sowie ab 2024 im neu hinzugekommenen Kinderhaus Maria an der Mainhöhe. Insgesamt macht das für die vergangenen zwei Jahre 587 zu betreuende Kinder.

Neben der Corona-Pandemie, die die Arbeit in festen Gruppen sowie regelmäßige Lolli-Testungen aufzwang, sind der Fachkräftemangel, steigende Fördermittelbedarfe sowie erhöhte Migrationsbewegungen stetige Herausforderungen. Viele Prozesse und Abläufe wurden in einheitliche Standards angepasst, um eine Arbeitserleichterung zu schaffen. Um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken, werden in der Kinderbetreuung durchgehend rund 20 Auszubildende, Erziehende, Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeiter sowie Hauswirtschafter und Hauswirtschafterinnen beschäftigt und ausgebildet. Hinzu kommen Kurzeitpraktika mit jungen Menschen aus der Fachhochschule oder der IGS Kelsterbach sowie junge Menschen, die ein Freiwilliges Soziales Jahr oder ein Jahr Bundesfreiwilligendienst absolvieren.

Seit 2020 bildet die Bildungsarbeit eine eigene Säule in den caritativen Dienstleistungen. In Zusammenarbeit mit Honorar- und ehrenamtlichen Kräften wurde ein umfangreiches, informelles Bildungsangebot geschaffen, das offen für alle Einwohnende und kostengünstig ist. Die Bildungs- und Begegnungsangebote sind Teil der Präventionsarbeit.

Zusammenarbeit im Sozialraum und kommunale Sozialarbeit

Ein wichtiger Baustein für eine gute Kinderbetreuung ist die „Trägerrunde“, bei der es um den Austausch der Beteiligten sowie die Weiterentwicklung des Angebots geht. Hierbei werden auch Kooperationen angestoßen. Aktuell gibt es solche Kooperationen zwischen den Kitas Don Bosco und St. Elisabeth mit der Musikschule für die musikalische Früherziehung. Die koreanische Uri-Gemeinde engagierte sich ebenfalls in ihrem jährlichen ehrenamtlichen Projekt im Kinderhaus Don Bosco. Positiv war auch das 60-jährige Bestehen der Kita St. Markus, das mit einem großen Familienfest 2022 gefeiert wurde.

2022 wurde in einem Pilotprojekt das Arbeitsfeld der Familienbegleiterin initiiert. Im Rahmen der kommunalen Sozialarbeit wurde zunächst eine halbe Stelle bewilligt. 2023 wurde diese auf 1,5 Stellen ausgeweitet. Das Angebot soll eine Lücke im Hilfesystem schließen und Familien präventiv begleiten, um sie vor der Zuspitzung sozialer Probleme zu bewahren. Der Fokus liegt in der Beziehungsarbeit im familiären Netzwerk und soll die Handlungskompetenz in der Erziehung stärken. Das Angebot richtet sich an alle Familien, unabhängig von der finanziellen Situation, und ist präventiver Kindesschutz.

Die kommunale Sozialarbeit wurde ab 2020 als Geflüchteten-Sozialarbeit eingeführt und bietet mittlerweile viele Lösungen von der Kurzzeitberatung bis hin zur Weitervermittlung an andere Fachdienste oder Gruppen- und Projektangebote.

Nach dem Beginn des Angriffskrieges auf die Ukraine wurden dem Kreis Groß-Gerau im März 2022 die ersten Geflüchteten zugewiesen. Die Sozialarbeiter/-innen mussten sich auf sofortige Hilfeleistungen einstellen, dies brachte viele Herausforderungen mit sich. Zudem fanden mehrere kommunal organsierte Ukraine-Kooperationstreffen statt. Da die 1,5 Stellen hier nicht mehr ausreichten, werden sie aktuell durch ehrenamtliche Engagierte, etwa im Bereich der Übersetzung, ergänzt.

Auch die Inanspruchnahme von Beratungen stieg stark an. Waren es 2022 711 Beratungskontakte, wuchs diese Zahl 2023 auf 1037. Den größten Anteil daran hat die Beratung im Bereich „Antrag Sozialgesetzbuch II“, auf die im letzten Jahr rund 155 Stunden entfielen. Die Bewältigung des hohen Beratungsbedarfs wurde mit einer zusätzlichen offenen Sprechstunde aufgefangen.

Ein neu eingeführtes Projekt ist das „Erzähl-Café“, das Frauen alle zwei Wochen mittwochs von 10 Uhr bis 12 Uhr im Mehrgenerationenhaus die Möglichkeit bietet, im geschützten Rahmen über ihre Bedürfnisse zu sprechen. Gleichzeitig kann es als Gelegenheit genutzt werden, die deutschen Sprachkenntnisse zu verbessern.

(ana)