Wiedehopf von Herbert Zettl
Der Kreis Groß-Gerau beherbergt eine Vielzahl unterschiedlicher Landschaften – von Streuobstwiesen über Auenwälder bis hin zu Sandtrockenrasen. Diese Vielfalt bietet Lebensraum für zahlreiche Tiere und Pflanzen, darunter auch seltene und besonders geschützte Arten. Es ist immer wieder ein besonderes Erlebnis, eine solche Art zu entdecken oder sie sogar zu fotografieren. Doch wie weit darf man dabei gehen? Und ist es ratsam, den genauen Fundort öffentlich zu machen?
Viele Naturfotograf*innen leisten mit ihren Aufnahmen einen wichtigen Beitrag dazu, seltene Arten sichtbar zu machen. Doch das wichtigste Gebot bleibt: Der Schutz der Natur steht an erster Stelle. Unüberlegtes Nähern, das absichtliche Aufscheuchen oder gar das Verändern der Umgebung für ein Foto können ernsthafte Folgen haben.
Was für uns eine kurze Begegnung ist, kann den Bruterfolg einer Art gefährden oder unnötigen Stress verursachen. Übermäßiger Trubel, laute Geräusche oder eine Annäherung mit zu geringem Abstand können dazu führen, dass Tiere ihren Lebensraum verlassen oder ihr Verhalten verändern. Gerade seltene und empfindliche Arten benötigen ungestörte Rückzugsorte, um sich zu vermehren und zu überleben.
Ein anschauliches Beispiel ist der Wiedehopf, einer der auffälligsten Vögel in Deutschland. Mit seinem schwarz-weiß gebänderten Gefieder und der markanten, aufrichtbaren Federhaube ist er unverwechselbar. Dennoch sieht man ihn in freier Wildbahn kaum noch: In Hessen gibt es nur noch etwa 20 bis 40 Brutpaare, bundesweit etwa 800 bis 950. Der Bestand des in Hessen ehemals häufigen Brutvogels hat in den letzten Jahrzehnten deutlich abgenommen und kann aktuell nur durch Naturschutzmaßnahmen erhalten werden. Der Wiedehopf ist nämlich auf offene, warme Landschaften mit lückiger Vegetation angewiesen - wie Streuobstwiesen, in denen er Engerlinge und andere Insekten findet. Dort zieht er seine Jungen in Baumhöhlen auf. Doch während der Brutzeit reagiert er besonders empfindlich auf Störungen: Zu nahes Herantreten kann dazu führen, dass das Brutgeschäft aufgegeben wird.
Der Schutz seltener Arten gelingt demnach nur, wenn alle gemeinsam Verantwortung übernehmen. Das bedeutet auch, sich selbst zurückzunehmen, wo es nötig ist. Seltene Arten dürfen nicht zum Objekt der Störung werden – weder durch das perfekte Foto noch durch zu viel Neugier. Wer sich respektvoll verhält, leistet einen wertvollen Beitrag zum Erhalt unserer einzigartigen heimischen Lebensräume.
Darum hier ein paar Tipps der Unteren Naturschutzbehörde für Beobachtungen und Fotografie in der Natur:
Beobachten und Fotografieren aus sicherer Entfernung: Halten Sie ausreichend Abstand zu Wildtieren und verlassen Sie in sensiblen Bereichen nicht die Wege, um Störungen zu minimieren.
Keine Standortangaben veröffentlichen: Das Teilen von sensiblen Fundorten seltener Arten, z. B. in Sozialen Medien, kann zu ungewollten Störungen führen. Dies gilt sowohl für Tiere als auch für Pflanzen.
Informieren Sie sich vor dem Besuch sensibler Gebiete: Zu Schutzgebieten gibt es Infomaterial zum Abrufen, in der Besonderheiten der Gebiete erklärt werden. Sie können sich außerdem bei der zuständigen Naturschutzbehörde informieren.
Meldung seltener Arten: Fotos und Funddaten (Ort, Datum, Art) können für den Naturschutz wertvoll sein. Nutzen Sie dafür geeignete Meldeportale wie das des Hessischen Landesamts für Naturschutz, Umwelt und Geologie: https://www.hlnug.de/themen/naturschutz/tiere-und-pflanzen/arten-melden (Kreis GG)