Gerade in den Sommermonaten ist im Wald besondere Um- und Rücksicht notwendig.
Für den deutschen Wald sieht es nicht gut aus. Vielerorts haben mehrere Dürrejahre in Folge ihre Spuren hinterlassen, so auch im Kelsterbacher Stadtwald. Die Böden sind ausgezehrt, Bäume und Pflanzen ausgetrocknet. Das absolute Minimum, das die Vegetationsform Wald an Wasser benötigt, liegt bei jährlich etwa 350 bis 400 Litern pro Quadratmeter abhängig von den aufstockenden Baumarten. In Kelsterbach liegt die Niederschlagsmenge durchschnittlich bei jährlich 450 bis 500 Litern pro Quadratmeter. Das ist schon sehr grenzwertig, da nicht alle Bäume mit dieser geringen Wassermenge klarkommen. Besonders betroffen sind Buchen und die nur vereinzelt anzutreffenden Fichten, die im Stadtwald vermehrt absterben.
Erschwerend kommt hinzu, dass bei anhaltender Hitze und Trockenheit in den Sommermonaten die Waldbrandgefahr steigt. Diese wird vom Deutschen Wetterdienst (DWD) in fünf Stufen gegliedert. Bei Stufe Eins besteht eine sehr geringe Gefahr, bei Stufe Fünf eine sehr hohe. Aktuell herrscht im Bereich des Kelsterbacher Stadtwaldes nach einigen extrem heißen Tagen die Warnstufe Vier. Vereinzelt auftretende Regengüsse etwa bei Hitzegewittern sorgen da nur sehr kurzfristig für Entspannung. Nötig wäre länger anhaltender Landregen, doch der ist momentan nicht in Sicht. Sollte dieser auch weiterhin ausbleiben und sich die Lage somit noch verschärfen, könnte es so weit kommen, dass das Hessische Ministerium für Umwelt, Klimaschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz die in Hessen gültigen Alarmstufen A (hohe Waldbrandgefahr) oder B (sehr hohe Waldbrandgefahr) ausruft. Ist das der Fall, werden die betroffenen Gebiete stärker kontrolliert und die technische Einsatzbereitschaft für den Ernstfall sichergestellt.
Dieser Ernstfall kann besonders durch Unachtsamkeit, unvernünftiges Verhalten oder schlichtweg Böswilligkeit sehr schnell eintreten. Denn: Die Ursache für den Großteil aller Waldbrände ist der Mensch. Eine achtlos weggeworfene Zigarettenkippe kann einen Brand ebenso auslösen, wie die Nutzung von Grills und Shishas. Auch das Wildparken ist eine große Gefahrenquelle, da sich durch heiße Katalysatoren und Auspuffrohre trockenes Gras oder Laub entzünden kann. Es können also alle, die sich im Wald aufhalten, dazu beitragen, die Gefahr eines Waldbrandausbruchs so gering wie möglich zu halten, indem man sich an ein paar einfache Regeln hält. Leider ist das zu oft nicht der Fall, wie Martin Klepper, Leiter des für den Stadtwald und Forstbetrieb zuständigen Kelsterbacher Kommunalbetriebs (KKB) gerade in den Sommermonaten immer wieder erlebt: „Der Großteil der Menschen, die sich im Wald aufhalten, ist zwar vernünftig. Aber gerade, wenn es das eigene Wohlbefinden betrifft, dann ist der Unvernunft leider Tür und Tor geöffnet und Verbote werden einfach ignoriert.“
Umso wichtiger ist es, Gefahrenquellen zu Beseitigen. Ein großes Problem dabei ist die enorme Menge an Kronenmaterial, das auf dem Waldboden liegt. Während Stämme zu Bau-, Brenn- oder Industrieholz verarbeitet werden, bleibt die Krone meist liegen. Zwar enthält diese viele für den Boden wichtige Nährstoffe, ist aber gleichzeitig auch eine große Brandlast. Der KKB muss dafür sorgen, dass die Haupt- und Nebenwege von solchem Totholz und anderen Hindernissen befreit werden, damit im Brandfall die Zufahrt für die Feuerwehr zum Einsatzort gewährleistet ist. Auch absterbende Bäume, die auf die Wege zu fallen drohen, müssen gefällt werden. Da dieses Problem immer größer wird, war der KKB in den vergangenen Jahren außerhalb der Kulturpflege fast ausschließlich mit Maßnahmen zur Verkehrssicherung im Kelsterbacher Stadtwald beschäftigt. Dazu gehört auch, das Gras auf den Wegen zu mulchen, damit sich dies nicht durch die Dienstfahrzeuge oder die Maschinen der Waldarbeiter entzündet. Insgesamt müssen etwa 42 Kilometer Hauptwege, 63 Kilometer Nebenwege und 3,5 Kilometer Fußwege regelmäßig kontrolliert und gepflegt werden.
Das sei eine sehr zeit- und kostenintensive, aber eben auch wirklich wichtige Arbeit, so Klepper. Dennoch ist die Gefahr von Bränden nie ganz gebannt. Daher gilt: Wer einen Waldbrand entdeckt, sollte umgehend die 112 anrufen und dabei, wenn möglich, die Nummer des nahegelegenen Rettungspunktes oder noch besser eine GPS-Koordinate mit angeben, damit die Einsatzkräfte so genau als möglich einschätzen können, wo der Einsatzort liegt. Der Versuch, ein entstehendes Feuer selbst zu löschen, sollte nur dann unternommen werden, wenn man sich dadurch nicht selbst in Gefahr bringt.
Kommt es zu einem Waldbrand, dann sei dessen Bekämpfung eine sehr komplexe Sache, konstatiert Klepper. Da müsse Vieles ineinandergreifen. Was genau und wie sich KKB und die Freiwillige Feuerwehr Kelsterbach gemeinsam auf den Ernstfall vorbereiten, darüber wird im nächsten Beitrag dieser dreiteiligen Artikel-Reihe berichtet. (sb)