Die Bäume erholen sich nach Sturm "Lambert" - aber bleiben immer geschwächt.
Ein Jahr ist es her, dass Sturmtief „Lambert“ von Frankreich kommend über Südhessen hinwegfegte. Die Kelsterbacher Mainanlage traf es besonders schlimm. Hier verursachten Sturm und Starkregen Schäden an den vielen großen, alten Bäumen. Äste brachen, krachten auf die Straße sowie ein geparktes Auto und Straßen wurden ebenfalls überschwemmt.
Die Freiwillige Feuerwehr Kelsterbach war bis in die tiefe Nacht im Einsatz und arbeitete 70 Einsatzstellen ab, auch der Kelsterbacher Kommunalbetrieb war zur Stelle. Insgesamt waren weit über hundert Feuerwehrleute, KKB-Beschäftigte und Rettungskräfte im Einsatz. Und bis heute gibt es einige Nacharbeiten zu erledigen.
Obwohl die Bäume an der Mainanlage wieder saftig grün aussehen und neu ausgetrieben sind, ist das kein reiner Grund zur Freude, erklärt Siegfried Roscher, Abteilungsleiter des Kelsterbacher Kommunalbetriebs (KKB). „Ja, die Bäume erholen sich und treiben aus. Das ist die gute Nachricht. Aber sie werden nie wieder so stabil wie sie einst waren. Bei jedem neuen Sturm, auch wenn er schwächer ist als der im vergangenen Jahr, schwingt die Gefahr mit, dass die Bäume wieder brechen.“
Doch wie kann das möglich sein? Grund dafür sind die vielen neuen Triebe, die dort entstehen, wo vorher ein dicker Ast saß, der „Lambert“ zum Opfer fiel. „Es entstehen zwischen 15 und 30 neue Triebe, die alle miteinander konkurrieren, alle jede Menge Nährstoffe vom Stamm bekommen und sehr schnell lang wachsen, aber dünn sind“, erklärt Roscher, sogenannte Klebtriebe. So muss der KKB ab Herbst einen großen Teil der neuen Triebe wieder entnehmen. Übrig bleiben dann die stärksten Triebe, mit denen eine neue Krone entstehen soll.
„Man muss sich das so vorstellen“, erklärt Roscher, „die neuen Triebe können den alten, dicken Ast nicht ersetzen. Egal wie alt sie werden, sie sind immer nur in der Oberfläche mit dem Stamm verbunden. Sagen wir, der Baum hat 20 Jahresringe und genauso ein dicker Ast. Dieser Ast ist bis in die tiefen Schichten mit dem Baum verbunden. Bricht dieser nun heraus und es wachsen neue Triebe, dann haben diese nur in der äußersten Schicht Kontakt zum Stamm und nicht bis in die tiefen Holzschichten. Diese Äste bekommen aber jeden Wind ab und können diesem oft nicht trotzen.“
Der KKB wird daher ab Herbst mit den Ausdünnarbeiten beginnen. Die Bäume werden dann nicht nur ausgedünnt, sondern auch in der Länge gestutzt. „Diese Arbeit wird sehr arbeits- und kostenintensiv. Wir reden hier immerhin von rund 30 Bäumen“, prognostiziert Roscher. „Leider ist es auch nicht mit einem Mal getan. Wir werden mit dem Baumaufbau an der Mainanlage die nächsten drei bis sechs Jahre beschäftigt sein.“ Alle Hoffnung ruht darauf, dass in dieser Zeit kein neuer Starksturm heranrollt, der diese Bemühungen wieder zunichte macht. (ana, Bild cs)