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Kelsterbach aktuell
Ausgabe 28/2025
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Caritas stellt Jahresbericht vor

In der letzten Sitzung des Ausschusses für Bildung, Soziales, Kultur, Sport und Integration vor der Sommerpause stand die kommunale Sozialarbeit im Mittelpunkt der zu behandelnden Tagesordnungspunkte. Wie Noureddine Bejjati, neuer Leiter des Teams Migration & Kommunale Sozialarbeit der Stadtverwaltung, erklärte, hat Kelsterbach als Kommune einige Pflichtaufgaben zu erfüllen, zu denen neben der Unterbringung von obdachlosen Menschen auch die Bereitstellung von Kita-Plätzen und Betreuungsangeboten gehören. Caritas und Diakonie seien zwei der starken Kooperationspartner, mit deren Hilfe diese Pflichtaufgaben und weitere freiwillige Leistungen gestemmt werden können. Die Stadt übernimmt dabei die Koordination der Aufgaben, die Kontrolle von deren Umsetzung, die Konzeption von Lösungsansätzen sowie die Kommunikation mit den Kooperationspartnern, um die soziale Arbeit insgesamt wirksam, zielgerichtet und nachhaltig zu gestalten.

Die Diakonie (dazu mehr in der kommenden Ausgabe) sowie der Caritasverband Offenbach/Main e.V., vertreten durch Axel Hechler, Bereichsleitung im Kreis Groß-Gerau, und Rosa Luchini, Leiterin des Caritaszentrum Kelsterbach, stellten dem Ausschuss als Netzwerkspartner ihre Jahresberichte für 2024 vor. Dabei betonten Hechler und Luchini, dass in allen von der Caritas abgedeckten Kernbereichen ein bewegtes Jahr mit steigenden Herausforderungen hinter ihnen liege. Diese Kernaufgaben sind Betreuung, Beratung und Begegnung, ausgeführt von einzelnen Fachbereichen. Die Allgemeine Lebensberatung, die Unterstützung in Bereichen wie der materiellen Existenzsicherung und der Wohnsituation anbietet, wurde sowohl während offener Sprechstunden als auch in Form einer digitalen Beratung intensiv in Anspruch genommen. Ein besonderes Highlight für alle Beteiligten war in diesem Aufgabenbereich die Schulranzen-Aktion für Erstklässler, durch die es Kindern aus einkommensschwachen Familien ermöglicht wurde, für die anstehende Einschulung einen Schulranzen inklusive Erstausstattung zu bekommen.

Ein weiterer wichtiger Baustein im Beratungsangebot der Caritas ist die Schwangerschaftsberatung, die 2024 von 107 Klientinnen im Alter zwischen 15 und 45 Jahren wahrgenommen wurde. Hauptanliegen waren die finanzielle Unterstützung für die Erstausstattung des noch ungeborenen Kindes, Beantragung von Krankenversicherung sowie Hilfe bei der Beantragung von Familienleistungen. Um ein noch breiteres Spektrum an Beratung für schwangere Frauen anbieten zu können, wurde Pro Familia mit an Bord geholt. Es zeige sich immer wieder, dass adäquate Unterstützung nur gewährleistet werden könne, wenn das entsprechende Netzwerk sowie die Zusammenarbeit mit den Behörden funktioniere, so Luchini.

Die kommunale Sozialarbeit der Caritas setzte auch 2024 ihren Fokus auf die Unterstützung von geflüchteten Familien. Dabei wurden vor allem Hilfestellungen bei administrativen Aufgaben wie der Anmeldung im Bürgerbüro, Behördengängen oder dem Ausfüllen von Leistungsanträgen geboten. Diese Unterstützung ist wichtig, um den Menschen die komplexe Bürokratie in Deutschland verständlicher zu machen und ihnen den Neuanfang in Kelsterbach zu erleichtern. Um für dieses besonders herausfordernde Beratungsangebot die notwendige Fachkompetenz bieten zu können, nahmen die Mitarbeiter der Sozialarbeit im vergangenen Jahr wieder an verschiedenen Fortbildungen und Workshops teil.

Die familienbegleitenden Dienste, die 2022 als Bereich der kommunalen Sozialarbeit etabliert wurden, konzentrieren sich auf komplexere Fälle von Familien mit mehreren Problemen. Gesundheit, Schulden und Wohnungsnot sind einige der Bereiche, in denen die Caritas im vergangenen Jahr Unterstützung leisten konnte. Bei diesem Beratungsangebot sei man sehr nah an den Klienten dran und man müsse genau schauen, wo die Caritas helfen kann oder wo gegebenenfalls die Weiterleitung an einen Experten erfolgen muss, erklärte Luchini den Ausschussmitgliedern.

