Kurt Rettich und Manfred Friedrich von Geflügel Rettich
Christiane Farnung kommt jede Woche nach Kelsterbach.
Johanna Leitsch weiß seit ihrer Jugend, dass Wochenmärkte frische Lebensmittel in guter Qualität und großer Auswahl bieten - und dieses Wissen hat sie mit nach Kelsterbach genommen.
Rainer Kleber verkauft an seinem Feinkoststand mediterrane Köstlichkeiten und überbrückt so die Zeit bis zum nächsten Urlaub in den Süden.
Peter Deutter schätzt gute Qualität und gute Atmosphäre, deshalb kommt er mit seinen Fischspezialitäten seit zwölf Jahren nach Kelsterbach.
Immer freitags, zu jeder Jahreszeit und seit den späten 1970ern ein Kelsterbacher Original – der Wochenmarkt.
Er ist mehr als nur eine Einkaufmöglichkeit, denn er bietet das, was viele heutzutage vermissen: Kontakte zu anderen Menschen, Zeit für ein Gespräch und gute, regionale Lebensmittel. Darauf können sich Marktbesucher freuen und verlassen. Doch das funktioniert nur so lange, wie genügend Kunden kommen.
Im zweiten Teil dieser Mini-Serie erzählen Marktbeschicker und Kunden, warum Märkte wichtig, aber keine Selbstverständlichkeit sind.
Wir kommen mit unserem Stand schon seit den 70er Jahren auf den Markt. Damals hat den Betrieb noch mein Vater geführt, dann habe ich ihn übernommen und jetzt ist meine Tochter an der Reihe. Wir kommen aus Lautertal im Odenwald.
Wir kommen jede Woche gerne hierher, aber in der letzten Zeit sind weniger Kunden da. Das mag damit zusammenhängen, dass die Supermärkte auch viel im Angebot haben. Manche Produkte sind da bedeutend günstiger. Wenn man jedoch im Supermarkt Produkte mit vergleichbarer Qualität zu unseren Produkten kauft, dann bezahlt man auch genauso viel wie auf dem Markt. Und Qualität ist für uns oberstes Gebot.
Trotzdem haben wir auch hier Kunden, die kommen schon in dritter Generation und kaufen bei uns ihre Eier. Das gibt uns auch Halt, wenn man immer wieder die gleichen Gesichter sieht und weiß, dass die Leute gerne bei uns kaufen.
Unser Sortiment besteht aus Geflügel, Hähnchen, Suppenhühnern, Hähnchenkeulen. Nebenbei haben wir auch noch Wurstwaren, aber unser Hauptgeschäft sind Geflügel und Eier. Im Sommer haben wir zusätzlich Eingelegtes.
Zu Weihnachten bieten wir auch anderes Geflügel an wie Gänse, Puten oder Enten, die alle Freilandtiere bei uns sind. Die ziehen wir alle selbst auf und schlachten sie auch auf unserem Hof. Dadurch haben wir keine Transportwege und bereiten den Tieren keinen zusätzlichen Stress.
Wir sind ein Betrieb, der sich mehr auf die Produktion spezialisiert hat, daher ist unser Sortiment nicht allzu groß, dadurch können wir aber auch eine gleichbleibend hohe Qualität anbieten. Denn die Qualität muss stimmen auf dem Markt.
Wir kommen aus der Nähe von Hühnfeld und seit ungefähr sieben Jahren auf den Kelsterbacher Markt. Uns gefällt es sehr gut hier. Wir verkaufen Nudeln, Eier, Geflügel, zur Wildzeit ab September Wild und Lamm, außerdem Hausmacher-Salate, wie Fleischsalat oder Geflügelsalat und Eiersalat und selbstgemachten Kochkäse.
Die Kundenresonanz geht mal hoch und mal runter, im Moment sind wir ganz zufrieden. Die meisten unserer Kunden kommen vormittags bis 13 Uhr und ab 15 Uhr geht es wieder los. Darunter sind auch viele Stammkunden.
Ich komme ursprünglich nicht aus Kelsterbach. Da wo ich herkomme, gibt es einen sehr großen Wochenmarkt, zu dem ich regelmäßig gegangen bin. In Kelsterbach habe ich aktiv geguckt, ob es ein Angebot gibt. Denn Frankfurt ist mir zu weit, um dort einzukaufen. Und deshalb habe ich gedacht „Gut, Kelsterbach, da wohne ich, dann besuche ich auch hier den Markt“.
