Seit dem Fund des ersten positiv auf die Afrikanische Schweinepest (ASP) getesteten Wildschweins im Landkreis Groß-Gerau vor rund drei Wochen hat sich die Zahl der nachweislich infizierten Wildschweine mittlerweile auf zehn erhöht. Die sogenannte Restriktionszone, die in einem 15-Kilometer-Radius um den Fundort eines infizierten Wildschweins gezogen wird, musste nach den neusten Funden vergrößert werden. Sie umfasst nun auch Teile der Stadt Darmstadt und des Kreises Bergstraße. Bislang waren Teile des Kreises Groß-Gerau, Offenbach-Land und Darmstadt-Dieburg sowie der Main-Taunus-Kreis und die Städte Frankfurt am Main und Wiesbaden von der Restriktionszone betroffen. Der Kreis Groß-Gerau befindet sich nun vollständig in der Restriktionszone.
Die zuständigen Behörden arbeiten weiterhin mit aller Kraft daran, eine weitere Ausbreitung der ASP zu verhindern. Zentraler Baustein dabei sind die professionellen Hunde- und Drohnenstaffeln aus Hessen sowie dem gesamten Bundesgebiet, die in der Region nach weiteren Kadavern suchen, von denen dann Proben zur Untersuchung genommen werden. Bislang wurden seit Mitte Juni bereits 75 tote Wildschweine beprobt. Der Erreger ist für Menschen ungefährlich. Bei Schweinen verläuft die Erkrankung dagegen fast immer tödlich. Eine Impfung gegen die ASP gibt es nicht.
Um sich ein Bild über die Lage vor Ort machen zu können und um mit den Kräften ins Gespräch zu kommen, besuchten der hessische Landwirtschaftsminister Ingmar Jung und Landrat Thomas Will vergangene Woche in der Kreisverwaltung in Groß-Gerau das Lagezentrum der Firma Training Center Retten und Helfen GmbH (TCRH), die den Einsatz der Hunde- und Drohnenstaffeln koordiniert. Dem Minister war es ein Anliegen, sich auch einen persönlichen Eindruck über die Arbeitsbedingungen in einem der Suchgebiete in der Restriktionszone zu machen. „Was Hund und Mensch hier leisten, ist unvorstellbar und die Arbeitsbedingungen könnten kaum unwirtlicher sein: Hitze, Dornen übersätes Gelände und fortwährende Angriffe zahlloser Mückenschwärme sind ständige Begleiter der Teams in vielen Suchgebieten. Umso mehr möchte ich allen Beteiligten von Herzen danken. Ihre Arbeit und Ihre Einsatzbereitschaft sind von unschätzbarem Wert und tragen maßgeblich dazu bei, die betroffenen Gebiete zu schützen“, betonte Ingmar Jung bei seinem Besuch im Lagezentrum Groß-Gerau.
„Enormer Einsatzwille und gute Organisation sind Garanten zur erfolgreichen Eindämmung der Tierseuche“, sagte Landrat Will. „Ich bin beeindruckt von dem Engagement und der Professionalität der Männer und Frauen, die mit einem hohen Maß an Verantwortung mit ihren Hunden der Aufgabe nachgehen.“ Mehr als 50 Teams seien pro Tag auf der Suche nach toten Wildschweinen unterwegs und trotzten Wetter und Widrigkeiten, Brennnesseln und Brombeersträuchern. Der Ausbruch der ASP stelle an alle Beteiligte hohe Anforderungen, so Will. „Umso schöner, dass in einer solchen Notsituation alle zusammenhalten.“ Will und der Erste Kreisbeigeordnete Adil Oyan lobten nicht zuletzt die „sehr gute Zusammenarbeit“ mit dem Land und dem zuständigen Ministerium. „Ich finde es gut, dass sich Minister Jung persönlich so stark einsetzt“, so Oyan. Die Bekämpfung der Seuche sei eine herausfordernde Gemeinschaftsaufgabe. Oyan zollte den Beschäftigten des Landratsamts und besonders jenen des Veterinäramtes großes Lob: „Hier in der Kreisverwaltung arbeiten alle mit großer Kraft. Wir tun alles, um die Schweinepest einzudämmen.“
Die Arbeit der Hunde- und Drohnenstaffeln ermöglicht es den beteiligten Veterinärbehörden, einen guten Lageüberblick zu generieren und im zweiten Schritt eine sehr genaue und bedarfsgerechte Anpassung der Restriktionszone vorzunehmen. Innerhalb dieser Zone gelten bestimmte Einschränkungen für Jagd und Landwirtschaft, aber auch für die Öffentlichkeit, zum Beispiel die 5-Meter-Leinenpflicht für Hunde. Diese gilt es unbedingt einzuhalten, was auch kontrolliert und bei Nichtachtung mit einem Bußgeld geahndet wird.
Der Hauptgrund für die strikte Leinenpflicht wie auch für die Regelung, dass Spaziergänger und Radfahrer immer auf ausgewiesenen Wegen bleiben sollen, ist der Umstand, dass Hunde Wildschweine aufscheuchen könnten und damit möglicherweise infizierte Wildschweine in Bereiche vertrieben werden, in denen bisher noch keine infizierten Schweine vorhanden sind. Die Tierseuche könnte auf diese Weise immer weiter verschleppt werden. So hätte etwa ein Übergreifen des Virus auf Schweine haltende Betriebe zur Folge, dass alle dort Schweine unverzüglich getötet und beseitigt werden müssen, um die Infektionskette zu durchbrechen.
Für Kelsterbach gilt die Leinenpflicht im gesamten Stadtgebiet, in sämtlichen Grünanlagen, auf Feldwegen und im Stadtwald.
Weitere Informationen sowie die Allgemeinverfügungen sind auf der städtischen Homepage unter www.kelsterbach.de sowie auf der Seite des Kreises unter www.kreisgg.de zu finden.
(ka/kvgg)