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Kelsterbach aktuell
Ausgabe 25/2025
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Falschparker, Fahrradfahrer und Finanzen

Großes Interesse an der zweiten Bürgerversammlung des Jahres

Am Mittwoch vergangener Woche lud die Stadtverwaltung zur zweiten Bürgerversammlung des Jahres. Es waren zwar etwas weniger Interessierte zu dieser Informationsveranstaltung gekommen als zu den vorherigen Bürgerversammlungen, Bürgermeister Manfred Ockel und Stadtverordnetenvorsteher Frank Wiegand zeigten sich in ihren Begrüßungsworten dennoch sehr erfreut über die ungebrochen rege Teilnahme der Kelsterbacher Bürgerinnen und Bürger.

Kommunale Wärmeplanung – Ein Thema für die nächsten Jahrzehnte

Das erste Thema, so Ockel, werde die Stadt über die nächsten Jahrzehnte hinweg beschäftigen. Die Rede ist von der kommunalen Wärmeplanung. Eine kommunale Wärmeplanung sei nötig, da künftig versucht werden müsse, den Wegfall fossiler Brennstoffe aufzufangen, erklärte der Bürgermeister. Das Land Hessen bezuschusse die Erarbeitung der kommunalen Wärmeplanung und ein Fachbüro sei beauftragt, bis zum Ende des Jahres eine Bedarfsermittlung zu erstellen.

Der Hintergrund und aktuelle Sachstand wurde von den zuständigen Mitarbeitern der Stadtverwaltung, Klimaschutzbeauftragter Maximilian Barth und Projektingenieur Nachhaltigkeit Heiko Langelotz, sowie von der Gesamtprojektleiterin Malaika Rahm von der ProjektStadt Integrierte Stadtentwicklung und der technischen Projektleiterin Dagmar Eger von der Ingenieurgesellschaft BCC-Energie GmbH vorgestellt. Ein wichtiger Punkt bei der Vorbereitung sei die Bestandsanalyse, für die um die Mithilfe aller Kelsterbacher Immobilieneigentümer gebeten wird. Durch die Teilnahme an einer datenschutzkonformen Umfrage (der Link ist auf der städtischen Webseite zu finden) soll eine fundierte Datenbasis für die Erstellung der Kommunalen Wärmeplanung geschaffen werden. Daraufhin soll eine Analyse bereits vorhandener Potentiale erstellt werden, bevor mögliche Maßnahmen für die klimaneutrale Wärmeversorgung entworfen werden.

Dem Projektteam sei es wichtig, die Bürgerinnen und Bürger von Anfang an transparent über die einzelnen Schritte und deren Ergebnisse zu informieren, so Rahm. Mit einem Hinweis auf drei stadtteilbezogene Infoveranstaltungen im August sowie einen weiteren Infoabend zum Thema Heizung und Sanitär (die Termine sind auf der städtischen Homepage im Veranstaltungskalender zu finden) wurde zum zweiten Thema des Abends übergeleitet.

Kontrollen von Falschparkern

Die Parksituation im Stadtgebiet hat schon mehrfach für hitzige Diskussionen gesorgt. Viele Bürgerinnen und Bürger empfinden diese als absolute Zumutung und wünschen sich stärkere Kontrollen von Urlaubs- und Fremdparkern durch die Stadtpolizei. Ockel sagte, dass sich die Stadtpolizisten vermehrter Aggression von Seiten der kontrollierten Personen ausgesetzt sehen, so dass oftmals nur ein Einsatz als Doppelstreife möglich sei. Autos könnten auch nicht immer einfach so aus dem Parkraum entfernt werden. Dies gehe nur, wenn sie auf Zebrastreifen oder im absoluten Haltverbot stünden oder Rettungswege behinderten. Bei einem täglichen Durchschnitt von 76 zu bearbeitenden Fällen könne einfach nicht mehr kontrolliert werden. Ockel wies auch auf andere Widrigkeiten hin, etwa die fehlende Handhabe zur Sanktionierung von Fahrzeugen mit ausländischen Kennzeichen.

Ärger über zu schnelle Radfahrer und Sorgenkind ÖPNV

Dritter Punkt auf der Tagesordnung war die Nahmobilität. Hier wurde die Diskussion etwas intensiver, als es um zu schnell fahrende Radfahrer entlang des Mainufers ging. Mehrfach wurde bemerkt, wie gefährlich es dort sei, Kinder frei herumlaufen zu lassen. Der ehrenamtliche Fahrradbeauftragte der Stadt, Roland Rücker, sagte, er teile den Ärger über die Rücksichtslosigkeit einiger Radfahrer. Wo möglich, suche er das Gespräch mit Menschen, die auf ihrem Rad zu schnell unterwegs seien. Auf der positiven Seite wolle er sich aber bei all denjenigen bedanken, die in den letzten Wochen beim Stadtradeln mitgemacht und für ein tolles Ergebnis gesorgt haben.

Ockel erläuterte im weiteren Verlauf die Planung für den Bereich Bergstraße/Höllenstraße, die für mehr Verkehrssicherheit für alle Verkehrsteilnehmer führen soll. Maßnahmen könnten eine Reduzierung auf Tempo 30 und der Wegfall der Linksabbiegerspur in Richtung Höllenstraße sein. Ockel hoffe, im Herbst erste Ergebnisse präsentieren zu können.