Supermärkte sind mir zu unpersönlich. Ich finde den Markt da viel vorteilhafter. Man connectet sich. Zum Beispiel die Käse-Dame, die weiß schon, was ich gerne mag und kann mich dann beraten. Es ist einfach heimeliger und nahbar.
Außerdem gibt es hier Beratung. Die meisten Mitarbeiter beim Gemüsestand können mir hier sagen, welche Sorte Kartoffel sie für welches Gericht empfehlen würden. Oder auch bei der Käse-Kathi, die hat ein sehr großes Sortiment – und das ist wunderbar. Im Supermarkt gibt es Gouda und Emmentaler und ähnliche Sorten, oft mit wenig Geschmack. Ich finde es viel authentischer hier. Ich nutze vier bis fünf Stände regelmäßig: Eier, Gemüse, Obst und Käse – und bei Bedarf auch die anderen.
Ich komme mit meinem Feinkoststand seit 25 Jahren nach Kelsterbach. Ich biete Feinkostsalate, Oliven, Öl, Lavendelhonig und vieles mehr. Morgens bin auf einem anderen Markt und fahre mittags dann nach Kelsterbach. Leider merke ich seit der Eröffnung des nahen Supermarkts einen Einbruch in meinem Umsatz. Aktuell sind die Kundenzahlen leider sehr schwach. Woran das liegt, weiß ich nicht. Viele Kunden kaufen eher zufällig, da fehlen mir die regelmäßigen Kunden.
Ich komme aus Bad Vilbel und mit meinem Stand seit zwölf Jahren auf den Markt. Allerdings komme ich nur nachmittags, da ich morgens auf einem anderen Markt bin und dann erst hierherfahren muss.
Der Markt gefällt mir. Das Publikum ist sehr nett und das ist für mich immer ausschlaggebend. Dadurch, dass ich jedoch später komme, ist der Großteil der Laufkundschaft schon durch. Nachmittags kommen die Leute, die wirklich interessiert sind und das sind mittlerweile meine Stammkunden. Das macht es aber auch so schön, denn dadurch kann man Kontakt zu den Leuten herstellen.
Kontakt ist das, was heute unglaublich schnell verloren geht. Und das ist das Schöne an Wochenmärkten, dass das hier noch funktioniert.
Außerdem ist Regionalität und Exklusivität sehr wichtig. Wir machen zum Beispiel unsere ganzen Salate selbst. Das kann ich anbieten, weil ich einer Einkaufsgenossenschaft angehöre, die aus sieben Selbstständigen besteht. Dadurch kann man Produkte anbieten, die original sind, die einzigartig sind. Das macht für uns auch die Arbeit sehr interessant.
Das Schöne an diesem Markt ist die Auswahl, die präsentiert wird. Man hat Geflügel, einen Metzger, mediterrane Spezialitäten, Obst, Gemüse und Fisch. Man hat von jedem Produkt etwas da. Und vor allem sind die Höfe selbst mit einem Stand vertreten als Direktvermarkter, wo auch selbst geschlachtet wird. Auch wir schneiden die Fischfilets morgens selbst. Ich weiß, ich habe einen guten Fisch, den ich selbst filetiert habe, den ich ersteigert und über Nacht geliefert bekommen habe, der ist also super frisch. Da sind keine Zwischenhändler dazwischen und im Endeffekt auch keine Convenience. Bei den Großmärkten ist es so, dass diese selbst nichts ersteigern. Die kaufen die Filets, die zuvor durch die Versteigerung gegangen sind, danach aufbereitet und wieder verpackt werden. Bis die beim Großhändler sind, sind drei bis vier Tage vergangen. Das ist bei leicht verderblichen Lebensmitteln eine Menge Zeit. Das haben wir an unserem Stand nicht. Die Frische und die Qualität, die man so nicht im Supermarkt bekommt, das macht uns aus.
Außerdem: Alles, was bei uns am Ende des Tages übrigbleibt, verkaufen wir an Hotels und Restaurants. Das ist eine schöne Sache, denn unsere oberste Prämisse war von Anfang an, Tiere nicht umsonst zu töten.
(ana)