136 Fälle galt es im vergangenen Jahr im Bereich der Ehe-, Erziehungs- und Paarberatung zu bearbeiten. Die Hauptthemen hier waren Trennung, Konflikte, Mediensucht und Eltern-Kind-Beziehung. In diesem Bereich sei ein enger Austausch mit Kitas und Schulen enorm wichtig, da insbesondere Familien mit Kindern im Alter zwischen sechs und zwölf Jahren für dieses Beratungsangebot angemeldet wurden. Ganz besonders der Eintritt in die Grundschule und der Übergang in eine weiterführende Schule stellen einige Kinder und ihre Eltern vor Herausforderungen, die bisweilen zu Anpassungsschwierigkeiten und anderen Problemen führen können, die dann in einer Beratung bearbeitet werden.

Im Bereich Kinderbetreuung ist die Caritas sowohl als Träger mehrerer Kitas, sowie als Verantwortlicher der Schulkindbetreuung an der Karl-Treutel-Schule und an der Bürgermeister-Hardt-Schule (BHS) ein wichtiger und verlässlicher Partner für die Stadt. Wichtigster Meilenstein im Jahr 2024 war die Eröffnung des neuen Kinderhauses Maria. Damit bietet die Caritas nun über 800 Betreuungsplätze für Kita-Kinder in Kelsterbach an. „Wir haben das Glück, gut mit Fachkräften ausgestattet zu sein“, konstatiert Hechler. Daher habe es in Kelsterbach keine Einschränkung der Öffnungszeiten der vier Kitas der Caritas gegeben. Sehr wichtig seien in diesem Bereich die regelmäßigen Leitungstreffen, denn: „Qualität kann man nur gemeinsam erreichen.“ Zudem wurde im vergangenen Jahr das Ziel weiterverfolgt, die Schulkindbetreuung an der BHS zu verstetigen und durch die demnächst anstehende Eröffnung einer fünften Gruppe zu erweitern.

Neben Beratung und Betreuung sind auch Begegnung und Bildung Teile des Caritas-Angebotes. In Kelsterbach finden diese sowohl im Mehrgenerationenhaus als auch im Stadtteilzentrum Mandelhain statt. Die Angebote in diesem Bereich boten auch 2024 wieder zahlreiche Möglichkeiten zur gesellschaftlichen Teilhabe und schufen die Grundlage für ein gelungenes Miteinander.

Tendenzen und Entwicklungen

Überall im Kreis Groß-Gerau sei ein Anstieg des Bedarfs an Beratungs-, Unterstützungs- und Bildungsangeboten zu beobachten. Die Region sei ein Zuzugsgebiet, so Hechler, weshalb die Zahl der Bedarfsgemeinschaften – das sind Familien oder Lebensgemeinschaften, in denen alle Beteiligten Sozialleistungen beziehen – stetig ansteige. Eine erhebliche Armutsproblematik bei Kindern unter 15 Jahren, fehlende Betreuungsplätze in Kitas, steigende psychische Erkrankungen bei Kindern bis 9 Jahren sowie steigende Auffälligkeiten bei Sprache, Fein- und Grobmotorik, die im Zuge der Schuleingangsuntersuchungen festgestellt werden, führen zu einer signifikant steigenden Bedarfslage gerade bei jungen Menschen.

Diesen Entwicklungen könne man nur durch präventive Arbeit entgegenwirken. Früherkennung und durchgängige Unterstützung seien dabei ebenso wichtig wie die Förderung von Chancengleichheit, die Stärkung der Familien durch niederschwellige Beratungsangebote und eine gute Vernetzung der Akteure. Da sei man in Kelsterbach sehr gut aufgestellt, so Hechler. Dennoch sei auch hier insgesamt zu beobachten, dass nicht so sehr die Zahl der Menschen, die auf Hilfe angewiesen sind, ansteige. Es sei vielmehr die Intensität der Problemlagen, die immer mehr zunehme. Die meisten Menschen, die Hilfe der Caritas in Anspruch nehmen, kämen mit multiplen Problemlagen und würden eine längerfristige Unterstützung benötigen, was einen hohen Ressourceneinsatz mit sich bringe. War 2019 noch bei 29 Prozent der Fälle eine größere Netzwerkarbeit notwendig, um zu einem Ziel zu gelangen, war 2024 bei 52 Prozent eine Intensivberatung nötig. Kelsterbach habe früh mit einem breiten Angebot an Beratungsangeboten in Präventionsmaßnahmen investiert, so Hechler abschließend. Auch wenn die Bedarfslage sich hier zunehmend intensiviere, seien bereits die notwendigen Werkzeuge etabliert, um dem präventiv entgegensteuern zu können, was die Caritas weiterhin mit vereinten Kräften verfolgen werde.

Katharina Rathmann von der CDU-Fraktion fügte den Ausführungen der Caritas-Vertreter an, dass diese verdeutlicht hätten, welche wertvolle und wichtige Arbeit die Caritas und die anderen Akteure der kommunalen Sozialarbeit für Kelsterbach leisteten. Dafür wolle sie Danke sagen, was die übrigen Ausschussmitglieder mit einem zustimmenden Applaus bekräftigten. (sb)