Beim Thema ÖPNV ging Ockel unter anderem auf die Frage ein, warum beim Bau der Regionaltangente West (RTW) keine Haltestelle in Kelsterbach vorgesehen sei. Die Entscheidung gegen einen Haltpunkt sei aus zwei Gründen gefällt worden. Zum einen sei dieser nur im Waldabschnitt am Sportpark möglich. Da neben dem Haltepunkt auch entsprechende Infrastruktur hätte errichtet werden müssen, wäre an dieser Stelle der noch verbliebene Rest an Wald komplett verschwunden. Zudem seien mit der Anbindung an die RTW in Form eine Haltpunkts enorme Kosten verbunden. Als Teilgesellschafter müsse man 50 Millionen Euro zuzüglich der gesamten Infrastruktur bezahlen – Tendenz steigend. Das rechne sich nicht, wenn die Möglichkeit besteht, am Flughafen umzusteigen und dort dann die Anbindung etwa an den Industriepark Höchst sowie die nördlich davon angrenzenden Kommunen zu erreichen.

Neues zu Bauprojekten im Stadtgebiet

Als nächstes wurde der aktuelle Stand verschiedener Bauvorhaben vorgestellt. So berichtete der Bürgermeister, dass im derzeit noch brachliegenden Bereich zwischen Dahlienstraße und Oleanderweg eine weitläufige Grünanlage mit Spielplatz, Sportgeräten und Sitzmöglichkeiten entstehen soll. Geplanter Baubeginn sei Sommer oder Herbst 2026.

Auf dem ehemaligen ENKA-Gelände bestehe die Möglichkeit, dass sich dort entlang der Dr.-Max-Fremery-Straße ein Fitnessstudio ansiedelt. Eine Kooperation des privaten Grundstückseigentümers mit einem Fitnessstudiobetreiber aus der Region sei bereits beschlossen, so Ockel.

Auf den mitunter sehr schlechten Zustand der Gehwege nach dem Glasfaserausbau angesprochen, erklärte der Bürgermeister, man habe einen Gutachter beauftragt, die Mängel zu dokumentieren. Es sei klar, dass die Ausbesserung der Mängel von Giganetz und nicht von der Stadt gezahlt werden müssten.

Finanzlage, Kinderarztpraxis und Seniorenheim

Beim Thema Finanzen fand Ockel sehr deutliche Worte. Immer mehr Aufgaben würden den Kommunen von Bund und Land ohne Gegenfinanzierung auferlegt. Wenn es da keine Besserung gebe, müsse an freiwilligen Leistungen und Einrichtungen gespart werden. „Dummerweise sind alle freiwilligen Maßnahmen die, die das gesellschaftliche Leben in einer Stadt ausmachen, ob Kultur, Musik oder Sport“, so Ockel. Fielen die wichtigen freiwilligen Leistungen weg, wäre es nicht mehr möglich, eine lebenswerte Stadt zu gestalten. „Der Kanal ist voll. Wir können keine Spielräume nutzen, wollen aber auch nicht Einrichtungen schließen, die für alle wichtig sind. Das gesellschaftliche Leben innerhalb der Stadt darf nicht sterben“, mahnte der Bürgermeister.

Abschließend wurde noch kurz auf die Zukunft zweier Einrichtungen eingegangen: Das Altenwohnheim in der Moselstraße, das seit Sommer 2024 leersteht und zum 1. April an die Baugenossenschaft übergeben wurde. Aktuell werde die Bausubstanz überprüft und mögliche Varianten für die Zukunft des Gebäudes aufgestellt. Ockel hoffe, dass vielleicht schon in der nächsten Bürgerversammlung von Seiten der Baugenossenschaft mitgeteilt werden könne, wie das Areal weiter entwickelt werden soll. Sicher sei aber, dass es wieder Wohnraum für Senioren bieten soll. Es gebe einen hohen Bedarf an barrierefreiem Wohnen, dem solle hier entsprochen werden.

Die zweite Einrichtung ist die einzige Kinderarztpraxis in Kelsterbach, die in einem Gebäudekomplex untergebracht ist, der zum Rechencampus gehört. Es sei wichtig, dass die Ärztin und ihre Praxis in Kelsterbach gehalten wird, so Ockel. Deshalb stehe die Stadtverwaltung in engem Austausch mit der Kinderärztin und dem neuen Vermieter. Es gebe bereits ein Angebot für den Umzug in neue Räume und er hoffe, dass der Mietvertrag im lauf der kommenden Wochen unterschrieben werde.

Nach zwei Stunden voller Informationen und konstruktiven Diskussionen ging die Bürgerversammlung zu Ende. Die an diesem Abend gezeigte Präsentation mit weiteren Informationen zu den behandelten Themen kann auf der städtischen Homepage unter kelsterbach.de/Präsentationen/ heruntergeladen werden. Die nächste Bürgerversammlung ist für Donnerstag, 6. November, terminiert. (sb)