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Kelsterbach aktuell
Ausgabe 26/2025
Seite 3
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Wollige Umweltschützer

2023 standen sie noch für Porträtaufnahmen parat...

... 2025 war ein Päuschen jedoch verlockender. Immer dabei sind große Trinkwasserreservoirs, damit die Tiere den ganzen Tag gut versorgt sind.

Schafe weiden wieder am Grenzweg

Sie mähen wieder, und zwar im doppelten Sinn. Seit etwas über einer Woche kann man wieder rund 100 Schafe am Grenzweg in Kelsterbach beobachten. Dort gehen sie ihrer Aufgabe nach, die Heideflächen und den Magerrasen im Flora-Fauna-Schutzhabitat kurz zu halten und die Flächen von Birken, Eichen und Kiefern sowie von Brombeersträuchern freizuhalten. Dass dabei auch die Heidepflanzen angeknabbert werden, ist einkalkuliert – und nicht weiter schlimm, denn das bewahrt die Pflanzen vor Verholzung und fördert die natürliche Verjüngung.

„Wir haben das Beweidungsprojekt erstmalig vor zwei Jahren getestet“, sagt Martin Klepper, Leiter des Kelsterbacher Kommunalbetriebs (KKB) und Stadtwaldförster. Als letzterer ist er auch für die Pflege von Wald und Wiesen verantwortlich und hatte sich nach ausgiebiger Planung dafür entschieden, Schafen den Vorzug vor dem Rasenmäher zu geben. „Dies hat den Vorteil, dass alles schonender bearbeitet wird. Fährt ein Traktor zum Mulchen über die Flächen, wird in kürzester Zeit alles klein gehäckselt, auch die darin befindlichen Insekten.“ Eine Heidelandschaft ist eine offene Kulturlandschaft und bedarf einer besonderen Pflege durch den Menschen, denn, so Klepper: „Das auf dieser Fläche unerwünschte Grün verschattet und verdrängt das hier wachsende Heidekraut sowie andere für diesen speziellen Lebensraum typische Gewächse, die es zu erhalten und zu pflegen gilt. Wenn man nichts tut, ist das hier in ein paar Jahren Wald“.

Die Herde aus Schwarzkopf-, Texel-, Merino- und Rhönschafen stammt vom Sonnenhof Rübsamen in Hofheim am Taunus und wird nun für die nächsten rund zwei Monate die 15 Hektar große Fläche am Grenzweg beweiden – so lautet der korrekte Begriff für das Abmähen von Wiesenflächen. Mit dem Ergebnis waren die für den Pflegeplan zuständigen Untere und Obere Naturschutzbehörden sowie der Landschaftspflegeverband Groß-Gerau zuletzt sehr zufrieden. Der Grund, warum im letzten Jahr keine Schafe eingesetzt wurden, ist beim Ausbruch der Afrikanischen Schweinepest zu suchen, sagt Klepper. Diese machte einen Einsatz unmöglich, da hierdurch möglicherweise die Krankheitserreger in andere Gebiete weitergetragen worden wären. Auch die Bedenken, die die Fraport vor zwei Jahren beim erstmaligen Einsatz geäußert hatte, konnten ausgeräumt werden.

Der Flughafenbetreiber fürchtete, dass der Schafdung Vögel wie Stare und Krähen anlocken und dieser wiederum zu Vogelschlag auf der nahegelegenen Nordwest-Landebahn führen könne. Da die Beweidung nun jedoch zeitlich weiter nach hinten verlagert wurde, konnte das Risiko ausgeräumt werden. Der wiederum sehr reichhaltige Dung der Wiederkäuer sorgt für genügend Nährstoffe im Boden, so dass die Heidekräuter in Zukunft gut wachsen können.

Wer die wolligen Umweltschützer beobachten will, kann dies in den nächsten Wochen auf den Flächen rechts und links des Grenzwegs nahe dem Staudenweiher. Die Tiere sind durch einen Elektrozaun geschützt – Spaziergänger werden gebeten, sich von diesem fernzuhalten und die Tiere auf keinen Fall zu füttern. (Text ana, Bilder sb)